(neu: Aussagen aus Videokonferenz zu Geschäftsfeldern, Vergleich mit Analystenschätzungen, Kursreaktion)
HANNOVER/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Talanx (ETR:TLXGn) will seinen Gewinn auch in den nächsten Jahren deutlich steigern. Bis 2027 solle das Konzernergebnis auf mehr als 2,5 Milliarden Euro wachsen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in Hannover mit. Das ist rund 30 Prozent mehr als für 2024 angepeilt - und mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. An der Börse wurden die Neuigkeiten zu Beginn von Talanx' Kapitalmarkttag am Mittwochmorgen positiv aufgenommen.
Die Talanx-Aktie gewann am Vormittag 1,8 Prozent auf 85,15 Euro und gehörte damit zu den stärkeren Titeln im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte. Im bisherigen Jahresverlauf hat das Papier um mehr fast 32 Prozent zugelegt.
An diesem Mittwoch stellt Vorstandschef Torsten Leue auf dem Kapitalmarkttag des Konzerns in München seine Ziele für die kommenden Jahre vor. Dazu gehört eine deutlich steigende Dividende. Erst im November hatte Leue sein Gewinnziel für 2024 auf mehr als 1,9 Milliarden Euro und für 2025 auf mehr als 2,1 Milliarden Euro angehoben. Seine ursprünglichen Mittelfristziele hat der Konzern bereits ein Jahr früher deutlich übertroffen. So hatte sich Leue vor zwei Jahren lediglich 1,6 Milliarden Euro Gewinn zum Ziel gesetzt - und das erst für 2025.
Jetzt peilt die Konzernspitze dauerhaft eine Eigenkapitalrendite von mehr als 12 Prozent an. Im laufenden Jahr soll sie sogar mehr als 15 Prozent erreichen.
Von dem vorzeitigen Erfolg sollen die Aktionäre profitieren. Für 2024 stellte der Vorstand eine Dividende von 2,70 Euro je Aktie in Aussicht. Das sind 20 Cent mehr als ursprünglich geplant, aber 11 Cent weniger als von Analysten im Schnitt erwartet. In den kommenden Jahren soll sie weiter steigen: Für 2027 peilt Leue eine Ausschüttung von 4 Euro je Aktie an. Hier hatten Analysten bisher nur knapp 3,50 Euro erwartet.
Auch dank der jüngsten Übernahmen in Übersee sieht sich der Manager für weitere Gewinnsteigerungen gerüstet. "In den vergangenen Jahren haben wir unsere Diversifizierung mit dem Zukauf der Liberty-Gesellschaften in Lateinamerika und dem besonders profitablen Wachstum der Erstversicherung noch weiter ausgebaut", sagte er laut Mitteilung. Gleichzeitig sei der Konzern widerstandsfähiger geworden.
"Diesen Weg wollen wir fortsetzen, um unseren Aktionären kontinuierlich steigende Dividenden zahlen zu können", sagte Leue. Während der Manager den Konzern in fast allen Geschäftsfeldern als Kostenführer in der Branche sieht, gilt das Geschäft der Hauptmarke HDI mit Privat- und kleineren Firmenkunden in Deutschland als Sorgenkind.
Auf dem Heimatmarkt wolle sich Talanx deshalb "stärker auf die Sachen fokussieren, die wir gut können", sagte Leue am Mittwoch in einer Videokonferenz mit Journalisten. Dies sei das Geschäft mit der Industrie sowie kleineren Unternehmen und Freiberuflern. Sanierungsbedarf sieht er in der Kfz-Versicherung, die wie die gesamte Branche mit stark gestiegenen Reparatur- und Ersatzteilkosten zu kämpfen hat. Das Geschäft mit Lebensversicherungen steht für Leue nicht zur Disposition.
Stärker setzt er jedoch auf das Geschäft mit der Industrie sowie das Privat- und Firmenkundengeschäft im Ausland. Diese dürften in den kommenden Jahren jeweils rund ein Fünftel zum Konzerngewinn beitragen. Das deutsche Privat- und Firmenkundengeschäfts steuere hingegen nur sieben Prozent zum Gewinn bei. Dieser Anteil dürfte in den nächsten Jahren weiter sinken, weil die anderen Geschäftsbereiche stärker wüchsen, erklärte Finanzvorstand Jan Wicke. Mehr als die Hälfte des Gewinns dürfte weiterhin von dem weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück (ETR:HNRGn) kommen, an dem Talanx-Konzern gut die Hälfte der Aktien hält.
Größter Anteilseigner von Talanx ist mit knapp 77 Prozent der Aktien wiederum der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. HDI ist zugleich die Hauptmarke des Konzerns für das Erstversicherungsgeschäft.