Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der lang erwartete Inflationsanstieg setzt mit dem Eintreffen der März-Preisdaten ein. Europas Industrieproduktion fällt jedoch erheblich und treibt den Händlern Sorgenfalten auf die Stirn. Amazon (NASDAQ:AMZN) lässt sich von der Gewerkschaft nicht ins Bockshorn jagen und die OPEC+-Mitglieder fördern mehr Öl als sie sollten. Das müssen Sie zum Geschehen an den Finanzmärkten am Freitag, den 9. April wissen.
1. Inflationsanstieg beginnt
Die März-Inflationsdaten aus China bestätigten auf Jahresbasis den Beginn steigender Preise.
Die Erzeugerpreisinflation legte im Jahresvergleich um 4,4% zu, was dem höchsten Wert seit Juli 2018 entspricht. Die Verbraucherpreisinflation erholte sich von -0,2% im Februar auf 0,4%.
Der Inflationsanstieg ist überwiegend auf Basisfaktoren zurückzuführen, die durch den Einbruch der Ölpreise vor einem Jahr verursacht wurden. Die gleichen Einflüsse werden sich wahrscheinlich in den US PPI-Daten widerspiegeln, die um 14:30 Uhr veröffentlicht werden. Es wird erwartet, dass die Preise auf Monatsbasis um 0,5% und auf Jahresbasis um 3,8% gestiegen sind.
Die Federal Reserve hatte in der Vergangenheit mehrfach wiederholt, dass man auf einen temporären Anstieg der Inflation nicht reagieren wird. Der Fokus liegt vielmehr auf der Dynamik des Arbeitsmarktes.
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2. Impfprogramm in Europa gewinnt an Fahrt
Europas schwerfällige Impfkampagne zeigt Anzeichen dafür, dass sie endlich in Schwung kommt. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn twitterte, dass Europas größte Volkswirtschaft allein in den letzten zwei Tagen 1,375 Millionen Impfungen verteilt hat. Dies spiegelt die Tatsache wider, dass Deutschland in dieser Woche endlich begonnen hat die Hausarztpraxen in die Covid-19 Impfstrategie einzubeziehen.
Die vier größten Volkswirtschaften der Eurozone bringen es bisher nur auf eine Impfquote von 13 bis 15 Prozent, was wesentlich weniger als in den USA und Großbritannien ist. Italien wurde von der Pandemie mit am schlimmsten heimgesucht, aber man plant noch heute Lockerungen bekanntzugeben. Bloomberg berichtete indes, dass Deutschland einen "kurzen, aber harten Lockdown" in Erwägung zieht.
Die Wirtschaftsdaten Europas bleiben bestenfalls durchwachsen. Die Industrieproduktion fiel im März in Deutschland, Frankreich und Spanien. Die deutschen Zahlen verfehlten die Prognosen so deutlich wie seit zehn Jahren nicht mehr. In diesem Zusammenhang müssen wir uns wohl oder übel darauf einstellen, dass das Q1 BIP alles andere als positiv ausfällt.
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3. Wall Street freundlich
Die US-Aktienmärkte dürften freundlich in den Handel am Freitag starten und bauen damit auf ihren Rekordschlussständen vom Vortag auf, während die Anleihenmärkte weitgehend unbeeindruckt von der allmählichen Wiederbelebung der Wirtschaft sind.
Gegen 12.30 Uhr lag der Dow Jones Future um 68 Punkte oder 0,2% höher, während der S&P 500 Future um 0,1% stieg. Der Nasdaq 100 Future gab im Zuge des wieder einsetzenden Reopening-Trades um 0,2% nach.
Zu den Aktien, die wahrscheinlich später im Fokus stehen werden, gehören McDonald's (NYSE:MCD), das seine letzten Restaurants in Walmart (NYSE:WMT)-Filialen schließt, und Walt Disney (NYSE:DIS), dessen geplante Wiedereröffnung seines Disneyland-Themenparks am Ende des Monats als Sinnbild für einen umfassenderen Trend im ganzen Land zunehmend in den Medien thematisiert wird.
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4. Amazon-Mitarbeiter lehnen wohl Gewerkschaftsgründung ab
Die Beschäftigten eines großen Amazon-Lagerhauses in Alabama lehnen anscheinend Pläne zur Gründung einer Gewerkschaft ab, so die vorläufigen Ergebnisse der Abstimmung.
Nach Auszählung der Hälfte der Stimmen lagen diejenigen, die sich gegen eine gewerkschaftliche Vertretung aussprachen, verschiedenen Berichten zufolge mit einer Mehrheit von über 2:1 vorn.
Die Abstimmung hatte aufgrund ihrer potenziellen Präzedenzwirkung für Amazon-Standorte in den gesamten USA und für das Personal im Dienstleistungssektor im Allgemeinen, die einem hohen Arbeitsdruck ausgesetzt sind, viel Aufsehen erregt.
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5. Öl fällt - Disziplin der OPEC+ lässt nach
Vor dem Hintergrund eines steigenden Angebots und einer gewissen Unsicherheit darüber, ob sich die Nachfrage schnell genug erholt, um das Angebot zu absorbieren, bewegen sich die Rohölpreise weiterhin seitwärts.
Eine Umfrage von S&P Global (NYSE:SPGI) Platts deutet darauf hin, dass die Produktion der "OPEC+"-Mitglieder im März um 450.000 Barrel pro Tag gestiegen ist. Russland und der Irak, die zweit- und drittgrößten Exporteure der Gruppe, pumpten dabei beide wohl über ihre festgelegten Fördergrenzen.
Zwei Länder, die nicht unter das Abkommen fallen, Libyen und der Iran, erhöhen ebenfalls ihre Produktion: Irans Produktion stieg um 130.000 Barrel pro Tag auf ein Zweijahreshoch von 2,3 Mio. Barrel täglich, während Libyen 1,19 Mio. Barrel pro Tag förderte - so viel wie seit acht Jahren nicht mehr. Das Land will bis zum Jahresende 1,45 Mio. Barrel pro Tag fördern.
Gegen 12.30 Uhr notierte der Preis der US-Sorte WTI 0,2% im Plus auf 59,69 Dollar je Barrel, während der Preis der Nordseesorte Brent unverändert bei 63,20 Dollar lag.
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