Investing.com - Das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft sinkt weiter, und das in einer Phase, in der Zuversicht so dringend benötigt wird. Der jüngste Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex, einem der wichtigsten Stimmungsbarometer für die Wirtschaft Deutschlands, zeigt deutlich die wachsende Unsicherheit der Unternehmen. Für das einstige Zugpferd der Eurozone könnten die Folgen gravierend sein. Laut Experten der US-Bank Citi zeichnet sich ein düsteres Bild ab, das mögliche künftige wirtschaftliche Herausforderungen signalisiert und die Wahrscheinlichkeit "schnellerer und tieferer Zinssenkungen" bei den nächsten Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) erhöht.
Im Juli fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex um 1,6 Punkte auf 87,0 und lag damit sowohl unter dem Konsens als auch unter der Prognose von Citi (89,0). Auch die Einschätzung der aktuellen Lage verschlechterte sich um 1,2 Punkte auf 87,1. Besonders alarmierend war der Rückgang der Geschäftserwartungen, die um 1,9 Punkte auf 86,9 Punkte sanken und damit den niedrigsten Stand seit Februar erreichten.
"Die Geschäftserwartungen laufen den Unternehmensinvestitionen in der Regel um ein Quartal voraus und deuten mit diesem Wert auf einen weiteren Einbruch im Herbst hin", kommentieren die Ökonomen von Citi.
Das Misstrauen zieht sich durch verschiedene Branchen: Während das verarbeitende Gewerbe den stärksten Rückgang verzeichnet, ist der Rückgang im Baugewerbe am geringsten. Die Dienstleistungsbranche zeigt sich vergleichsweise robust, doch der Einzelhandel und das Baugewerbe sind am pessimistischsten.
Mehrere Faktoren tragen laut Citi zu dieser düsteren Stimmung bei. Die politische Unsicherheit in Ländern wie Frankreich und den USA, eine schwache Nachfrage aus großen Volkswirtschaften wie den USA und China sowie zögerliche Zinssenkungen und eine restriktive Fiskalpolitik belasten die Unternehmen.
Die sich weiter eintrübenden Wachstumsaussichten könnten erhebliche Auswirkungen auf die nächsten Projektionen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben. Diese Entwicklung könnte den Druck auf den EZB-Rat erhöhen, bei den kommenden Sitzungen "schnellere und tiefere Zinssenkungen" in Betracht zu ziehen, so die Citi-Experten.