BERLIN (dpa-AFX) - Im deutschen Schienennetz werden im kommenden Jahr lediglich rund 66 Kilometer Gleise mit elektrischen Oberleitungen ausgestattet. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Damit blieben Bund und Bahn auch 2025 deutlich unter dem notwendigen Oberleitungsausbau für das Erreichen der eigenen Ziele zurück.
Gibt es auf einer Strecke keinen Strom, fahren die Züge dort meistens mit klimaschädlichem Dieselantrieb. Bis 2030 will der Bund rund 75 Prozent des Schienennetzes mit Fahrstrom versorgen. Derzeit liegt der Anteil bei um die 60 Prozent. Weil besonders stark befahrene Strecken in der Regel eine Oberleitung haben, liegt der Anteil des Schienenverkehrs, der elektrisch angetrieben wird, mit 90 Prozent deutlich höher.
Rund 600 Kilometer pro Jahr wären notwendig
Um das Regierungsziel zu erreichen, müssten nach Berechnungen des Interessenverbands Allianz (ETR:ALVG) pro Schiene sowie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) pro Jahr zusätzlich rund 600 Gleiskilometer Elektroleitungen erhalten. In den vergangenen 13 Jahren kamen im Schnitt lediglich rund 80 Kilometer im Jahr hinzu.
"Elektrifizierung macht die Bahn nicht nur umweltfreundlicher, sie steigert auch die Kapazität und nützt so unmittelbar den Bahnkunden", teilte der Linke-Abgeordnete Victor Perli mit. "Aber die Zahlen bestätigen einmal mehr, dass die Ampel bei der Elektrifizierung der Schiene über schöne Worte nicht hinausgekommen ist." Die inzwischen zerbrochene Koalition aus SPD, Grünen und FDP verfehle ihr Ziel krachend. Nun müsse es darum gehen, die finanziellen Mittel für die geplante Elektrifizierung im kommenden Jahr schnell zu sichern.
Fokus liegt derzeit nicht auf Neu- und Ausbau
Ähnlich schleppend läuft es beim Ausbau des Schienennetzes. Im kommenden Jahr soll das Gleisnetz laut Ministeriumsantwort um lediglich 71 Kilometer wachsen. Allerdings betonen Bund und Bahn schon seit langem, dass sie den Fokus derzeit vor allem darauf legen, das Bestandsnetzes zu sanieren und modernisieren, anstatt es auszubauen.
Bis 2030 will die Bahn unter anderem mehr als 40 vielbefahrene Schienenkorridore umfassend sanieren. Dadurch soll der Bahnverkehr wieder deutlich zuverlässiger laufen. Im Oktober war erneut mehr als jeder dritte Fernzug verspätet unterwegs. Bis 2027 strebt die Bahn wieder eine Pünktlichkeit von rund 75 Prozent im Fernverkehr an.