BERLIN (dpa-AFX) - Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, hat einen Vorstoß aus der Union für ein Aus der Rente mit mindestens 63 Jahren zurückgewiesen. "Es ist etwas anderes, bei Wind und Wetter Dächer zu decken oder Hörsäle von Universitäten oder Klassenzimmer in Schulen im Turbogang zu reinigen als im Bundestag zu stehen und die Rente mit 63 kaputtzureden", sagte Feiger den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Wer sein Leben lang gearbeitet habe, habe die Rente mit 63 verdient - diese habe etwas mit Respekt zu tun.
Der Vorstoß kam am Pfingstwochenende vom stellvertretenden Vorsitzenden der Unionsfraktion, Jens Spahn. Er will damit der Fachkräftenot in Deutschland entgegenwirken. Der CDU-Politiker sagte der "Bild am Sonntag": "Die Rente mit 63 kostet Wohlstand, belastet künftige Generationen und setzt die falschen Anreize. Sie sollte sofort abgeschafft und durch eine bessere Erwerbsminderungsrente ersetzt werden." Zwei Millionen Fachkräfte, die früher in Rente gegangen seien, fehlten nun "bitterlich". SPD, Grüne, Linke, FDP, AfD und andere Gewerkschaften reagierten umgehend empört.
Die aktuelle Regelung war 2014 von der damaligen schwarz-roten Bundesregierung eingeführt worden und zielt auf "besonders langjährig Versicherte", die mindestens 45 Jahre Beiträge eingezahlt haben. Vor 1953 Geborene konnten ohne Abschläge mit 63 in Rente gehen. Für Jüngere, die bis 1963 geboren wurden, steigt die Altersgrenze dafür schrittweise. Vom Geburtsjahrgang 1964 an liegt sie dann wieder bei 65 Jahren, wie es in generellen Informationen der Deutschen Rentenversicherung heißt.
Bei der Einführung hatte die Regierung rund 200 000 Antragsteller pro Jahr für diese ungekürzte Rente prognostiziert. Es waren dann aber jährlich mehrere Zehntausend mehr, so 2021 zum Beispiel 268 957. Insgesamt sind es bereits rund zwei Millionen.