BERLIN (dpa-AFX) - Deutsche Autobauer fordern mehr Engagement der Bundesregierung beim Ausbau der Elektromobilität. Das Regierungsziel von einer Million E-Autos auf deutschen Straßen bis 2020 sei aus heutiger Sicht unerreichbar, sagte Daimler (XETRA:DAIGn)-Vorstandschef Dieter Zetsche der "Bild am Sonntag". "Wenn die Politik bis 2020 auf diese Zahl kommen möchte, müsste sie die Bedingungen ändern." Ein BMW (XETRA:BMWG)-Sprecher nannte das Vorhaben "sehr ambitioniert". Er forderte bessere Rahmenbedingungen beim Kauf von E-Autos wie steuerliche Vorteile für den Aufbau von Unternehmensflotten. "Politische Unterstützung ist vonnöten", sagte der Sprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.
Porsche-Boss Matthias Müller warf Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vor, sich nicht für das Thema zu interessieren. "Die Autoindustrie in Deutschland steckt etliche Milliarden in die Elektromobilität, und die Bundesregierung schaut dabei zu", sagte Müller der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). Andere Länder wie die Niederlande böten neben Kaufanreizen auch ein großes Netz an Schnellladestationen. Hingegen sagte der BMW-Sprecher, das Thema "stößt in der Politik nicht auf taube Ohren".
Das Bundesverkehrsministerium verwies auf ein "umfangreiches Maßnahmenpaket zur Förderung der Elektromobilität". Dazu gehöre etwa die Befreiung der E-Fahrzeuge von der Kfz-Steuer und Privilegien auf Sonderfahrspuren sowie kostenfreie Parkplätze, teilte ein Ministeriumssprecher in Berlin mit. "Aktuell bauen wir ein flächendeckendes Netz an Schnellladesäulen an den Autobahnraststätten auf, das durchschnittlich alle 30 Kilometer verfügbar ist."
Allerdings forderte auch Zetsche weitere Anreize wie etwa steuerliche Vorteile. Hintergrund sei, dass E-Fahrzeuge in der Herstellung immer noch deutlich teurer seien als Verbrennungsfahrzeuge. Damit verdiene bislang kein Autobauer Geld.
Deutschland ist in Sachen Elektromobilität weit vom selbst gesteckten Ziel von einer Million E-Autos bis 2020 entfernt. Zu Jahresbeginn 2015 waren nur knapp 19 000 reine Elektroautos zugelassen. Im Vergleich zum Vorjahr war das aber immerhin ein Plus von 56 Prozent.
Der Porsche-Chef betonte, auch der Stuttgarter Sportwagenkonzern beschäftige sich mit einem E-Auto. "Aber glauben Sie mir, eine siebte Baureihe muss trotz allem ein sehr Porsche-typisches Fahrzeug sein." Müller gab sich skeptisch, was die Entwicklung hin zu selbstfahrenden Autos angeht. "Dieser Digitalisierung und Automatisierung werden auch wir uns nicht völlig verschließen, aber ein 911er-Fahrer wird auch in Zukunft gerne selber fahren, Gas geben, bremsen, lenken und schalten.