Brüssel (Reuters) - EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström rechnet nicht damit, dass die Union die drohenden US-Zölle auf Stahl und Aluminium noch abwenden kann.
Gut eine Woche vor dem Auslaufen der von den USA gesetzten Frist äußerte sie sich am Dienstag pessimistisch, dass es erneut zu einer Verlängerung kommt. Es gebe aus den Washington Signale, dass die bislang für die EU gewährte Ausnahmeregelung nicht über den 1. Juni hinaus ausgeweitet werde, sagte Malmström nach einem Treffen der für Handel zuständigen EU-Minister in Brüssel. Ursprünglich sollten die Stahl- und Alu-Zölle auch für die Europäische Union gelten. Diese erhielt aber nach einer diplomatischen Offensive zwei Mal Aufschub.
Malmström betonte, mehrmals wöchentlich in Kontakt mit US-Handelsminister Wilbur Ross zu stehen, um das Inkrafttreten abzuwenden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier äußerte sich zurückhaltend zu den Erfolgsaussichten. "Ob es zu einem positivem Ergebnis kommt, kann niemand absehen." Aber die EU hätte schon verloren, wenn sie es nicht wenigstens versuchen würde, ergänzte er. EU-Kommissionsvizepräsident Jyrki Katainen bekräftigte im Reuters-Interview die Forderung, die US-Regierung solle die EU dauerhaft von den Zöllen ausnehmen.
Die EU-Staats- und Regierungschefs einigten sich vorige Woche auf einem Gipfel in Sofia auf eine neue Strategie in dem Handelsstreit. So wurden Washington bei einer dauerhaften Zollausnahme für Europa Handelserleichterungen in Aussicht gestellt. Konkret geht es unter anderem um Verbesserungen für amerikanische Flüssiggasexporte nach Europa und einen besseren EU-Marktzugang für amerikanische Autobauer. Malmström zufolge ist aber zweifelhaft, ob der Vorstoß weitreichend genug ist, um die US-Regierung zum Einlenken zu bewegen. US-Präsident Donald Trump hat sich wiederholt über die nach seiner Ansicht unfairen Handelspraktiken anderer Länder beschwert. Die EU-Kommission, die in Handelssachen exklusiv für alle 28 Mitgliedsländer verhandelt, drohte im Fall von US-Zöllen bereits Gegenmaßnahmen an.