von Robert Zach
Investing.com - IWF-Vizechefin Gita Gopinath forderte am Freitag die Zentralbanken zu entschlosseneren Maßnahmen im Kampf gegen die turmhohe Inflation auf. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass sich die Inflation verfestige, warnte sie.
"Die Zentralbanken müssen entschlossen handeln, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen und die Inflationserwartungen zu verankern", sagte sie auf dem Zentralbanken-Symposium in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming und betonte gleichzeitig, dass sich der Zielkonflikt zwischen Beschäftigung, Inflation und Wachstum, mit dem die Zentralbanken weltweit konfrontiert sind, in den kommenden Jahren voraussichtlich noch verschärfen wird.
Überall auf der Welt steigen die Preise derzeit rapide an, in einigen Fällen sogar im zweistelligen Prozentbereich. Die Gründe dafür sind vielschichtig und reichen von der ultra-laxen Geld- und Fiskalpolitik der Zentralbanken und Regierungen während der Corona-Pandemie über Störungen der Lieferketten bis hin zum Krieg in der Ukraine.
"Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben als ''Stresstest'' für die geldpolitischen Rahmenbedingungen der Länder gedient", sagte Gopinath.
Um wieder Preisstabilität herzustellen, so Gopinath, sei die Forward Guidance der Notenbanken ein adäquates Mittel. Zudem sollten die Zentralbanken klarstellen, dass sie "den Kurs beibehalten" und eine straffe Geldpolitik aufrechterhalten werden, solange die Inflation hoch bleibt. Und wenn sich die Teuerung als unerwartet hartnäckig erweist, sollten sie ihre Entschlossenheit zu einer aggressiveren Straffung der Geldpolitik unterstreichen, selbst wenn dies eine starke Abkühlung der Wirtschaft und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bedeutet.
Zuvor hatte sich Fed-Chef Jerome Powell ähnlich wie die IWF-Vizechefin zur künftigen Geldpolitik geäußert. Er setzte den Spekulationen ein Ende, dass die Fed die Zinsen bereits im nächsten Jahr wieder senken könnte. Stattdessen betonte er, dass die Leitzinsen noch einige Zeit auf einem höheren Niveau bleiben müssten, um die Inflation wirksam einzufangen. Dies könne auch mit "Schmerzen" für Haushalte und Unternehmen einhergehen, räumte er ein. Die Erfahrungen der Vergangenheit hätten jedoch gezeigt, dass die Kosten viel höher wären, wenn man jetzt nichts täte.
Die Federal Reserve hat ihren Leitzins in diesem Jahr bereits um 225 Basispunkte angehoben. Die nächste Sitzung findet am 21. September statt. Am Markt wird derzeit spekuliert, ob die Notenbanker das Leitzinsband um 50 oder 75 Basispunkte anheben werden. Den Fed Funds Futures zufolge tendieren die Marktteilnehmer derzeit eher zu einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte.
Vor der Sitzung des Offenmarktausschusses werden noch zwei relevante Wirtschaftsberichte veröffentlicht: die US-Arbeitsmarktdaten und der US-amerikanische Verbraucherpreisindex. Beide könnten für die Zinsentscheidung der Fed von großer Bedeutung sein.