FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngste Rekordjagd an der Wall Street basiert nicht nur auf der Flutung der Märkte mit billigem Zentralbankgeld. Vielmehr sorgen auch handfeste Argumente für Fantasie: So könnten sich die USA wieder zu einem starken Industrieland wandeln, und zwar dank der günstigen Energiequelle Erdgas. Die neuartige Förderung dieses Rohstoffs aus Gesteinsporen, das so genannte 'Fracking', ist in den USA weitaus weniger umstritten als in Deutschland. Anleger können auf dem Umweg über die Aktienmärkte von diesem Trend profitieren, sagte Heiko Löschen, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Packenius, Mademann & Partner, am Freitag im Gespräch mit dpa-AFX.
Frage: Inwiefern kann Fracking zur Wiederauferstehung der USA als Industrienation beitragen?
Löschen: 'Die unterirdischen Gasvorkommen sind so hoch, dass die Energiekosten in den USA fallen dürften. Somit können Pipelines 'billiges' Gas an die Fabrikationsstandorte bringen und zu deutlichen Senkungen der Produktionskosten führen, und zwar insbesondere bei energiehungrigen Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe wie Chemie- und Stahlunternehmen.
Man kann hier durchaus von einer 'Jahrhundertchance' für die USA sprechen. Das war das Thema auf der 'Industrial Conference' in den Vereinigten Staaten im Februar. Es liegen alleine im Chemiesektor 20 Anträge auf Aufbau von Produktionsanlagen in den USA vor. Es dauert im Schnitt fünf Jahre, bis diese produktionsbereit sind.'
Frage: Welche Chancen ergeben sich daraus für Aktienanleger?
Löschen: 'Da der Aufbau der Produktionsanlagen mehrere Jahre in Anspruch nimmt, profitieren zuerst die Infrastrukturfirmen, die dieses Anlagen aufbauen, und dann die produzierenden Unternehmen. Darüber hinaus werden die bestehenden Stromkraftwerke sukzessive umgebaut von Kohle und Öl auf Gas. Auch hier sind sehr hohe Investitionen in der Infrastruktur nötig.
Außerdem werden die USA durch die unkonventionelle Gewinnung von Erdgas von einem Energieimporteur zu einem Energieexporteur. Die dadurch erforderlichen Umbaumaßnahmen haben im Prinzip noch nicht richtig angefangen. Ab dem zweiten Halbjahr 2013 sollte dies verstärkt der Fall sein. Für den Anleger bedeutet dies, dass die in der Wertschöpfungskette involvierten Unternehmen überdurchschnittlich hohe Gewinne für Jahre erzielen dürften.'
Frage: In Deutschland wird Fracking vom Gesetzgeber stark eingeschränkt, vor allem wegen der damit verbundenen Gefahren für das Grundwasser. Befürchten Sie, dass auch die US-Regierung das Fracking durch Regulierungsmaßnahmen deutlich beschränken könnte?
Löschen: 'Ich glaube nicht, dass die US-Amerikaner wie wir Europäer handeln werden. Der Unabhängigkeitsdrang der USA, verbunden mit den Arbeitsplätzen und der Chance, als Wirtschaftsstandort zu prosperieren, werden das eher schwach ausgeprägte Umweltbewusstsein in den Vereinigten Staaten bezüglich des Themas Fracking in den Hintergrund drängen.'
Frage: Wie ist 'Fracking' Ihrer Meinung nach unter ökologischen Kriterien zu bewerten?
Löschen: 'Fracking halte ich ökologisch für kritisch. Wir in Deutschland beziehungsweise in Europa können und sollten es uns wegen unseres Wohlstandes leisten, auf diese Methode zu verzichten. Dies bezahlen wir mit Abhängigkeiten zu anderen Ländern, mit einer dadurch geringeren Produktivität unserer Unternehmen und letztlich auch mit einem niedrigeren volkswirtschaftlichen Gesamtergebnis.'/la/zb
--- Gespräch: Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Frage: Inwiefern kann Fracking zur Wiederauferstehung der USA als Industrienation beitragen?
Löschen: 'Die unterirdischen Gasvorkommen sind so hoch, dass die Energiekosten in den USA fallen dürften. Somit können Pipelines 'billiges' Gas an die Fabrikationsstandorte bringen und zu deutlichen Senkungen der Produktionskosten führen, und zwar insbesondere bei energiehungrigen Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe wie Chemie- und Stahlunternehmen.
Man kann hier durchaus von einer 'Jahrhundertchance' für die USA sprechen. Das war das Thema auf der 'Industrial Conference' in den Vereinigten Staaten im Februar. Es liegen alleine im Chemiesektor 20 Anträge auf Aufbau von Produktionsanlagen in den USA vor. Es dauert im Schnitt fünf Jahre, bis diese produktionsbereit sind.'
Frage: Welche Chancen ergeben sich daraus für Aktienanleger?
Löschen: 'Da der Aufbau der Produktionsanlagen mehrere Jahre in Anspruch nimmt, profitieren zuerst die Infrastrukturfirmen, die dieses Anlagen aufbauen, und dann die produzierenden Unternehmen. Darüber hinaus werden die bestehenden Stromkraftwerke sukzessive umgebaut von Kohle und Öl auf Gas. Auch hier sind sehr hohe Investitionen in der Infrastruktur nötig.
Außerdem werden die USA durch die unkonventionelle Gewinnung von Erdgas von einem Energieimporteur zu einem Energieexporteur. Die dadurch erforderlichen Umbaumaßnahmen haben im Prinzip noch nicht richtig angefangen. Ab dem zweiten Halbjahr 2013 sollte dies verstärkt der Fall sein. Für den Anleger bedeutet dies, dass die in der Wertschöpfungskette involvierten Unternehmen überdurchschnittlich hohe Gewinne für Jahre erzielen dürften.'
Frage: In Deutschland wird Fracking vom Gesetzgeber stark eingeschränkt, vor allem wegen der damit verbundenen Gefahren für das Grundwasser. Befürchten Sie, dass auch die US-Regierung das Fracking durch Regulierungsmaßnahmen deutlich beschränken könnte?
Löschen: 'Ich glaube nicht, dass die US-Amerikaner wie wir Europäer handeln werden. Der Unabhängigkeitsdrang der USA, verbunden mit den Arbeitsplätzen und der Chance, als Wirtschaftsstandort zu prosperieren, werden das eher schwach ausgeprägte Umweltbewusstsein in den Vereinigten Staaten bezüglich des Themas Fracking in den Hintergrund drängen.'
Frage: Wie ist 'Fracking' Ihrer Meinung nach unter ökologischen Kriterien zu bewerten?
Löschen: 'Fracking halte ich ökologisch für kritisch. Wir in Deutschland beziehungsweise in Europa können und sollten es uns wegen unseres Wohlstandes leisten, auf diese Methode zu verzichten. Dies bezahlen wir mit Abhängigkeiten zu anderen Ländern, mit einer dadurch geringeren Produktivität unserer Unternehmen und letztlich auch mit einem niedrigeren volkswirtschaftlichen Gesamtergebnis.'/la/zb
--- Gespräch: Lutz Alexander, dpa-AFX ---