Investing.com - Live-Stream zur EZB-Pressekonferenz von Christine Lagarde. Um 14.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit erläutert EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Überlegungen und Beschlüsse der heutigen zinspolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf einer Pressekonferenz in Frankfurt.
Die Europäische Zentralbank hat erstmals seit 2011 die Leitzinsen erhöht. Alle drei Leitzinssätze steigen um 0,50 Prozentpunkte, wie die Euro-Währungshüter am Donnerstag in Frankfurt mitteilten. (Mehr dazu hier)
Ulrich Wortberg, Ökonom bei der Helaba, kommentiert: "Die EZB leitet die Zinswende in einer sehr schwierigen Zeit ein. Einerseits setzt die deutlich oberhalb des EZB-Ziels liegende Inflation von zuletzt 8,6 % die Währungshüter unter Handlungsdruck, andererseits sind die Konjunkturrisiken gestiegen. Es gibt hohe Rohstoffpreise und Versorgungsängste, Lieferengpässe sowie geopolitische Verunsicherung. Letztlich scheint sie sich aber eher der Preisniveaustabilität verpflichtet zu fühlen und daher sind weitere Zinserhöhung zu erwarten."
Zudem genehmigte die EZB ihr neues Antifragmentierungs-Instrument unter dem Namen "Transmission Protection Instrument (TPI)", zu deutsch "Instrument zur Absicherung der Transmission".
Die EZB schrieb dazu in ihrem geldpolitischen Begleittext:
"Das TPI wird das Instrumentarium des EZB-Rats ergänzen und kann aktiviert werden, um ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamiken entgegenzuwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Transmission der Geldpolitik im Euroraum darstellen. Der Umfang von Ankäufen im Rahmen des TPI hängt von der Schwere der Risiken für die geldpolitische Transmission ab. Die Ankäufe sind nicht von vornherein beschränkt. Das TPI wird den Transmissionsmechanismus absichern und dem EZB-Rat dadurch eine effektivere Erfüllung seines Preisstabilitätsmandats ermöglichen."
Einzelheiten zu dem TPI sollen heute um 15.45 Uhr in einer separaten Pressemitteilung genannt werden.
Im Wesentlichen nimmt die EZB wohl die Erlöse aus fällig werdenden französischen, deutschen und niederländischen Anleihen, die sie hält, und reinvestiert dieses Kapital in Anleihen schwächerer Staaten. Der Effekt daraus ist eine Verengung der EWU-Spreads.
"In Wahrheit hat die EZB überhaupt keine andere Wahl. Die Schuldner in der Peripherie können es sich schlichtweg nicht leisten, den Marktzins für ihre Schulden zu zahlen, und wenn sie dazu gezwungen würden, riskieren sie nicht nur eine Rezession in diesen Ländern, sondern in ganz Europa", hieß es in einer Notiz von DataTrek. rz