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APA ots news: Österreichisches Finanzsystem unter dem Einfluss der...

Veröffentlicht am 09.07.2012, 09:45
Aktualisiert 09.07.2012, 09:48
APA ots news: Österreichisches Finanzsystem unter dem Einfluss der Spannungen auf den internationalen Finanzmärkten

Präsentation des 23. Finanzmarktstabilitätsberichts der

Oesterreichischen Nationalbank

Wien (APA-ots) - Die anhaltende Staatsschuldenkrise prägt weiterhin

die internationalen Finanzmärkte. Die österreichischen Banken haben

sich in diesem Umfeld vergleichsweise gut gehalten. Auch aufgrund der

Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) konnten die

österreichischen Institute ihre Refinanzierungskosten senken,

wenngleich die Teilnahme aller heimischen Banken insgesamt an den

EZB-Tendern im Vergleich gering ausfiel, sagte Gouverneur Uni.-Prof.

Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 23. Ausgabe des

Finanzmarktstabilitätsberichts der Oesterreichischen Nationalbank

(OeNB).

Die wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums war auch im ersten

Halbjahr 2012 von der anhaltenden Staatsschuldenkrise geprägt. Auf

die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) hatte die

Staatsschuldenkrise hingegen bislang vergleichsweise geringe Effekte,

obwohl die anhaltenden Spannungen im Kontext der Schuldenkrise im

Euroraum auch zu einer Verschlechterung der Risikobewertung der

Region führten. Allerdings wies die wirtschaftliche Entwicklung in

den einzelnen Ländern der Region eine beträchtliche Heterogenität

auf.

Die österreichischen Unternehmen finanzierten sich dank einer

günstigen Gewinnsituation im Jahr 2011 zu einem hohen Maß aus der

Innenfinanzierung, während die Außenfinanzierung um rund ein Drittel

sank. Etwas mehr als ein Viertel trugen im vergangenen Jahr die

Kredite der Banken zur Außenfinanzierung bei. Eine leichte

Verschärfung der Kreditpolitik der Banken im zweiten Halbjahr 2011

tat der Wachstumsbeschleunigung der Bankkredite 2011 und in den

ersten Monaten 2012 keinen Abbruch. Besonders hoch war im Jahr 2011

der Beitrag der Anleiheemissionen zum Mittelaufkommen der

Unternehmen, der jenen der Bankkredite um mehr als die Hälfte

übertraf.

Nach wie vor werden Unternehmen und private Haushalte kostenseitig

durch niedrige Kreditzinsen entlastet. Die Verschuldung der

Unternehmen und der privaten Haushalte wuchs im Jahr 2011 nur

moderat, bezogen auf die Einkommen liegt der Verschuldungsgrad aber

noch immer über den Vorkrisenniveaus. Ein wesentlicher Risikofaktor

für die privaten Haushalte (und für den Bankensektor) ist der nach

wie vor hohe Fremdwährungskreditanteil. Im ersten Quartal 2012 waren

knapp 28% des gesamten Kreditvolumens des Haushaltssektors in fremder

Währung denominiert.

Die Profitabilität des österreichischen Bankensektors verminderte

sich im Jahr 2011 angesichts der schwierigen wirtschaftlichen

Rahmenbedingungen deutlich. Zwar erwiesen sich die konsolidierten

Betriebserträge der Banken dank ihres Retail-Fokus als

vergleichsweise widerstandsfähig, steigende Aufwendungen aus

Abschreibungserfordernissen belasteten jedoch das Gesamtergebnis der

österreichischen Kreditinstitute.

Die Exponierung der mehrheitlich in österreichischem Besitz

stehenden Banken gegenüber CESEE belief sich Ende 2011 auf rund 216

Mrd. EUR und blieb weiterhin breit diversifiziert. Entgegen der im

Raum stehenden Befürchtung, dass international tätige - und somit

auch die österreichischen - Banken ihr Exposure in der Region

deutlich reduzieren, zeigen bisher verfügbare Daten kein

Deleveraging. Im Gegenteil, seit dem ersten Quartal 2009 haben

österreichische Banken ihr wechselkursbereinigtes Exposure in der

Region um rund 10 Prozent ausgeweitet. Es liegt die Vermutung nahe,

dass dies mit dem nach wie vor wichtigen Beitrag des

CESEE-Engagements zum Gesamtergebnis der österreichischen Banken

zusammenhängt. Die höhere Profitabilität geht allerdings mit einem

deutlich erhöhten Kreditrisiko einher. Die Forderungen gegenüber

Euroraum-Ländern mit erhöhten Risikoaufschlägen wurden hingegen 2011

weiter reduziert.

Die österreichischen Banken konnten auch 2011 ihre aggregierte

Kernkapitalquote erhöhen, was nicht zuletzt bei den aktuellen

OeNB-Stresstests - trotz einer hypothetischen zweijährigen Rezession

- zu einem soliden Ergebnis beitrug. 'Angesichts der noch stärker

steigenden Kapitalisierungsquoten der anderen in CESEE tätigen

internationalen Banken, der Unabwägbarkeiten im Falle einer

Verschärfung der europäischen Schuldenkrise sowie der Implementierung

von Basel III auf europäischer Ebene sind österreichische Großbanken

weiterhin angehalten, ihre Kapitalquoten zu verbessern', führte

Direktor Mag. Ittner aus.

Der halbjährlich erscheinende Finanzmarktstabilitätsbericht der

OeNB enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter

Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben

werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln zusätzlich auch

Spezialthemen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der

Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies eine Analyse

der Risikoprofile der Fremdwährungskreditnehmer in Österreich, die

grenzüberschreitende Kreditvergabe österreichischer Banken nach CESEE

und eine Untersuchung des ukrainischen Bankensektors.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Dr. Christian Gutlederer

Pressesprecher

Tel.: (+43-1) 404 20-6609

mailto:christian.gutlederer@oenb.at

www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

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