Investing.com - Die US-Aktienmärkte zeigen sich vor Börsenbeginn heute etwas fester – doch für die gesamte Handelswoche dürfte es trotzdem ein Minus geben. Der Grund: Die wachsenden Sorgen über die US-Staatsverschuldung haben die Renditen von US-Staatsanleihen weiter steigen lassen. Auch international tut sich einiges: BYD (SZ:002594) hat in Europa zum ersten Mal mehr Autos verkauft als Tesla. Gleichzeitig reagiert Apple in China mit Preisnachlässen bei der Inzahlungnahme alter Geräte – offenbar, um im umkämpften Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Und ein weiteres Thema sorgt für Unsicherheit: Ein Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union scheint derzeit nicht in greifbarer Nähe.
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1. US-Aktienmärkte bleiben wegen hoher Anleiherenditen unter Druck
Zwar zeigen sich die US-Aktienmärkte vorbörslich heute etwas stabiler, doch der Druck bleibt – vor allem wegen der stark gestiegenen Renditen auf US-Staatsanleihen. Hintergrund ist das neue Steuergesetz von US-Präsident Donald Trump, das aktuell dem US-Kongress zur Abstimmung vorliegt.
Der Dow Future legt im frühen Handel um 0,1 % zu, ebenso der S&P 500. Der Nasdaq 100 hingegen gibt leicht nach – mit einem Minus von 0,1 %.
Auf Wochensicht bleiben aber alle drei großen Indizes im Minus: Der S&P 500 dürfte knapp 2 % verlieren, der Dow Jones Industrial Average rund 1,9 %, und der Nasdaq Composite liegt etwa 1,5 % im Minus.
Am Donnerstag hat das US-Repräsentantenhaus Trumps Steuer- und Ausgabengesetz mit nur einer Stimme Mehrheit verabschiedet. Jetzt geht das Vorhaben an den Senat – wo es voraussichtlich erneut zu intensiven Diskussionen kommen wird. Grundsätzlich stehen die Republikaner hinter dem Entwurf, der unter anderem die Verlängerung der Steuersenkungen von 2017 vorsieht. Aber es gibt weiterhin Kritik, dass die Ausgabenseite zu wenig berücksichtigt wurde.
Das überparteiliche Congressional Budget Office (CBO) rechnet damit, dass die US-Staatsverschuldung – aktuell bei 36,2 Billionen Dollar – durch das Gesetz um weitere 3,8 Billionen Dollar steigen könnte. Diese Aussicht hat die Nervosität an den Anleihemärkten verstärkt: Die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen kletterte auf 5,161 % – den höchsten Stand seit Oktober 2023. Auch die 10-jährige Rendite zog an und überschritt die Marke von 4,6 %.
2. BYD überholt Tesla erstmals in Europa
Für Tesla (NASDAQ:TSLA), den bisherigen Marktführer im Bereich Elektrofahrzeuge, gab es heute einen weiteren Dämpfer: Der chinesische Hersteller BYD hat den US-Konkurrenten im April erstmals beim Absatz in Europa übertroffen.
Laut einer Analyse von JATO Dynamics verkaufte BYD im vergangenen Monat 7.231 vollelektrische Fahrzeuge in Europa – etwas mehr als die 7.165 Einheiten, die Tesla im gleichen Zeitraum registrieren ließ. Die im vergangenen Jahr eingeführten EU-Zölle auf chinesische E-Autos scheinen der Kauflaune gegenüber BYD also bislang keinen nennenswerten Schaden zuzufügen.
„Auch wenn der Abstand bei den Verkaufszahlen gering erscheint, ist die Signalwirkung groß“, so Felipe Munoz, globaler Analyst bei JATO Dynamics. „Das ist ein Wendepunkt für den europäischen Automarkt – vor allem, wenn man bedenkt, dass Tesla den BEV-Markt in Europa lange dominiert hat, während BYD erst Ende 2022 außerhalb von Norwegen und den Niederlanden aktiv wurde.“
Tesla hat aktuell weltweit mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen.
3. Handelsabkommen zwischen den USA und der EU noch in weiter Ferne
Das Anfang des Monats erzielte Handelsabkommen zwischen China und den USA hatte den globalen Aktienmärkten spürbaren Rückenwind gegeben. Doch von einer ähnlichen Einigung zwischen der Europäischen Union und Washington fehlt bislang jede Spur – im Gegenteil: Ein solches Abkommen scheint derzeit in weiter Ferne zu liegen.
