von Robert Zach
Investing.com - Offenbar will Deutschland die Laufzeit seiner letzten drei noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke nun doch über das Jahresende hinaus verlängern. Hintergrund sei das Risiko einer möglichen Eskalation der Energiekrise in diesem Winter, nachdem Russland seine Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 auf nur noch 20 Prozent der Maximalkapazität gedrosselt habe, wie das Wall Street Journal unter Berufung auf Beamte der Bundesregierung am Dienstagabend berichtete.
Die Entscheidung müsse erst noch vom Kabinett des Bundeskanzlers Olaf Scholz formell verabschiedet werden und würde wahrscheinlich eine Abstimmung im Parlament erfordern, wie das WSJ weiter schreibt. Einige Details würden noch diskutiert, sagten drei hochrangige Regierungsvertreter dem Wirtschaftsmagazin. Ein Kabinettsbeschluss stünde auch unter dem Vorbehalt der Ergebnisse einer Studie zum Energiebedarf Deutschlands, die in den kommenden Wochen abgeschlossen werden soll.
"Die Reaktoren sind bis 31. Dezember sicher, und natürlich werden sie auch nach dem 31. Dezember sicher sein", sagte ein hochrangiger Beamter dem WSJ.
Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums dementierte den Bericht des WSJ über den Beschluss zum Weiterbetrieb der Atomkraftwerke über das Jahresende hinaus. Demnach entbehre der Bericht "jeder sachlichen Grundlage".
Derzeit sind noch drei Atomkraftwerke in Deutschland am Netz. Konkret handelt es sich dabei um die Atommeiler Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Alle drei sollten eigentlich spätestens am 31. Dezember heruntergefahren werden.
Zuletzt hatte das EU-Parlament die Einstufung von Gas und Atomkraft als nachhaltig gebilligt. Viele Mitglieder der Grünen lehnen dies jedoch ab und das, obwohl der Strompreis in Deutschland von Rekord zu Rekord eilt.