Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Amazon (NASDAQ:AMZN) rundet eine spektakuläre Bilanzsaison für Internetplattform-Unternehmen ab, aber die EU-Wettbewerbshüter trüben die Euphorie mit einem neuen Kartellurteil gegen Apple. Auch die chinesischen Regulierungsbehörden gehen hart gegen ihre heimischen Internet-Giganten vor. Die Eurozone ist im ersten Quartal wie erwartet in eine Rezession abgerutscht, während die Börsen und der Ölpreis konsolidieren. Am Nachmittag stehen die Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben sowie zur Verbraucherstimmung der Universität Michigan an. Die wichtigsten Infos zu den Finanzmärkten am Freitag, den 30. April, finden Sie hier.
1. Amazon rundet Bilanzsaison für Big Tech ab
Amazon gelang es im ersten Quartal einen Nettogewinn von 8 Mrd. Dollar zu verbuchen, was mehr als das Dreifache des Vorjahresergebnisses ist. Der Umsatz aus dem Cloud-Hosting stieg um 32%, während das Werbegeschäft um fast 70% zulegte. Die Amazon-Aktie stieg im vorbörslichen Handel um 2,4% und erreicht so ein neues Rekordhoch.
Die Ergebnisse der Big-Techs haben in dieser Woche nur zu deutlich gezeigt, welche Marktmacht die größten Plattformen - Apple (NASDAQ:AAPL), Amazon, Facebook (NASDAQ:FB), Google (NASDAQ:GOOGL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) - haben. Die Reaktionen der Regulierungsbehörden überschlagen sich indes. So entschied die EU am Freitag, dass Apple mit seiner Streaming-Politik die marktbeherrschende Stellung missbraucht.
Im Gegensatz dazu haben es mehr Nischenplayer schwer, sich im gleichen Markt zu behaupten: Pinterest (NYSE:PINS) und eBay (NASDAQ:EBAY) brachen nach Bekanntgabe ihrer Ergebnisse ein. Twitter enttäuschte mit seinen Ergebnissen am späten Donnerstag ebenfalls. Die Twitter-Aktie verlor im vorbörslichen Handel 11% und erreicht so den niedrigsten Stand seit fast drei Monaten.
2. China geht weiter gegen Internet-Giganten vor
Die chinesischen Regulierungsbehörden greifen rigoros gegen die größten Internetfirmen des Landes durch. Sie haben neue Regeln erlassen, die vor allem auf deren Finanzdienste abzielen.
Unternehmen wie JD.com (NASDAQ:JD), Meituan (OTC:MPNGF), Xiaomi (OTC:XIACY) und Didi Chuxing wurden angewiesen, Finanz-Holdinggesellschaften zu gründen. Diese unterliegen dann klaren Kapitalanforderungen, was ihre Profitabilität reduziert.
Ähnliche Schritte wurden kürzlich gegen die Alibaba (NYSE:BABA)-Tochter Ant Group ergriffen. Außerdem kam es in dieser Woche wegen Kartellverstößen zu einer Geldstrafe in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar gegen Tencent (HK:0700). Die chinesischen Aktienindizes fielen allesamt, was auch den enttäuschenden PMI Ergebnissen zugeschrieben werden kann.
3. Gewinnmitnahmen an der Wall Street
Die US-Aktienmärkte dürften später niedriger eröffnen und sich von ihren Rekordhochs aufgrund von Gewinnmitnahmen am Ende eines weiteren starken Monats zurückziehen.
Während die Berichtssaison größtenteils die hohen Erwartungen erfüllt hat, erschweren einige Schwächeanfälle - wie bei Twitter und Pinterest - zusammen mit dem Wissen um die hohen Bewertungen einen weiteren Anstieg - zumindest auf kurze Sicht.
Gegen 12.30 Uhr notierte der Dow Jones Future um 96 Punkte oder 0,3% im Minus, während der S&P 500 Future um 0,4% und der Nasdaq 100 Future um 0,5% fielen, ungeachtet des Kursanstiegs bei Amazon.
Der Wirtschaftskalender umfasst Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben für März sowie den Preisindex für persönliche Konsumausgaben, das bevorzugte Maß der Federal Reserve für die Inflation. Der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan, der auch die Inflationserwartungen misst, wird um 16 Uhr veröffentlicht.
4. Eurozone fällt zurück in die Rezession
Offizielle Daten bestätigten, dass die Wirtschaft der Eurozone zum Jahreswechsel wieder in die Rezession gerutscht ist. Das Bruttoinlandsprodukt sank im ersten Quartal um 0,6% und schrumpfte damit im Jahresvergleich um 1,8%. Die Ergebnisse, die durch längere Lockdowns und einen schleppenden Start der Impfkampagne geprägt waren, fielen dennoch geringfügig besser aus als erwartet.
Die Inflationsrate in der Eurozone beschleunigte sich im April auf 1,6%, nach 1,3% im März. Das bekannte Muster aus Basiseffekten brachte die Gesamtinflationsrate näher an das mittelfristige Ziel der EZB. Ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln und Energie stiegen die Preise jedoch nur um 0,8%, was mit der Einschätzung der Bank hinsichtlich einer schwachen zugrunde liegenden Preisdynamik übereinstimmt.
Der Euro, der am Donnerstag bis auf 1,2135 Dollar gestiegen war, fiel wieder unter 1,21 Dollar. Auch die Rendite 10-jähriger deutscher Anleihen sank wieder unter -0,20%. Und das trotz Anzeichen einer weiteren Entspannung in puncto Pandemie.
5. Palladium erreicht neues Rekordhoch
Die Ölpreise zogen sich analog zum leichten Pullback an den Aktienmärkten am Ende eines turbulenten Monats ein wenig von ihren Sieben-Wochen-Hochs zurück.
Gegen 12.30 Uhr notierten die Preise für US-Rohöl um 1,4 % tiefer bei 64,07 Dollar pro Barrel, während Brent-Rohöl um 1,2% auf 67,23 Dollar pro Barrel fiel.
Kupfer gelang es derweil nicht, die Marke von 10.000 Dollar pro Tonne nachhaltig zu überwinden. Viele spekulative Marktteilnehmer hatten offenbar beschlossen, dass dies das richtige Niveau sei, um Gewinne mitzunehmen.
Die Palladium-Futures hingegen waren nicht zu stoppen und übersprangen zum ersten Mal die Marke von 3.000 Dollar je Unze.