Investing.com - Die US-Aktienmärkte zeigen sich weiterhin robust und legen leicht zu – trotz neuer Äußerungen des US-Präsidenten zu möglichen Zollerhöhungen gegenüber China und der Europäischen Union. Unterdessen sorgte Netflix (NASDAQ:NFLX) mit starken Quartalszahlen für Aufsehen. Die positiven Ergebnisse für das vierte Quartal übertrafen die Erwartungen und ließen die Aktie des Streaming-Giganten im nachbörslichen Handel kräftig ansteigen.
1. US-Futures im Aufwind
Die US-Aktienmärkte zeigen sich vorbörslich leicht im Plus, angetrieben durch die jüngsten handelspolitischen Aussagen von US-Präsident Trump, die bei vielen Anlegern auf Zustimmung stoßen.
Zusätzlich sorgen die weiterhin positiven Quartalszahlen vieler großer US-Konzerne für eine optimistische Stimmung an den Märkten. Aktuell liegt der Dow Future mit einem Plus von 0,1 % leicht im grünen Bereich, während der S&P 500 um 0,4 % zulegen kann. Der größte Gewinner ist derzeit der Nasdaq 100, der mit einem Anstieg von 0,8 % an der Spitze liegt.
Bereits am gestrigen Handelstag verzeichneten die wichtigsten US-Indizes Gewinne, da die Mehrheit der Anleger Trumps markige Aussagen nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus positiv aufnahm. Die Märkte reagierten zudem erleichtert darauf, dass Trump nicht sofort mit harten Zöllen gegen befreundete und konkurrierende Handelspartner vorgegangen ist. Zwar erklärte er gegenüber Reportern, er ziehe Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada bereits ab dem 1. Februar in Betracht, doch bislang blieb es bei Ankündigungen. Auch mögliche Strafzölle gegen die Europäische Union und China seien weiterhin Teil der Überlegungen, so Trump.
Besonders gefragt waren gestern die Aktien US-amerikanischer Automobilhersteller, die von der Aussicht auf einen verstärkten Binnenmarkt profitierten. Auch Versorgeraktien legten zu, nachdem Trump eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung der US-Energieproduktion unterzeichnet hatte.
Die Märkte verfolgen die Entwicklungen rund um Trumps protektionistische Handelspläne mit Argusaugen. Einige Analysten warnen davor, dass seine Politik den Inflationsdruck in den USA erhöhen könnte. Dies könnte die US-Notenbank (Fed) wiederum dazu veranlassen, mögliche Zinssenkungen in diesem Jahr zu verschieben. Schon jetzt gehen Marktbeobachter davon aus, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung die Zinssätze vorerst unverändert lassen wird.
„Große Veränderungen im US-Handel stehen uns bevor – auch wenn am ersten Tag der neuen Amtszeit keine neuen Zölle verhängt wurden“, schreiben die Analysten von ING (AS:INGA) in einer Kundenmitteilung.
2. Trump droht EU und China erneut mit Zöllen
Trotz einer gewissen Erleichterung an den Finanzmärkten, nachdem US-Präsident Trump zu Beginn seiner zweiten Amtszeit zunächst auf neue Zölle gegen China verzichtet hat, bleibt die Stimmung angespannt.
Trump hat bereits nachgelegt und signalisiert, dass er in Handelsfragen weiterhin einen harten Kurs verfolgen will – ein Thema, das seine zweite Amtszeit prägen könnte.
Gestern richtete sich seine Kritik insbesondere gegen die EU und China. Er warf der Europäischen Union vor, sich im Handel „sehr, sehr schlecht“ gegenüber den USA zu verhalten, und betonte erneut sein Unbehagen über das bestehende Handelsdefizit. Trump machte deutlich, dass er Zölle als notwendiges Mittel betrachtet, um „Fairness“ herzustellen.
Auch China geriet ins Visier. Trump behauptete, dass Fentanyl aus China über Mexiko und Kanada in die USA geschmuggelt werde und deutete an, dass bereits ab dem 1. Februar eine 10-prozentige Abgabe auf alle chinesischen Importe in Kraft treten könnte. Dies entspräche der Frist, die er Anfang der Woche bereits für Mexiko und Kanada gesetzt hatte. Während Trump ursprünglich Zölle von bis zu 60 % auf chinesische Waren ins Spiel brachte, sieht er die aktuellen Maßnahmen als Druckmittel, um Peking zu einem entschlosseneren Vorgehen gegen den Drogenschmuggel zu bewegen.
