Eine gute Infrastruktur ist essentiell für die wirtschaftliche Entwicklung eines Staates.
In den Schwellenländern steht deshalb der Auf- und Ausbau der Infrastruktur im Vordergrund, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Es geht um den Bau von Straßen, Eisenbahntrassen, Flughäfen, Schulen, Krankenhäusern, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie um die Verbesserung der Energie- und Wasserversorgung.
In den Industriestaaten geht es dagegen im Wesentlichen um Instandhaltung. Der Brückeneinsturz in Genua hat gezeigt, welche Folgen die Vernachlässigung der Instandhaltung der Infrastruktur haben kann. Auch in Deutschland sind 13% der 39.600 Brücken an Bundesfernstraßen in einem mangelhaften bis ungenügenden Zustand und müssen dringend saniert werden. Ähnliches gilt für etliche Eisenbahnbrücken, die zum Teil mehr als 100 Jahre alt sind.
Der Handlungsbedarf ist enorm
Dies belegen mehrere Expertenprognosen: Bis 2040 soll die Stromerzeugung weltweit um 45% steigen. Zudem schreitet die Urbanisierung voran. Schon jetzt leben 4,2 Mrd. Menschen in den Städten, und bis 2050 könnten weitere 2,5 Mrd. hinzukommen. Aber auch der Luftverkehr wird rasant zunehmen. Bis 2036 wird mit einem Anstieg der Passagierzahlen von 4,1 auf 7,8 Mrd. gerechnet. Um die Probleme zu bewältigen, sind gewaltige Investitionen nötig.
Experten gehen von einem Volumen von 94 Bio $ bis 2040 aus. Die Bauindustrie darf also optimistisch in die Zukunft schauen. Besonders lukrativ ist das Geschäft mit Mautstraßen. Denn der Betrieb dieser Straßen sorgt jahrzehntelang für stetige Mittelzuflüsse, die in der Regel entsprechend der Inflationsentwicklung auch steigen. Gewinner des Infrastrukturbooms sind aber nur die Konzerne, die ihr Fachkräfteproblem in den Griff bekommen.
Fazit
Grundsätzlich spielen die hohen Investitionen in die Infrastruktur den klassischen Baukonzernen wie Heidelbergcement, Hochtief, LafargeHolcim (SIX:LHN) und Strabag (VIE:STRV) in die Karten. Heidelbergcement muss sich aber in der zweiten Jahreshälfte kräftig anstrengen, um sein ambitioniertes Ergebnisziel zu erreichen. Und bei LafargeHolcim ist es nach wie vor die Syrien-Affäre, die die Kursentwicklung belastet. Bei Strabag haben dagegen Halbjahreszahlen und Ausblick überzeugt.
Der Fachkräftemangel könnte den Österreichern aber einen Strich durch die Rechnung machen. Meine Nummer 1 ist Hochtief. Der Konzern hat zum einen seine Position im lukrativen Mautstraßen-Bereich durch die Abertis-Übernahme verbessert. Zum anderen profitiert Hochtief über seine Tochter Cimic vom Bauboom in der Region Asien-Pazifik. Zu meinen Favoriten gehört weiterhin auch STEICO. Sobald die Sonderabschreibung für die energetische Sanierung von Gebäuden verabschiedet ist, sollte die Aktie wieder Fahrt aufnehmen.
Die Beobachtung von Westag & Getalit (F:WUGG) werde ich beenden, wenn die Übernahme durch die niederländische Broadview Holding in trockenen Tüchern ist. In die Aktien-Analyse neu aufgenommen habe ich die HELMA Eigenheimbau. Der Anbieter von schlüsselfertigen Ein- und Zweifamilienhäusern wächst seit mehr als 10 Jahren kontinuierlich, ist niedrig bewertet und bietet eine attraktive Dividendenrendite.
Ein Beitrag von Volker Gelfarth.