Investing.com - Für jeden Anleger stellt sich gerade diese Frage: Top oder geht die Rallye an den Aktienmärkten immer so weiter?
Im S&P 500 jagte in der letzten Zeit ein Rekordhoch das nächste, der VIX, also das Angstbarometer an der Wall Street, ist historisch niedrig und das Volumen im maßgeblichen SPDR S&P 500 ETF (NYSE:SPY) (SPY) extrem gering. Die Sorglosigkeit im Markt ist bedrohlich.
Die Hoffnung der Anleger beruht aktuell vor allem auf den Notenbanken, die mit weiter billigem Geld locken. So sagte gestern Fed-Vizechef Richard Clarida, dass die Fed nicht auf Daten reagieren sollte. Vielmehr müsse die Fed einschätzen, wie ihres Erachtens die Daten in der Zukunft aussehen werden. Übersetzt heißt das, dass die Fed nicht warten will, bevor die Wirtschaft umkippt. Übersetzt heißt das, dass die Fed nicht warten will, bevor die Wirtschaft umkippt.
John Williams, das einflussreiche Notenbankmitglied, sprach sich gestern für präventive Zinssenkungen aus. Um die Inflation zu befeuern seien auch Zinssenkungen bis auf den ZIRP möglich, bei dem die Zentralbank die Zinsen auf Null senkt. Die Märkte interpretierten seine Aussagen als Zusicherung für eine große Zinssenkung Ende Juli. Jedoch relativierte die Fed wenig später seine Kommentare. "Das war eine akademische Rede über 20 Jahre Forschung. Es ging nicht um mögliche geldpolitische Maßnahmen auf der bevorstehenden FOMC-Sitzung", sagte ein Sprecher der New Yorker Federal Reserve in einer Erklärung.
Das war dann wahrscheinlich auch der Grund, warum Powell seinen Kollegen James Bullard heute Vormittag an die Front schickte, um die Markterwartung an eine Zinssenkung um 50 Basispunkte etwas zu dämpfen. Bullard sagte, dass die aktuellen Konjunkturbedingungen keine größere Zinssenkung rechtfertigen würden. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte sei jedoch angemessen, fügte er hinzu.
Die Aktienmärkte gehen trotzdem weiter nach oben. In einem Interview mit dem US-Finanzportal MarketWatch sagte der Chief Investment Officer von Morgan Stanley (NYSE:MS), Mike Wilson, dass Anleger nun Ruhe bewahren und auf bessere Zeiten warten sollten, um sich am Aktienmarkt zu engagieren.
"Wir erwarten keinen Ausverkauf wie im letzten Jahr, aber ich rechne mit einer Korrektur von 10 Prozent in den nächsten drei Monaten", sagte Wilson, dessen S&P-Ziel für das Jahresende bei 2.750 liegt.
Ein Grund dafür seien die Gewinnschätzungen, die mit 5 bis 10 Prozent immer noch recht hoch seien. Allein diese Tatsache könne Aktien in den nächsten 6 Monaten belasten. Sobald diese Schätzungen zurückgehen, werden Aktien auch wieder attraktiver.
Aber es gibt noch weitere Gründe, die Wilson pessimistisch für die nächsten Monate stimmen. So stehe der S&P 500 vor einem mächtigen Widerstand in Form der 3000 Punkte-Marke. Zudem könne sich der ganze Hype um den zukünftigen geldpolitischen Kurs der Federal Reserve in ein klassisches "sell the news" umwandeln.
"Wir glauben, es wird in den nächsten drei bis sechs Monaten oder vielleicht sogar erst in 18 Monaten, bessere Chancen geben, um Aktien zu kaufen. Wir sagen unseren Kunden, dass sie keinen Breakouts hinterhertragen sollten, wenn Börseneuphorie herrscht", sagte er.
Auf die Frage von MarketWatch, wo Wilson zuschlagen wird, sobald die Korrektur gelaufen ist, sagte er:
"Es gibt viele Aktienmärkte da draußen, die in den letzten 18 Monaten nicht so gut abgeschnitten haben. Wir wollen in Märkte investieren, die sich unterdurchschnittlich entwickelt haben, wie Small-Caps oder zyklische Werte, Banken oder Energie oder sogar in Europa und Japan. Dort werden wird dann aggressiver zuschlagen als im S&P 500", sagt er.