Investing.com - Die Beziehungen zwischen den USA und China haben sich zu einer wahren Achterbahnfahrt entwickelt - von Hoffnung und Annäherung bis hin zu Misstrauen und wirtschaftlichem Tauziehen. Während die Vereinigten Staaten ihre Erwartungen einer wärmeren Beziehung zu Peking äußern, zeichnet sich ein anderer Ansatz auf globaler Ebene ab. Ein Ansatz, der nach Ansicht des renommierten Wirtschaftswissenschaftlers Nouriel Roubini einen neuen Kalten Krieg beschleunigt.
In einem kürzlich veröffentlichten Artikel warnt Roubini vor den zunehmenden Spannungen zwischen China und der G7 - einer Gruppe führender Industrienationen. Trotz der rhetorischen Bemühungen des letzten Gipfels im Mai, die Risiken in den Beziehungen zu China zu mindern und nicht eine aggressivere Abkopplung anzustreben, sieht Roubini "den neuen Kalten Krieg keineswegs auftauen, sondern eher noch kälter werden". Für Investoren weltweit birgt diese Entwicklung erhebliche Risiken und Chancen gleichermaßen. Die Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte könnten von enormer Bedeutung sein.
"Im Gegensatz zu früheren Treffen, bei denen die G7-Führer vor allem geredet und wenig gehandelt haben, erwies sich dieser Gipfel als einer der wichtigsten in der Geschichte der Gruppe", schrieb er. "Die USA, Japan, Europa und ihre Freunde und Verbündeten haben deutlicher als je zuvor gezeigt, dass sie ihre Kräfte gegen China bündeln wollen."
Roubini verwies außerdem auf die Teilnahme Indiens, Südkoreas, Indonesiens und Brasiliens an dem Gipfel sowie auf die Warnungen vor Chinas "wirtschaftlicher Nötigung", seiner Expansion im Süd- und Ostchinesischen Meer und seiner Aggression gegen Taiwan.
Nach dem Gipfel beschuldigte Peking die westlichen Politiker, sie würden versuchen, die Entwicklung Chinas zu unterdrücken. Roubini zufolge könnte Peking seine dominante Position im Bereich der seltenen Erdmetalle nutzen, um auf die von den USA verhängten Sanktionen und Handelsbeschränkungen zurückzuschlagen.
Das Handelspatt in der Halbleiterbranche belastet unterdessen ebenfalls die Beziehungen. Denn den von den USA verhängten Exportbeschränkungen schließen sich auch andere Verbündete an, um China im Technologiebereich auf Abstand zu halten.
"Es ist nun klarer denn je, dass die USA und der Westen im weiteren Sinne entschlossen sind, Chinas Aufstieg einzudämmen", resümierte er.
Weiterhin zitierte er jüngste Gespräche mit Henry Kissinger, der in den 1970er Jahren zur Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen den USA und China beigetragen hatte. Mit Blick auf aktuelle Geschehnisse betonte der erfahrene Diplomat in jüngsten Unterredungen die Dringlichkeit einer erneuten Verständigung zwischen den USA und China. Ohne ein neues Einvernehmen sehen die beiden Länder sich nach Kissingers Einschätzung einem gefährlichen "Kollisionskurs" gegenüber.
Seine Warnung verweist auf mögliche Konflikte, die vermieden werden sollten, um die Stabilität der globalen Bühne zu wahren.
Die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten sind in jüngster Zeit erheblich belastet. Ein Strudel aus gegenseitigen Strafzöllen, unfairen Handelspraktiken, technologischem Rennen, Besorgnis über Menschenrechtsverletzungen und militärischer Spannung im Südchinesischen Meer hat die Situation verschärft.