In den letzten Monaten erfuhren wir viel über die Coronavirus-Impfstoffentwicklung, doch was bisher fehlte, war ein Mittel, dass gegen COVID-19 wirkt. Besonders von älteren Menschen werden Impfstoffe häufig nur noch schlecht vertragen, aber gerade sie gehören zur empfindlichsten Risikogruppe. Zudem zeigte sich zuletzt in Großbritannien, wo Biontechs (WKN: A2PSR2) Impfstoff bereits zugelassen ist, bei Personen, die eine allergische Vorgeschichte aufweisen, eine Abwehrreaktion des Körpers.
Formycon entwickelt einen Virusblocker Das ebenfalls aus Deutschland stammende Unternehmen Formycon (DE:FYB) (WKN: A1EWVY) könnte mit seiner Entwicklung nun die Lücke einer effektiven COVID-19-Behandlung schließen.
Bereits seit März 2020 forscht es zusammen mit den akademischen Partnern Prof. Dr. Ulrike Protzer (Lehrstuhl für Virologie) und Prof. Dr. Johannes Buchner (Lehrstuhl für Biotechnologie der TU München) an der Entwicklung eines ACE2-Antikörper-Fusionsproteins (FYB207).
Die Forscher wollten ein Medikament entwickeln, dass den Virus am Eindringen in die menschliche Zelle hindert und so größere Schäden verhindert. Corona-Viren nutzen dafür das an der Oberfläche der Zelle befindliche ACE2, um in sie einzudringen.
Formycon ist nun im Labor die Entwicklung eines Blockers gelungen. Er bindet an den Virus an und verhindert so die Infektion der Zelle. Darüber hinaus konnte beim Einsatz vom FYB207 eine inhärente enzymatische Aktivität festgestellt werden, die möglicherweise eine kreislauf- und lungenschützende Wirkung erzeugt. Weitere klinische Studien müssen nun zeigen, wie effektiv das Mittel in der Praxis tatsächlich ist.
Die Aktie ist aufgrund der Meldung heute (10.12.2020) auf Xetra bereits über 15 % gestiegen.
Die Meinung des Vorstandvorsitzenden „Impfstoffe und Antikörper alleine werden in der SARS-CoV-2-Pandemie nicht ausreichen. Infizierte Personen brauchen Medikamente, insbesondere wenn sie Gefahr laufen, schwerer zu erkranken oder sogar zu sterben. Für symptomatische COVID-19-Patienten gibt es bisher kein ausreichend wirksames Medikament. Da SARS-CoV-2 mutiert, kann das Virus möglicherweise gegen Impfstoffe und Medikamente resistent werden.
FYB207 ist hervorragend gegen Mutation geschützt und zeigt in vitro eine komplette Neutralisation verschiedener SARS-CoV-2 und SARS-CoV-Varianten. Mit FYB207 schaffen wir somit eine Behandlungsoption für COVID-19 Patienten, tragen aber auch zur Vorsorge gegen Ausbrüche neuer Corona-Viren bei“, sagte Formycons Vorstandsvorsitzender Dr. Carsten Brockmeyer.
Weitere Zuschüsse und Beteiligungen könnten folgen Formycon hat bereits Fördermittel in Höhe von 290.000 Euro erhalten. Aufgrund der dringenden Notwendigkeit eines COVID-19-Mittels ist jedoch denkbar, dass ähnlich wie im Fall von Curevac (NASDAQ:CVAC) (WKN: A2P71U) und Biontech (NASDAQ:BNTX) jetzt weitere Zuschüsse fließen werden.
Darüber hinaus möchte das Unternehmen nach Partnerschaften mit größeren Konzernen Ausschau halten, um später eine möglichst große Produktionsmenge erreichen zu können. Dazu erwägt Formycon die Auslagerung des Projekts in eine separate Tochtergesellschaft.
Unternehmen mit Potenzial Formycon ist bisher ein relativ kleines Biotech-Unternehmen, dass 1999 gegründet wurde, bis 2012 unter dem Namen Nanohale bekannt war und seit 2010 an der Börse notiert. Es konzentriert sich hauptsächlich auf die Entwicklung sogenannter Biosimilars. Sie stellen einen Wachstumstrend dar. Lag ihr weltweites Umsatzvolumen 2019 bei 12 Mrd. Euro, werden es bis 2025 bereits 69 Mrd. US-Dollar sein.
Formycon beschäftigt etwa 119 Mitarbeiter und erzielte 2019 nur 33,16 Mio. Euro Umsatz, bei einem Verlust von -2,3 Mio. Euro. Diese Ergebnisse könnten sich jedoch bald deutlich verbessern. Das Unternehmen ist sehr solide finanziert und nur gering verschuldet.
Bisher befinden sich (neben FYB207) noch drei weitere von Formycon entwickelte Produkte in der klinischen und praktischen Entwicklung. Darüber hinaus wird für FYB201 (zur Behandlung von Augenkrankheiten) bereits eine Zulassung vorbereitet.
Formycon befindet sich also insgesamt auf einem guten Weg zu einem finanzstarken Biotech-Unternehmen mit Potenzial.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020