APA ots news: Österreichisches Finanzsystem unter dem Einfluss der Spannungen auf den internationalen Finanzmärkten
Präsentation des 23. Finanzmarktstabilitätsberichts der
Oesterreichischen Nationalbank
Wien (APA-ots) - Die anhaltende Staatsschuldenkrise prägt weiterhin
die internationalen Finanzmärkte. Die österreichischen Banken haben
sich in diesem Umfeld vergleichsweise gut gehalten. Auch aufgrund der
Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) konnten die
österreichischen Institute ihre Refinanzierungskosten senken,
wenngleich die Teilnahme aller heimischen Banken insgesamt an den
EZB-Tendern im Vergleich gering ausfiel, sagte Gouverneur Uni.-Prof.
Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 23. Ausgabe des
Finanzmarktstabilitätsberichts der Oesterreichischen Nationalbank
(OeNB).
Die wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums war auch im ersten
Halbjahr 2012 von der anhaltenden Staatsschuldenkrise geprägt. Auf
die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) hatte die
Staatsschuldenkrise hingegen bislang vergleichsweise geringe Effekte,
obwohl die anhaltenden Spannungen im Kontext der Schuldenkrise im
Euroraum auch zu einer Verschlechterung der Risikobewertung der
Region führten. Allerdings wies die wirtschaftliche Entwicklung in
den einzelnen Ländern der Region eine beträchtliche Heterogenität
auf.
Die österreichischen Unternehmen finanzierten sich dank einer
günstigen Gewinnsituation im Jahr 2011 zu einem hohen Maß aus der
Innenfinanzierung, während die Außenfinanzierung um rund ein Drittel
sank. Etwas mehr als ein Viertel trugen im vergangenen Jahr die
Kredite der Banken zur Außenfinanzierung bei. Eine leichte
Verschärfung der Kreditpolitik der Banken im zweiten Halbjahr 2011
tat der Wachstumsbeschleunigung der Bankkredite 2011 und in den
ersten Monaten 2012 keinen Abbruch. Besonders hoch war im Jahr 2011
der Beitrag der Anleiheemissionen zum Mittelaufkommen der
Unternehmen, der jenen der Bankkredite um mehr als die Hälfte
übertraf.
Nach wie vor werden Unternehmen und private Haushalte kostenseitig
durch niedrige Kreditzinsen entlastet. Die Verschuldung der
Unternehmen und der privaten Haushalte wuchs im Jahr 2011 nur
moderat, bezogen auf die Einkommen liegt der Verschuldungsgrad aber
noch immer über den Vorkrisenniveaus. Ein wesentlicher Risikofaktor
für die privaten Haushalte (und für den Bankensektor) ist der nach
wie vor hohe Fremdwährungskreditanteil. Im ersten Quartal 2012 waren
knapp 28% des gesamten Kreditvolumens des Haushaltssektors in fremder
Währung denominiert.
Die Profitabilität des österreichischen Bankensektors verminderte
sich im Jahr 2011 angesichts der schwierigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen deutlich. Zwar erwiesen sich die konsolidierten
Betriebserträge der Banken dank ihres Retail-Fokus als
vergleichsweise widerstandsfähig, steigende Aufwendungen aus
Abschreibungserfordernissen belasteten jedoch das Gesamtergebnis der
österreichischen Kreditinstitute.
Die Exponierung der mehrheitlich in österreichischem Besitz
stehenden Banken gegenüber CESEE belief sich Ende 2011 auf rund 216
Mrd. EUR und blieb weiterhin breit diversifiziert. Entgegen der im
Raum stehenden Befürchtung, dass international tätige - und somit
auch die österreichischen - Banken ihr Exposure in der Region
deutlich reduzieren, zeigen bisher verfügbare Daten kein
Deleveraging. Im Gegenteil, seit dem ersten Quartal 2009 haben
österreichische Banken ihr wechselkursbereinigtes Exposure in der
Region um rund 10 Prozent ausgeweitet. Es liegt die Vermutung nahe,
dass dies mit dem nach wie vor wichtigen Beitrag des
CESEE-Engagements zum Gesamtergebnis der österreichischen Banken
zusammenhängt. Die höhere Profitabilität geht allerdings mit einem
deutlich erhöhten Kreditrisiko einher. Die Forderungen gegenüber
Euroraum-Ländern mit erhöhten Risikoaufschlägen wurden hingegen 2011
weiter reduziert.
Die österreichischen Banken konnten auch 2011 ihre aggregierte
Kernkapitalquote erhöhen, was nicht zuletzt bei den aktuellen
OeNB-Stresstests - trotz einer hypothetischen zweijährigen Rezession
- zu einem soliden Ergebnis beitrug. 'Angesichts der noch stärker
steigenden Kapitalisierungsquoten der anderen in CESEE tätigen
internationalen Banken, der Unabwägbarkeiten im Falle einer
Verschärfung der europäischen Schuldenkrise sowie der Implementierung
von Basel III auf europäischer Ebene sind österreichische Großbanken
weiterhin angehalten, ihre Kapitalquoten zu verbessern', führte
Direktor Mag. Ittner aus.
