Investing.com - Die Kritik an der US-Notenbank bekommt neue Schärfe - und sie kommt aus prominenter Richtung: Kevin Warsh, ehemaliger Fed-Gouverneur und unter Präsident Trump als möglicher Nachfolger von Fed-Chef Jerome Powell im Gespräch, hat sich deutlich zur aktuellen Zinspolitik geäußert. Bei einer Veranstaltung an der Stanford University stellte Warsh am Freitag die grundlegende Strategie der Fed infrage.
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Warsh warnte vor einer zu simplen Interpretation des Verhältnisses zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit. Die weitverbreitete Annahme, dass höhere Arbeitslosigkeit nötig sei, um Preisstabilität zu erreichen, sei ein „grausamer Irrtum“, so Warsh laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Eine solche Denkweise gehöre „weder in ökonomische Modelle noch in die Politik der Notenbank“.
Der frühere Notenbanker, der zwischen 2006 und 2011 im Führungsgremium der Fed saß und seinen Posten damals aus Protest gegen die expansive Geldpolitik aufgab, gilt als möglicher Kandidat für eine Neubesetzung an der Spitze der Zentralbank - insbesondere, falls Präsident Trump tatsächlich einen Wechsel anordnet. Trump hatte Powell in der Vergangenheit mehrfach kritisiert, auch zuletzt wieder.
„‚Too Late‘ Jerome Powell ist ein Dummkopf, der keine Ahnung hat“, hatte Trump am Donnerstag erklärt. „Aber abgesehen davon mag ich ihn sehr gern“, fügte er mit gewohntem Sarkasmus hinzu.
Die US-Notenbank hatte am Mittwoch ihren Leitzins erneut unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Angesichts der Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik - etwa durch Zölle - will die Fed vorerst abwarten. Die Maßnahmen könnten einerseits preistreibend wirken, andererseits aber das Wachstum bremsen.
Powells Amtszeit als Fed-Vorsitzender läuft noch bis Mai 2026. Ob er sie vollständig ausfüllen wird, ist angesichts des politischen Drucks offen.