DORTMUND (dpa-AFX) - Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion erwartet durch die Stilllegung der letzten deutschen Atomkraftwerke keine zusätzlichen Gefahren für die Versorgungssicherheit im deutschen Stromnetz. Dank der vorbereiteten Maßnahmen von der Bereitstellung zusätzlicher konventioneller Reservekapazitäten bis zur besseren Nutzung der vorhandenen Hochspannungsleitungen werde die Netzstabilität und damit die Versorgungssicherheit im Rest des Jahres und auch im kommenden Winter auf einem vergleichbaren Niveau sein wie vor dem Kernkraftausstieg, sagte Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick am Donnerstag.
Amprion ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern, die in Deutschland für die Stromautobahnen, also den überregionalen Stromfluss, zuständig sind. Derzeit sind bundesweit mehrere Trassen geplant, die im Norden erzeugten Windstrom nach Süden transportieren sollen.
Amprion will in den kommenden fünf Jahren rund 22 Milliarden Euro in den Ausbau des Stromnetzes stecken. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2022 investierte Amprion 1,5 Milliarden Euro in den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur. In diesem Jahr sind Investitionen von 2,8 Milliarden Euro geplant.
"Es beginnt eine neue Phase der Energiewende, in der wir von der Planung zunehmend in die Umsetzung kommen. Aktuell realisieren wir so viele Projekte wie nie zuvor", sagte Brick. Der Fokus liege dabei auf dem Ausbau der wichtigen Nord-Süd-Gleichstromkorridore an Land sowie der Realisierung der ersten vier Offshore-Netzanbindungssysteme.
Brick betonte, die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Beschleunigung der Verfahren zeige mittlerweile erste Wirkung. Aufgrund der Beschleunigungsziele der Bundesregierung habe Amprion die weltweit ersten Zwei-Gigawatt-Offshore-Netzanbindungssysteme BalWin1 und BalWin2 vergeben und werde diese schon zwei beziehungsweise drei Jahre früher - im Jahr 2029 und 2030 - in Betrieb nehmen. Für das Erdkabelprojekt von Rastede bis Bürstadt will Amprion bereits bis Mitte 2024 die Planfeststellungsunterlagen einreichen - eine Beschleunigung um zwei Jahre.
Das Unternehmen hatte 2022 für mehr als 200 Leitungskilometer Genehmigungen erhalten und konnte 115 Leitungskilometer fertigstellen - mehr als je zuvor.