Brüssel/Athen (Reuters) - Die Verschuldung der meisten europäischen Länder geht zurück, doch ausgerechnet Schlusslicht Griechenland fällt weiter zurück.
Der Schuldenstand des mit Milliardenkrediten vor der Pleite bewahrten Staates stieg 2018 auf 181,1 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, wie aus am Dienstag veröffentlichten Daten der Statistikbehörde Eurostat hervorgeht. Das ist der bei weitem höchste Wert in der Euro-Zone, dem nur Italien mit 132,2 Prozent nahekommt. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich der öffentliche Schuldenstand in der Währungsunion auf 85,1 Prozent. Auch in der gesamten EU ging er zurück: von 81,7 im Jahr 2017 auf 80,0 Prozent im vorigen Jahr.
Deutschland kam 2018 auf 60,9 Prozent: 2017 waren es hierzulande 64,5 Prozent und in Griechenland 176,2 Prozent. In den EU-Verträgen ist eine Obergrenze von 60 Prozent festgelegt. Die weiter nach oben getriebene Verschuldung in Griechenland geht vor allem auf weitere Kredithilfen der Euro-Partner für das krisengeplagte Land zurück. Zuletzt wuchs die griechische Wirtschaft aber in den meisten Quartalen wieder. Die Regierung in Athen will daher Milliarden-Kredite des Internationalen Währungsfonds vorzeitig zurückzahlen.
Es geht dabei um rund 3,7 Milliarden Euro, die dieses und nächstes Jahr fällig würden. Der Euro-Rettungsschirm ESM hat bereits signalisiert, dass er eine frühzeitige Ablösung der Kredite für sinnvoll hält. Deutschland und die Niederlande sind Insidern zufolge dagegen skeptisch, weil sie den Rückzug des IWF aus der Kontrolle von Wirtschaftsreformen befürchteten. Die Regierung in Athen hat zuletzt die Vorgaben der Kreditgeber stets übertroffen: 2018 erzielte sie laut Finanzministerium einen Primärüberschuss - also ohne Zinszahlungen - von 4,3 Prozent. Gefordert waren jedoch nur 3,5 Prozent. Bereits in den drei Vorjahren war dieser Überschuss höher als verlangt.
Griechenland hatte 2010 wegen eines sehr hohen Haushaltsdefizits und einer am Boden liegenden Wirtschaft den Zugang zu den Kapitalmärkten verloren. Seitdem musste es mit Milliarden-Krediten gestützt werden. Die europäischen Partner und der Internationale Währungsfonds (IWF) forderten im Gegenzug dafür aber viele Reformen, vor allem in Verwaltung und Wirtschaft. Im Sommer 2018 endete das Hilfsprogramm.