(neu: aktualisierte Kurse)
Frankfurt, 10. Nov (Reuters) - Das chinesische
Konjunkturprogramm hat auch dem deutschen Aktienmarkt zu
Wochenbeginn auf die Sprünge geholfen. Getrieben von Industrie-
und Chemiewerten stieg der Dax<.GDAXI> am Montag bis zum
Nachmittag um rund drei Prozent auf 5085 Zähler.
Die chinesische Regierung will wegen der Finanzkrise bis
2010 die heimische Wirtschaft mit umgerechnet rund 460
Milliarden Euro stützen und vor allem in Infrastruktur- und
Sozialprojekte investieren. "Es wäre verfrüht, von
Konjunkturzuversicht zu sprechen, aber da die Stimmung vorher so
schlecht war, dass man schon fast eine Depression erwartet hat,
wirkt so eine Nachricht natürlich erst einmal sehr positiv",
sagte Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba. Auch die
asiatischen Börsen schnellten nach oben, der Ölpreis zog
um vier Prozent an, Kupfer verteuerte sich um acht
Prozent.
HOFFNUNG AUF ANZIEHENDE NACHFRAGE TREIBT STAHLWERTE
Europaweit sehr begehrt waren Stahlwerte:
ThyssenKrupp stiegen in Frankfurt um mehr als zehn
Prozent und waren damit größter Gewinner im Leitindex.
Salzgitter führten mit einem Plus von mehr als vierzehn
Prozent die Gewinnerliste im Nebenwerteindex MDax<.MDAXI> an. In
Paris verteuerten sich die Titel des weltgrößten
Stahl-Produzenten Arcelor-Mittal zeitweise um mehr als
20 Prozent. "Die Chinesen können durch das Konjunkturprogramm
mehr zu Hause absetzen und werden nicht mehr so viel Stahl nach
Europa exportieren", erläuterte ein Börsianer. Auch
Industriewerte wie Siemens profitierten von den
Nachrichten aus China.
POST-ROSSKUR FÜR US-GESCHÄFT GIBT AKTIEN AUFTRIEB
Pläne zum Rückzug aus dem nationalen US-Expressgeschäft
trieben die Aktien der Deutschen Post an. Sie gehörten
mit einem Plus von 8,7 Prozent auf 10,17 Euro zu den größten
Gewinnern im Dax<.GDAXI>. "Die Leute sind froh, dass sich die
Post endlich von diesem Verlustbringer trennt", sagte ein
Händler. Rund 15.000 DHL-Mitarbeiter sollen entlassen werden.
"Die angekündigten Maßnahmen sind notwendig, um das Kosten- und
Performance-Problem des Konzerns wieder unter Kontrolle zu
kriegen", kommentierte ING-Analyst Axel Funhoff.
VERLUSTE VON DRESDNER BANK DRÜCKEN ALLIANZ UND COBA
Auf die Zwischenbilanz der Allianz reagierten
Anleger hingegen mit Verkaufsaufträgen. Belastend wirkte
Börsianern zufolge vor allem der mit 834 Millionen Euro
unerwartet hohe operative Quartalsverlust der Tochter Dresdner
Bank. "Bilanzierungsregeln als Retter in der Not", kommentierte
Analyst Robert Mazzuoli von der LBBW. Ohne Anwendung der jüngst
gelockerten Regeln wäre bei der Dresdner ein Milliardenverlust
aufgelaufen. Allianz-Titel verloren mehr als zwei Prozent. Die
Papiere der Dresdner-Käuferin Commerzbank gaben mehr
als 3,6 Prozent nach. "Die Frage ist, ob die Commerzbank mit der
Dresdner die Finanzkrise gut übersteht", sagte Bankenexperte
Dirk Becker von Landesbanki Kepler.
Unter den europäischen Großbanken gehörten die Aktien der
spanischen Santander mit einem Minus von sechs Prozent
zu den größten Tagesverlierern, nachdem das Institut
überraschend eine Kapitalerhöhung angekündigt hatte.
An den US-Börsen zeichnete sich am Nachmittag eine positive
Eröffnung ab. Vorbörslich lagen die Aktien des
Versicherungsriesen AIG mehr als 20 Prozent im Plus. Die
USA wollen dem Konzern wegen des größten Quartalsverlusts seiner
knapp 90-jährigen Geschichte ein weiteres Hilfspaket im
Gesamtvolumen von 150 Milliarden Dollar zuschießen.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Georg Merziger)