Der halbjährlich erscheinende Finanzmarktstabilitätsbericht der
OeNB enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter
Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben
werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln zusätzlich auch
Spezialthemen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der
Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies eine Analyse
der Risikoprofile der Fremdwährungskreditnehmer in Österreich, die
grenzüberschreitende Kreditvergabe österreichischer Banken nach CESEE
und eine Untersuchung des ukrainischen Bankensektors.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
Tel.: (+43-1) 404 20-6609
mailto:christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0027 2012-07-09/09:39
Präsentation des 23. Finanzmarktstabilitätsberichts der
Oesterreichischen Nationalbank
Wien (APA-ots) - Die anhaltende Staatsschuldenkrise prägt weiterhin
die internationalen Finanzmärkte. Die österreichischen Banken haben
sich in diesem Umfeld vergleichsweise gut gehalten. Auch aufgrund der
Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) konnten die
österreichischen Institute ihre Refinanzierungskosten senken,
wenngleich die Teilnahme aller heimischen Banken insgesamt an den
EZB-Tendern im Vergleich gering ausfiel, sagte Gouverneur Uni.-Prof.
Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 23. Ausgabe des
Finanzmarktstabilitätsberichts der Oesterreichischen Nationalbank
(OeNB).
Die wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums war auch im ersten
Halbjahr 2012 von der anhaltenden Staatsschuldenkrise geprägt. Auf
die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) hatte die
Staatsschuldenkrise hingegen bislang vergleichsweise geringe Effekte,
obwohl die anhaltenden Spannungen im Kontext der Schuldenkrise im
Euroraum auch zu einer Verschlechterung der Risikobewertung der
Region führten. Allerdings wies die wirtschaftliche Entwicklung in
den einzelnen Ländern der Region eine beträchtliche Heterogenität
auf.
Die österreichischen Unternehmen finanzierten sich dank einer
günstigen Gewinnsituation im Jahr 2011 zu einem hohen Maß aus der
Innenfinanzierung, während die Außenfinanzierung um rund ein Drittel
sank. Etwas mehr als ein Viertel trugen im vergangenen Jahr die
Kredite der Banken zur Außenfinanzierung bei. Eine leichte
Verschärfung der Kreditpolitik der Banken im zweiten Halbjahr 2011
tat der Wachstumsbeschleunigung der Bankkredite 2011 und in den
ersten Monaten 2012 keinen Abbruch. Besonders hoch war im Jahr 2011
der Beitrag der Anleiheemissionen zum Mittelaufkommen der
Unternehmen, der jenen der Bankkredite um mehr als die Hälfte
übertraf.
Nach wie vor werden Unternehmen und private Haushalte kostenseitig
durch niedrige Kreditzinsen entlastet. Die Verschuldung der
Unternehmen und der privaten Haushalte wuchs im Jahr 2011 nur
moderat, bezogen auf die Einkommen liegt der Verschuldungsgrad aber
noch immer über den Vorkrisenniveaus. Ein wesentlicher Risikofaktor
für die privaten Haushalte (und für den Bankensektor) ist der nach
wie vor hohe Fremdwährungskreditanteil. Im ersten Quartal 2012 waren
knapp 28% des gesamten Kreditvolumens des Haushaltssektors in fremder
Währung denominiert.
Die Profitabilität des österreichischen Bankensektors verminderte
sich im Jahr 2011 angesichts der schwierigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen deutlich. Zwar erwiesen sich die konsolidierten
Betriebserträge der Banken dank ihres Retail-Fokus als
vergleichsweise widerstandsfähig, steigende Aufwendungen aus
Abschreibungserfordernissen belasteten jedoch das Gesamtergebnis der
österreichischen Kreditinstitute.
Die Exponierung der mehrheitlich in österreichischem Besitz
stehenden Banken gegenüber CESEE belief sich Ende 2011 auf rund 216
Mrd. EUR und blieb weiterhin breit diversifiziert. Entgegen der im
Raum stehenden Befürchtung, dass international tätige - und somit
auch die österreichischen - Banken ihr Exposure in der Region
deutlich reduzieren, zeigen bisher verfügbare Daten kein
Deleveraging. Im Gegenteil, seit dem ersten Quartal 2009 haben
österreichische Banken ihr wechselkursbereinigtes Exposure in der
Region um rund 10 Prozent ausgeweitet. Es liegt die Vermutung nahe,
dass dies mit dem nach wie vor wichtigen Beitrag des
CESEE-Engagements zum Gesamtergebnis der österreichischen Banken
zusammenhängt. Die höhere Profitabilität geht allerdings mit einem
deutlich erhöhten Kreditrisiko einher. Die Forderungen gegenüber
Euroraum-Ländern mit erhöhten Risikoaufschlägen wurden hingegen 2011
weiter reduziert.
Die österreichischen Banken konnten auch 2011 ihre aggregierte
Kernkapitalquote erhöhen, was nicht zuletzt bei den aktuellen
OeNB-Stresstests - trotz einer hypothetischen zweijährigen Rezession
- zu einem soliden Ergebnis beitrug. 'Angesichts der noch stärker
steigenden Kapitalisierungsquoten der anderen in CESEE tätigen
internationalen Banken, der Unabwägbarkeiten im Falle einer
Verschärfung der europäischen Schuldenkrise sowie der Implementierung
von Basel III auf europäischer Ebene sind österreichische Großbanken
weiterhin angehalten, ihre Kapitalquoten zu verbessern', führte
Direktor Mag. Ittner aus.
Der halbjährlich erscheinende Finanzmarktstabilitätsbericht der
OeNB enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter
Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben
werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln zusätzlich auch
Spezialthemen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der
Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies eine Analyse
der Risikoprofile der Fremdwährungskreditnehmer in Österreich, die
grenzüberschreitende Kreditvergabe österreichischer Banken nach CESEE
und eine Untersuchung des ukrainischen Bankensektors.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
Tel.: (+43-1) 404 20-6609
mailto:christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
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