BERLIN (dpa-AFX) - Rund 270 000 Tonnen Müll treiben Schätzungen zufolge in den Weltmeeren - auch an den Stränden von Nord- und Ostsee. Umweltministerin Steffi Lemke dringt deshalb auf internationale Lösungen. "Plastikmüll verschmutzt unsere Umwelt. Er wirkt in der Natur tödlich und für unsere Gesundheit schädlich. Und deshalb müssen wir die Plastikvermüllung in den Griff bekommen", sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag in Berlin.
Die Plastikproduktion sei auch ein Treiber der Klimakrise. "Sie tötet Tiere, sie belastet die Umwelt und ist damit ein wesentlicher Belastungsfaktor für das Artenaussterben", sagte Lemke. Deshalb sei es gut, dass derzeit an einem internationalen Lösungskonzept gearbeitet werde.
In Paris laufen aktuell Verhandlungen der Vereinten Nationen für ein internationales Plastikabkommen. Bis 2024 soll eine Konvention erarbeitet werden, in der verbindliche Regeln und Maßnahmen festgelegt werden, die den gesamten Lebenszyklus von Plastik betreffen. Wunsch der UN ist es, die Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 massiv einzudämmen.
Lemke forderte ein weitreichendes und verbindliches internationales Abkommen. "Plastikmüll in den Meeren ist ein Teil der ökologischen Dreifachkrise, mit der wir weltweit konfrontiert sind", sagte sie. Von der laufenden Verhandlungsrunde der Vereinten Nationen erwarte sie daher ein starkes Zeichen.
Ansetzen dürfe man dabei nicht erst, wenn der Plastikmüll schon da sei, er müsse vielmehr von Anfang an möglichst vermieden werden. "Deshalb ist es mir wichtig, schon beim Produktdesign anzusetzen." Das könne einen größeren Beitrag leisten als das Recycling.
Auch in Deutschland befasst sich seit sieben Jahren ein Runder Tisch mit dem Meeresmüll. Vertreter der Fischerei, der Schifffahrt, der Industrie und des Einzelhandels, Wissenschaftler, Umweltverbände und Politiker sollen Handlungsempfehlungen gegen die Plastikverschmutzung von Nord- und Ostsee erarbeiten. Ergebnis sind laut Umweltministerium bisher vor allem Handlungsleitfäden für Kommunen, Themenpapiere und Empfehlungen etwa zur Bergung sogenannter Geisternetze von Fischern.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer forderte ein schnelles und umfassenderes Handeln: "Die Müllbelastung muss schon bei der Entstehung wirksam reduziert werden, etwa durch Verbote von Einwegverpackungen und Plastikwegwerfartikeln. Es ist erschreckend, wie viel Plastikmüll wir im und am Meer finden", sagte er.
Die Meere seien keine Müllkippe, insbesondere nicht für lange haltbares Plastik, sondern ein wertvolles Ökosystem. Der Kampf gegen Einwegplastik sei daher genauso wichtig wie etwa die Umweltbildung in den Informationszentren von Nationalparks. "Aber auch Strandmüllsammlungen oder Fishing-for-Litter-Aktionen reduzieren die Müllbelastung und schaffen ein Bewusstsein für das Gesamtproblem", sagte Meyer.