Frankfurt, 10. Nov (Reuters) - Die Pläne Chinas für ein
umfassendes Konjunkturprogramm haben dem deutschen Aktienmarkt
zum Wochenbeginn auf die Sprünge geholfen. Getrieben von
Industrie- und Chemiewerten stieg der Dax<.GDAXI> bis zum
Montagmittag um 3,5 Prozent auf 5110 Zähler.
Die chinesische Regierung will wegen der Finanzkrise bis
2010 die heimische Wirtschaft mit umgerechnet rund 460
Milliarden Euro stützen. Das Geld solle vorrangig in
Infrastruktur- und Sozialprojekte investiert werden. "Es wäre
verfrüht, von Konjunkturzuversicht zu sprechen, aber da die
Stimmung vorher so schlecht war, dass man schon fast eine
Depression erwartet hat, wirkt so eine Nachricht natürlich erst
einmal sehr positiv", sagte Aktienstratege Markus Reinwand von
der Helaba. Auch die asiatischen Börsen schnellten nach oben,
der Ölpreis zog um vier Prozent an, Kupfer
verteuerte sich um acht Prozent.
HOFFEN AUF ANZIEHENDE NACHFRAGE TREIBT STAHLWERTE
Europaweit sehr begehrt waren Stahlwerte:
ThyssenKrupp stiegen in Frankfurt um 11,5 Prozent und
waren damit größter Gewinner im Leitindex. Salzgitter
führten mit einem Plus von mehr als zwölf Prozent die
Gewinnerliste im Nebenwerteindex MDax<.MDAXI> an. In Paris
verteuerten sich die Titel des weltgrößten Stahl-Produzenten
Arcelor-Mittal zeitweise um mehr als 20 Prozent. "Die
Chinesen können durch das Konjunkturprogramm mehr zu Hause
absetzen und werden nicht mehr so viel Stahl nach Europa
exportieren", erläuterte ein Börsianer. Auch Industriewerte wie
Siemens profitierten von den Nachrichten aus China.
VERLUSTE VON DRESDNER BANK DRÜCKEN ALLIANZ
Auf die Zwischenbilanz der Allianz reagierten
Anleger mit Verkaufsaufträgen. Belastend wirkte Börsianern
zufolge vor allem der mit 834 Millionen Euro unerwartet hohe
operative Quartalsverlust der Tochter Dresdner Bank.
"Bilanzierungsregeln als Retter in der Not", kommentierte
Analyst Robert Mazzuoli von der LBBW. Ohne Anwendung der jüngst
gelockerten Regeln wäre bei der Dresdner ein Milliardenverlust
aufgelaufen. Am Mittag lagen die Titel gut zwei Prozent im Minus
und waren damit neben VW die einzigen Verlierer im Dax.
Volkswagen-Aktien lagen 1,4 Prozent im Minus. "Bei VW gilt nach
wie vor die inzwischen gängige Regel - immer umgekehrt zum
Markt", bemerkte ein Börsianer.
Im Verlauf dürfte Börsianern zufolge die Deutsche
Post in den Fokus der Investoren rücken. "Spannend
wird vor allem, in welchem Umfang sie sich aus dem
US-Expressgeschäft zurückziehen", sagte ein Börsianer. Die
"Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hatte berichtet, dass
in den USA 20.000 Post-Arbeitsplätze abgebaut werden könnten.
Post-Aktien lagen am Mittag im Trend des Gesamtmarktes drei
Prozent höher.
Gefragt waren auch die im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI>
gelisteten Titel von Bilfinger Berger, die sich nach
Bekanntgabe der Neun-Monats-Zahlen um 7,8 Prozent verteuerten.
Börsianer hoben hervor, dass der Baukonzern trotz des
schwierigen Umfelds seine Prognosen für 2008 hochgeschraubt
hatte.
(Reporter: Kirsti Knolle; Redigiert von Georg Merziger)