Brüssel/Tallinn (Reuters) - Trotz der massiven Geldspritzen der EZB zieht die Inflation im Euro-Raum nur leicht an.
Die Verbraucherpreise stiegen im August um 1,5 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Montag auf Basis endgültiger Daten mitteilte. Im Juli lag das Plus noch bei 1,3 Prozent.. Für Preisauftrieb sorgte insbesondere Energie: Sie verteuerte sich mit 4,0 Prozent weit stärker als im Juli mit 2,2 Prozent. Auch Tabak kostete mehr als im Vormonat.
Die Europäische Zentralbank (EZB) verfehlt damit dennoch weiter ihr Ziel von knapp zwei Prozent Inflation. Diese Marke gilt als ideal für die Konjunktur. Die EZB prüft derzeit angesichts des anhaltenden Aufschwungs in der Euro-Zone die Zukunft ihres vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihen-Kaufprogramms, das auf 2,28 Billionen Euro angelegt ist. Es ist momentan das schärfste Schwert der Währungshüter im Kampf gegen die unerwünscht niedrige Inflation.
Sie versuchen damit, die Wirtschaft anzuschieben und für einen stärkeren Preisauftrieb zu sorgen. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Notenbank im Oktober ein Abschmelzen des Volumens der monatlichen Käufe ab kommendem Jahr beschließen dürfte. EZB-Ratsmitglied Ardo Hansson plädiert dafür, die anstehenden Beschlüsse zu einer Neuausrichtung zu nutzen.[nL5N1LZ2B4] Einige geldpolitische Instrumente nutze die EZB ja bereits, sagte der estnische Notenbankchef der Nachrichtenagentur Reuters: "Vielleicht können wir noch einige zusätzliche einbringen, die berücksichtigt werden sollten."
So könne zum Beispiel der Zinsausblick der EZB präziser gefasst werden. Zudem sei eine Diskussion lohnenswert, ob die Option einer Reduzierung der Anleihenkäufe darin aufgenommen werden sollte und nicht nur wie bisher eine mögliche Erweiterung. Die EZB sollte bei der Vermittlung ihrer Geldpolitik von einem "übertriebenen Fokus" auf die Wertpapierkäufe wegkommen, so Hansson.
In Estland lag die Inflationsrate zuletzt mit 4,2 Prozent weit über dem EU-Durchschnitt. In Spanien und auch in Belgien wurde die Zwei-Prozent-Marke erreicht, in Deutschland lag die Teuerungsrate im August mit 1,8 Prozent noch leicht darunter. Weit unterdurchschnittlich war der Preisauftrieb in Frankreich (1,0 Prozent), Italien (1,4) und Finnland (0,8).