Verbietet die EU amerikanische Kreditkarten?

Veröffentlicht am 16.04.2025, 13:52
Aktualisiert 16.04.2025, 14:05
© Reuters.  Verbietet die EU amerikanische Kreditkarten?

In viralen Social-Media-Posts wird behauptet, die Europäische Union wolle amerikanische Zahlungsfirmen wie Visa (NYSE:V) und Mastercard (NYSE:MA) sowie ausländische Online-Plattformen wie PayPal (NASDAQ:PYPL) und Alipay abschaffen.

In einigen Beiträgen auf X heißt es, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, habe angekündigt, die Zahlungssysteme durch europäische Alternativen ersetzen zu wollen.

Manche der Postings haben Millionen von Aufrufen Euronews

In einem Beitrag auf Niederländisch heißt es sogar, Lagarde wolle diese Zahlungsmittel durch den neuen digitalen Euro der Zentralbank ersetzen.

Die Gerüchte wurden in verschiedenen Sprachen geteilt Euronews

Lagardes Worte sind jedoch aus dem Zusammenhang gerissen worden. Eine Google-Suche führt uns zu einem Interview, das sie am 2. April dem irischen Radiosender Newstalk gab, in dem sie warnte, dass Europa seine Abhängigkeit von US-amerikanischen und chinesischen Technologien beenden müsse.

Etwa bei Minute 6:20 betont Lagarde, wie wichtig es sei, dass Europa in der Lage ist, die Kontrolle über seine eigenen digitalen Zahlungen zu übernehmen. "Viele unserer digitalen Zahlungen - E-Commerce, Peer-to-Peer, Karten- oder Telefonzahlungen - sind auf eine außereuropäische Infrastruktur angewiesen", sagte Lagarde im Interview.

"Ob man nun eine Karte oder ein Telefon benutzt, typischerweise läuft es über Visa, Mastercard, PayPal, Alipay... wo kommen die alle her? Nun, entweder aus den USA oder aus China", fuhr sie fort. "Und der gesamte Infrastrukturmechanismus, der die Zahlung ermöglicht - Kredit und Debit - ist keine europäische Lösung.

"Das ist der Punkt, an dem wir meiner Meinung nach die Anfälligkeit verringern und sicherstellen müssen, dass es ein europäisches Angebot gibt, das nur für den Fall der Fälle verfügbar ist. Man weiß ja nie", fügte Lagarde hinzu.

Mit diesen Worten machte die EZB-Direktorin deutlich, dass sie sich eine europäische Alternative zu den US-amerikanischen und chinesischen Zahlungsmethoden wünscht - sie sprach aber nicht davon, diese abzuschaffen.

Neue Systeme als Alternative

Europäische Äquivalente zu den Zahlungsplattformen sind bereits auf den Markt gekommen: Wero zum Beispiel ist eine digitale Geldbörse, die es den Kunden ermöglicht, Geld nur mithilfe einer Telefonnummer zu überweisen. Nach und nachgibt es dabei die Möglichkeit, Geld an andere Nutzer in Europa zu senden.

Sie entstand im Rahmen der European Payments Initiative, einem Netzwerk europäischer Banken, das 2021 gegründet wurde, um einen einheitlichen digitalen Zahlungsdienst für alle Unternehmen und Bürger anzubieten.

Wero ist derzeit in Belgien, Frankreich und Deutschland verfügbar, weitere Länder werden voraussichtlich folgen.

EuroVerify wandte sich auch an die Europäische Zentralbank (EZB), die die Behauptungen aus dem Internet zurückwies.

"Die EZB befürwortet die Abschaffung von Zahlungssystemen, die von Unternehmen wie Visa, Mastercard, PayPal oder Alipay angeboten werden, nicht", heißt es in einer per E-Mail übermittelten Erklärung. "Vielmehr unterstützen wir eine vielfältige und wettbewerbsfähige Zahlungslandschaft, die sowohl private als auch öffentliche Optionen umfasst."

"Ein digitaler Euro würde als zusätzliche Wahlmöglichkeit für Verbraucher und Unternehmen dienen, nicht als Ersatz, und somit Bargeld und bestehende digitale Zahlungsmethoden ergänzen", heißt es weiter.

EuroVerify hat bereits mehrere irreführende Behauptungen im Zusammenhang mit dem digitalen Euro und der angeblichen Abschaffung des Bargelds in Europa entlarvt. Darunter waren Gerüchte wie jene, dass Spanien die 50-Euro-Banknote abschaffen, die nordischen Länder digitale Transaktionen verbieten und Lagarde das Bargeld abschaffen wolle, um den Klimawandel zu bekämpfen.

- Talyta França hat zu diesem Bericht beigetragen.

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