Investing.com - Jamie Dimon, Vorstandschef von JPMorgan (NYSE:JPM) Chase, hält eine Phase der Stagflation in den USA für möglich. Geopolitische Spannungen, Preisauftrieb und steigende Haushaltsdefizite könnten laut Dimon dazu führen, dass sich das wirtschaftliche Umfeld in den Vereinigten Staaten spürbar eintrübt. Das sagte der Manager am Donnerstag gegenüber Bloomberg Television bei einer Veranstaltung des Instituts in Shanghai.
Die US-Notenbank gehe mit der aktuellen Lage angemessen um, so Dimon. Die Federal Reserve hatte den Leitzins zuletzt unverändert gelassen und damit signalisiert, die Wirkung jüngster Entwicklungen zunächst beobachten zu wollen. Hintergrund ist unter anderem die Unsicherheit über die Auswirkungen neuer US-Zölle.
Während jüngste Konjunkturdaten eine gewisse Widerstandskraft der US-Wirtschaft nahelegen, warnte die Fed zugleich vor zunehmenden Inflationsrisiken und einem schwächeren Arbeitsmarkt. Zudem zeigen Umfragen, dass sich die Verbraucherstimmung zuletzt eingetrübt hat. Auch die Inflationserwartungen seien wegen der Handelsmaßnahmen gestiegen.
„Ich glaube nicht, dass wir uns in einem Sweet Spot befinden“, sagte Dimon. Die aktuellen Wachstumsdaten ließen nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung zu. Die Gefahr, dass die Inflation steige und es zu Stagflation komme, sei aus seiner Sicht größer als gemeinhin angenommen.
Stagflation bezeichnet eine Phase, in der das Wirtschaftswachstum schwach ist, die Inflation aber hoch bleibt – ein Szenario, das als besonders schwierig für die Geldpolitik gilt.
Zölle und Haushaltsdebatte sorgen für Unsicherheit
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April neue sogenannte „reziproke“ Zölle angekündigt, die sowohl Partnerländer als auch Rivalen betreffen. Zwar wurden einige Maßnahmen vorübergehend ausgesetzt oder reduziert – etwa gegenüber China –, die grundlegenden Zölle auf Stahl, Aluminium und Automobile bleiben jedoch bestehen. Analystenschätzungen zufolge liegt die effektive Zollquote in den USA damit inzwischen höher als zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit und auf dem höchsten Stand seit den 1930er-Jahren.
Dimon äußerte sich auch zur innenpolitischen Lage in den USA. Die Debatte um ein umfangreiches Steuer- und Ausgabenpaket im Kongress müsse möglichst bald abgeschlossen werden, sagte er. Gleichzeitig warnte er davor, das anhaltende Defizitproblem zu ignorieren.
Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem eine Verlängerung der Steuererleichterungen aus dem Jahr 2017 sowie Entlastungen bei Trinkgeldern und Autokrediten vor. Geplant sind zudem höhere Ausgaben für Verteidigung und Grenzsicherung. Auf der anderen Seite soll es Kürzungen bei Sozialprogrammen für einkommensschwache Haushalte geben.
Unabhängige Haushaltsanalysten gehen davon aus, dass das Paket die US-Staatsverschuldung um weitere drei bis fünf Billionen US-Dollar erhöhen könnte. Derzeit liegt der Schuldenstand bei rund 36,2 Billionen Dollar.
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