Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl am 5. November wird von den globalen Märkten aufmerksam verfolgt. Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, dessen Ausgang weitreichende Folgen für den internationalen Handel und die Wirtschaftspolitik haben könnte.
Besonders die europäischen Märkte reagieren sensibel auf den Wahlausgang. Ein Sieg Trumps könnte exportorientierte Branchen vor Herausforderungen stellen, darunter deutsche Automobilhersteller wie BMW (ETR:BMW) und Luxusgüterproduzenten wie LVMH (EPA:LVMH).
Barclays deutet an, dass die Gewinne europäischer Unternehmen um einen "hohen einstelligen" Prozentsatz sinken könnten, sollten unter einer Trump-Regierung erneut Handelsspannungen aufkommen. Trump hat angedeutet, Zölle von 10-20% auf nahezu alle Importe zu erheben, um die US-Produktion anzukurbeln.
Ein Sieg von Harris könnte hingegen europäische Aktien begünstigen, insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien. Unternehmen wie Orsted (CSE:ORSTED) und Iberdrola (BME:IBE) (OTC:IBDRY), die bedeutende Projekte in den USA unterhalten, könnten davon profitieren. Allerdings könnte ihr Vorschlag, die Unternehmenssteuer von 21% auf 28% zu erhöhen, die Margen von US-Firmen und europäischen Unternehmen, die in US-Dollar verdienen, schmälern. Eine weitere Steuersenkung unter Trump würde dagegen positiv aufgenommen werden.
Die Wahl könnte sich auch auf den anhaltenden Konflikt in der Ukraine auswirken. Während einige Republikaner die finanzielle Unterstützung der USA für die Ukraine in Frage stellen, plädieren die Demokraten für eine Verstärkung der Hilfen. Seit der russischen Invasion in der Ukraine 2022 sind die Aktienkurse von Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsunternehmen um über 80% gestiegen.
Auch die Devisenmärkte bereiten sich auf Turbulenzen vor. Der Euro, der derzeit bei etwa 1,09 US-Dollar notiert, könnte bei einem Trump-Sieg auf 1,05 US-Dollar fallen, bedingt durch die Aussicht auf höhere Zölle. Ein Sieg von Harris könnte den Wechselkurs hingegen über 1,15 US-Dollar treiben, so der CIO von BlueBay Asset Management.
Der australische und neuseeländische Dollar sowie die schwedische und norwegische Währung könnten unter einem Trump-Sieg leiden, während die Entwicklung des kanadischen Dollars davon abhängt, wie sich eine Harris-Präsidentschaft auf die US-Wirtschaft auswirken würde.
Chinas Position in den globalen Märkten ist ein weiteres brisantes Thema. Investoren wägen die Konjunkturmaßnahmen des Landes gegen das Risiko erhöhter Zölle oder Handelskriege unter Trump ab. Der Manager für internationale Aktien bei Edmond de Rothschild merkte an, dass ein Trump-Sieg die Skepsis gegenüber chinesischen Unternehmen verstärken und multinationale Konzerne dazu bewegen könnte, ihre Abhängigkeit von in China hergestellten Komponenten zu reduzieren.
Strategen von Goldman Sachs prognostizieren einen Rückgang chinesischer Aktien um 13%, falls Trump einen Zoll von 60% auf chinesische Waren erhebt. Andererseits könnte die Androhung neuer US-Zölle Peking dazu veranlassen, staatliche Ausgabenprogramme zu intensivieren.
Aktien aus Schwellenländern (Emerging Markets, EM), die seit Jahren hinter den entwickelten Märkten zurückbleiben, könnten bei einem Sieg von Harris aufblühen, da dies eine Fortsetzung der Politik von Präsident Joe Biden signalisieren würde. Ein Trump-Sieg könnte dagegen den Optimismus dämpfen, wobei Mexiko aufgrund seiner engen Handelsbeziehungen zu den USA besonders anfällig wäre.
JPMorgan rät Anlegern, bis zur Klärung des Wahlrisikos neutral zu bleiben, während UBS warnt, dass die höchsten Trump-Zölle zu einem Verlust von 11% für EM-Aktien im Jahr 2025 führen könnten. UBS weist auch darauf hin, dass ihr EM-Risikoappetit-Index auf einem 15-Jahres-Hoch steht, was darauf hindeutet, dass Anleger die potenziellen Nachteile von Trumps Zöllen für EM-Vermögenswerte möglicherweise nicht vollständig einkalkulieren.
Reuters hat zu diesem Artikel beigetragen.
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