Wie die Financial Times berichtet, fordern die US-Unterhändler von der EU einseitige Zollsenkungen auf US-Waren. Ohne entsprechende Zugeständnisse werde es keine Fortschritte bei den Gesprächen zur Vermeidung weiterer gegenseitiger Strafzölle von 20 % geben, heißt es. Gleichzeitig drängt die EU auf einen gemeinsam ausgearbeiteten Rahmen für die Verhandlungen – bislang liegen beide Seiten jedoch noch weit auseinander.
Im März hatten die USA Zölle von 25 % auf Autos, Stahl und Aluminium aus der EU verhängt. Im April folgten weitere Zölle von 20 % auf andere europäische Produkte. In einem nächsten Schritt halbierten die USA die 20 %-Zölle bis zum 8. Juli – und setzten gleichzeitig ein 90-tägiges Zeitfenster für weiterführende Gespräche über ein umfassendes Zollabkommen.
Daraufhin legte die EU ihre eigenen Pläne für Vergeltungszölle vorerst auf Eis. Stattdessen schlug sie vor, sämtliche Industriegüter auf beiden Seiten künftig zollfrei zu stellen – doch auch dieser Vorschlag ist bislang nicht auf gemeinsame Zustimmung gestoßen.
4. Apple lockt in China mit Eintauschrabatten
Apple (NASDAQ:AAPL) bietet chinesischen Kunden bis zum 18. Juni zusätzliche Rabatte, wenn sie beim Kauf eines neuen iPhones ein älteres Gerät in Zahlung geben. Das gab das Unternehmen heute auf seiner Website bekannt. Der Schritt dürfte ein weiterer Versuch sein, die Verkäufe auf dem wichtigen chinesischen Markt wieder anzukurbeln.
Apples Marktanteil in China ist zuletzt deutlich zurückgegangen – von 15,6 % im 1. Quartal 2024 auf 13,7 % im 1. Quartal dieses Jahres. Damit ist Apple im Ranking der Smartphone-Verkäufe in China auf Platz fünf abgerutscht – hinter Xiaomi (OTC:XIACF), Huawei, Oppo und Vivo.
Für den US-Konzern ist das ein herber Rückschlag, denn Apple hatte noch vor Kurzem die Marktführerschaft in China inne.
Hinzu kommt zusätzlicher Druck durch die hohen US-Handelszölle auf chinesische Waren, die sich spürbar auf die Preise von Apple-Produkten auswirken könnten. Über 90 % der Flaggschiff-iPhones werden in China gefertigt – und gleichzeitig ist China Apples größter Markt außerhalb Nordamerikas.
5. Angebotsdruck drückt Ölpreis
Im bisherigen Handelsverlauf steht der Ölpreis unter Druck. Damit steuert das schwarze Gold auf den ersten Wochenverlust seit drei Wochen zu. Belastet wird der Markt vor allem durch das Überangebot – ausgelöst durch Überlegungen der OPEC+, die Fördermenge erneut anzuheben.
Die Nordseesorte Brent fällt aktuell um 0,7 % auf 63,99 Dollar pro Barrel. Auch die US-Referenzsorte WTI notiert 0,7 % niedriger bei 60,80 Dollar pro Barrel.
Auf Wochensicht liegen beide Sorten rund 2 % im Minus – das ist der tiefste Stand seit über einer Woche und beendet damit eine zweiwöchige Phase mit Zugewinnen.
Wie Bloomberg News gestern berichtete, denkt die OPEC+ bei ihrer nächsten Sitzung am 1. Juni über eine weitere Produktionsausweitung nach. Laut Insiderinformationen wird dabei unter anderem ein Anstieg der Fördermenge um 411.000 Barrel pro Tag im Juli diskutiert – eine endgültige Entscheidung steht allerdings noch aus.
Außerdem richtet sich der Blick der Märkte auf die Atomverhandlungen zwischen den USA und dem Iran, die Einfluss auf mögliche zusätzliche Öllieferungen aus Teheran haben könnten. Die fünfte Gesprächsrunde ist für Freitag in Rom angesetzt.
Investing.com/Reuters