Auch die Nachbarn Mexiko und Kanada stehen unter Druck. Trump drohte beiden Ländern am Montag mit 25 % Einfuhrzöllen auf ihre Waren, falls sie nicht entschiedener gegen den Drogenhandel und die illegale Migration vorgehen. Die Staats- und Regierungschefs beider Länder reagierten daraufhin mit beschwichtigenden Tönen in Richtung Washington – offenbar in dem Bemühen, eine Eskalation zu vermeiden.
3. Trump nennt Memecoin-Renditen „Peanuts“
Donald Trump hat Fragen dazu, ob er sein persönliches Vermögen durch den Launch des $TRUMP-Memecoins vor seiner Amtseinführung um mehrere Milliarden Dollar vergrößert hat, weitgehend zurückgewiesen.
Bei einer Veranstaltung im Weißen Haus bestätigte Trump zwar, dass er den Token gelauncht habe, spielte jedoch seine eigene Rolle dabei herunter. „Ich weiß nicht, ob er profitabel ist, ich weiß nicht, wo er steht, ich weiß nicht viel darüber – außer, dass ich ihn eingeführt habe und gehört habe, dass er sehr erfolgreich ist“, sagte er am Dienstag vor Reportern.
Als ein Journalist nachhakte, ob er mit dem Memecoin tatsächlich „mehrere Milliarden Dollar“ verdient habe, antwortete Trump lediglich: „Das sind Peanuts für diese Leute.“ Er spielte damit auf eine Gruppe von Tech-Milliardären an, die gemeinsam mit ihm eine neue KI-Initiative vorgestellt haben.
Der $TRUMP-Token erreichte kurz nach seiner Einführung in der vergangenen Woche eine Marktkapitalisierung von über 14 Milliarden Dollar. Da Trump zu den größten Anteilseignern gehört, bedeutete das auf dem Papier einen enormen Gewinn für ihn. Allerdings blieb die Entwicklung des Memecoins nicht ohne Turbulenzen: Starke Kursschwankungen in den letzten Tagen haben zu Spekulationen über mögliche Preismanipulationen geführt.
4. Netflix glänzt mit starken Quartalszahlen
Die Netflix-Aktie konnte vorbörslich deutlich zulegen, nachdem der Streaminganbieter für das vierte Quartal besser als erwartete Ergebnisse vorgelegt hat.
In der Berichtsperiode bis zum 31. Dezember erzielte Netflix einen Gewinn von 4,27 US-Dollar je Aktie bei einem Umsatz von 10,25 Milliarden US-Dollar. Damit übertraf das Unternehmen die von Reuters ermittelte Prognose von 4,20 US-Dollar Gewinn je Aktie und 10,1 Milliarden US-Dollar Umsatz klar.
Besonders erfreulich war das Kundenwachstum: Netflix konnte 18,9 Millionen neue Abonnenten gewinnen – fast doppelt so viele wie die erwarteten 9,2 Millionen. Das starke Content-Angebot und die wachsende Beliebtheit der werbefinanzierten Abos haben maßgeblich zu diesem Anstieg beigetragen.
Auch in den kommenden Tagen bleibt die Berichtssaison spannend. Anleger blicken gespannt auf die Quartalszahlen weiterer großer US-Unternehmen wie Procter & Gamble (NYSE:PG), Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) und Abbott Laboratories (NYSE:ABT).
5. Ölpreis rutscht ab
Der Ölpreis setzt seine Korrektur auch heute fort und knüpft an die Verluste des Vortages an. Hintergrund ist die Entscheidung von US-Präsident Trump, den nationalen Energienotstand auszurufen, um die heimische Energieproduktion anzukurbeln.
Der Preis für ein Barrel US-Rohöl (WTI) liegt derzeit 0,4 % niedriger bei 75,50 US-Dollar, während die Nordseesorte Brent um 0,3 % auf 79,03 US-Dollar pro Barrel nachgibt.
Bereits gestern reagierten die Ölpreise spürbar auf Trumps Ankündigung, die Öl- und Gasförderung in den USA zu maximieren. Sein Plan sieht unter anderem vor, Umweltauflagen zu lockern und den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen voranzutreiben, um die Bohraktivitäten weiter auszubauen.
Investing.com/Reuters