FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Erst der Anfang oder längst zu weit gelaufen? Was Nvidia angeht, überwiegen im Zertifikate-Handel Positionierungen auf noch höhere Kurse, ebenso bei Apple (NASDAQ:AAPL). Bei DAX und Nasdaq sieht es anders aus.
8. Juni 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Seitwärtsbewegung an den Börsen setzt sich fort - trotz Lösung des zuvor auf den Märkten lastenden US-Schuldenstreits. Im Handel bleiben daher Discount-Zertifikate beliebt, denn mit denen kann von einer Seitwärtsbewegung profitiert werden. Stark gesucht sind aber auch Hebelprodukte auf DAX und Co. sowie auf Einzelwerte, diesmal vor allem Tech-Aktien (NYSE:XLK) wie Nvidia, Amazon (NASDAQ:AMZN) und Apple. "Das Thema Künstliche Intelligenz stand stark im Fokus", berichtet Simon Görich, Zertifikate-Händler der Baader Bank. An manchen Tagen seien Produkte auf Nvidia sogar Umsatzspitzenreiter. Das kann Patrick Kesselhut von Société Générale (EPA:SOGN) nur bestätigen: "Tageweise standen Nvidia-Zertifikate von den Umsätzen her ganz oben."
Meistgehandelte Basiswerte bei Société Générale in den vergangenen vier Wochen waren allerdings DAX, Dow Jones, Nasdaq, Gold und das Währungspaar Euro/US-Dollar, wie Kesselhut meldet. Bei der ICF Bank belegt Nvidia immerhin den vierten Platz, nur DAX, Nasdaq, Dow Jones waren als Underlyings noch beliebter, wie Markus Königer feststellt.
Auf steigende und fallende DAX-Kurse setzen
Im Handel mit Anlageprodukten sind laut Kesselhut speziell Discount-Zertifikate auf DAX und Nasdaq gefragt, besonders solche mit kurzen Laufzeiten. "Anleger sind unsicher, wie es weiter geht." Gut an kommen etwa ein Discount-Zertifikat auf den DAX mit Cap von 13.000 Punkten und Laufzeit bis Juni (DE000SF5BXB9) sowie eins auf den Nasdaq mit Cap von 10.500 Punkten und Laufzeit bis Dezember (DE000SN4S966).
Auch bei Hebelprodukten dominiert der DAX als Underlying. "Mit Knock-Outs (DE000SV2ESP0) wird stark gehebelt auf steigende Kurse gesetzt, mit Call-Optionsscheinen mal auf steigende (DE000SH8EL05), mal auf fallende Kurse (DE000SH8VC96)", bemerkt Kesselhut. Bei der ICF überwiegen die bullishen DAX-Positionierungen: Hohe Umsätze weisen etwa Knock-Out-Calls () auf. Was Nasdaq-Zertifikate angeht, wird allerdings viel auf fallende Kurse gesetzt, etwa mit Open-End-Knock-Out-Puts (DE000HG0RTT8).
Nvidia: Hauptprofiteur des KI-Booms
Beliebteste Einzeltitel bei Société Générale sind Deutsche Bank (ETR:DBKGn), ThyssenKrupp, Commerzbank (ETR:CBKG) und Amazon. Bei der ICF sind es Nvidia, Apple, Tesla (NASDAQ:TSLA), Rheinmetall (ETR:RHMG), Amazon, Infineon (ETR:IFXGn) und Bayer (ETR:BAYGN). "Im Bereich Künstliche Intelligenz wird von Software-Anbietern wie Microsoft (NASDAQ:MSFT) bis hin zu Hardware-Anbietern gefühlt alles eher rauf-, als runtergehandelt", erklärt Görich und nennt einen Call-Optionsschein auf Nvidia (DE000KH3BK76) als Beispiel. Auch bei der ICF setzen Anleger*innen vor allem auf noch höhere Nvidia-Kurse, etwa mit Call-Optionsscheinen (DE000HG9ED33). Kesselhut meldet ein hohes Handelsaufkommen für Call-Optionsscheine (DE000SH79WS2), Open-End-Knock-Out-Calls (DE000SQ8LSC7), aber auch Faktor-Short-Optionsscheine mit Hebel 2 (DE000SD5J1X6).
Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen vor zwei Wochen war der Nvidia-Kurs (2:NVDA) innerhalb eines Tages um 25 Prozent gestiegen, seit Jahresbeginn hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Kurzzeitig hat der Halbleiterkonzern an der Börse sogar die Schallmauer von 1 Billion US-Dollar durchbrochen. "Nvidia ist nicht nur Hauptprofiteur des KI-Booms, der Konzern hatte schon vom Krypto-Boom profitiert", bemerkt Königer. "Außerdem braucht die Autoindustrie die leistungsfähigen Chips für das automatisierte Fahren."
Viel Zuversicht bezüglich Apple
Auch bezüglich Apple sind die meisten Anleger*innen weiter optimistisch und setzen auf noch höhere Kurse, wie Königer berichtet, besonders mit Call-Optionsscheinen (DE000TT44T52). "Apple ist in das Geschäft mit Computerbrillen eingestiegen. Das gerade vorgestellte Modell ist zwar extrem teuer, kommt bei Experten aber sehr gut an."
Etwas konservativere Anleger*innen griffen zu bei Zertifikaten auf Aktien der Luxusbranche, wie Görich meldet, etwa bei einem Discount-Zertifikat auf LVMH (EPA:LVMH) (DE000SQ8W2M9). "Das ist wohl nach dem Motto Luxus geht immer."
"Übliches Grundrauschen bei Gold-Zertifikaten"
Unauffällig läuft das Geschäft mit Zertifikaten auf Gold und Öl. "Bei Gold ist es das übliche Grundrauschen", formuliert es Kesselhut. Rege Umsätze sieht er in einem Silber-Zertifikat, und zwar dem Faktor-Short-Optionsschein mit Hebel 10 (DE000SQ6E0D6). Das bildet die umgekehrte tägliche Entwicklung des Silber-Preises ab, gehebelt um den Faktor 10.
Auf Öl setzen Anleger*innen bei Société Générale meist mit Open-End-Knock-Out-Puts auf Brent (DE000SV5ASQ9). Der Goldpreis zeigt sich nach dem Anstieg auf 2.059 US-Dollar Anfang Mai schwächer, aktuell kostet die Feinunze 1.963 US-Dollar. Der Brent-Preis schwankt seit einigen Wochen um 75 US-Dollar, aktuell sind es 76 US-Dollar.
Krypto-Produkte: Flaute im Handel
Was Krypto-Zertifikate angeht, ist es weiter ruhig. Einiges um geht bei der ICF allenfalls im Tracker-Produkt auf Der Aktionär Krypto TSI (CH1171791515) und im Tracker-Zertifikat auf Börse Online Best of Krypto - beides Krypto-Körbe. "Zertifikate auf einzelne Währungen sehen wir kaum noch", bemerkt Königer. Die wichtigste Kryptowährung Bitcoin war Mitte April kurzzeitig über 30.000 US-Dollar gestiegen, aktuell sind es 26.790 US-Dollar. Das Allzeithoch im November 2021 lag bei fast 69.000 US-Dollar.
von: Anna-Maria Borse, 8. Juni 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn)
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.