Von Peter Nurse
Investing.com - Nach dem gestrigen Ausverkauf an den Weltbörsen stabilisieren sich die Aktienkurse. Gleiches gilt für den Ölpreis. Die britische Wirtschaft ist im April angesichts des Corona-Lockdowns in beispiellosem Tempo abgestürzt und die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) konsolidiert auf hohem Niveau und das, obwohl der Stern am Elektroauto-Himmel einige Investment-Banking-Freunde verloren hat. Folgendes müssen Sie am Freitag, dem 12. Juni, über das Geschehen an den Finanzmärkten wissen:
1. Nach Realitätscheck: Aktienkurse schalten auf Erholung
Gestern purzelten die Aktienkurse an der Wall Street in den Keller. Kurzfristig stehen die Zeichen aber wieder auf Erholung.
Der Dow Jones 30 Futures erholte sich um 587 Punkte oder 2,3%, während der S&P 500 Futures um 1,9% stieg und der Nasdaq 100 Futures um 1,6% zulegte.
Die Wall Street stürzte am Donnerstag auf breiter Front ab. Der Dow Jones erlitt den größten Ein-Tages-Verlust seit Mitte März. Ein sprunghafter Anstieg der Covid-19-Neuinfektionen droht das Tempo der Wiedereröffnung der US-Wirtschaft zu verlangsamen, woraufhin die Anleger in sichere Anlagen flüchteten und Gewinne vom Tisch nahmen.
Für den Dow Jones Industrial Average ging es am Donnerstag um 6,9% oder 1.861 Punkte nach unten. Der S&P 500 schloss mit einem Minus von 5,9% und der Nasdaq Composite brach um 5,3% ein.
Der dreiwöchigen Gewinnserie der Aktienindizes droht nach dem Mini-Crash das Ende. Auf wöchentlicher Sicht stehen beim DJIA, SPX und NDX Wochenverluste von 7%, 6% bzw. 3% zu Buche.
"Die zuletzt gesehene Rallye an den Aktienmärkten beruhte zum großen Teil auf drei Faktoren: einer V-förmigen Erholung der Realwirtschaft und der Unternehmensgewinne, Optimismus rund um einen Corona-Impfstoff und der Wahrscheinlichkeit zusätzlicher Impulse sowohl durch die Fed als auch durch die Finanzbehörden", so John Velis, Devisen- und Makrostratege für Nord- und Südamerika, bei BNY Mellon (NYSE:BK), in einer Kundennotiz.
2. Großbritannien mit Rekordeinbruch
Die britische Wirtschaft ist im April angesichts der Coronavirus-Lockdowns so stark geschrumpft wie noch nie in der Geschichte. Im Vergleich zum Vormonat ging das Bruttoinlandsprodukt um 20,4% zurück.
"Die heutigen Zahlen spiegeln einen beispiellosen BIP-Rückgang wider. Betrachtet man die Monate April und März zusammen, so ist die Wirtschaft um 25% geschrumpft. Die Wirtschaftsleistung im April entsprach in etwa der des Jahres 2002", sagte der ONS-Statistiker Rob Kent-Smith auf Twitter.
"So gut wie alle Bereiche der Wirtschaft waren von diesem historischen Einbruch betroffen, insbesondere aber die Pubs, das Bildungs- und Gesundheitswesen und die Autobranche", so ONS-Statistiker Jonathan Athow.
Im Vergleich zu den wichtigsten europäischen Nachbarn Großbritanniens fallen diese Werte besonders schwach aus.
Die Bank of France schätzte am Donnerstag, dass die französische Wirtschaft im Zeitraum April-Juni um 15% einbrechen werde. Die deutsche Industrieproduktion sank im April gegenüber März um 17,9%.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung warnte am Mittwoch, dass sich Großbritannien auf dem Weg zum schlimmsten Abschwung unter allen großen Wirtschaftsmächten befinde und prognostizierte, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 11,5% schrumpfen werde.
3. US-Konjunkturdaten
Am Freitag werden einige wichtige US-Konjunkturdaten veröffentlicht, die für Kursbewegung an den Märkten sorgen könnten, darunter der von der Uni-Michigan errechnete Verbrauchervertrauensindex.
Von Investing.com befragte Volkswirte rechnen mit einem Anstieg von 72,5 auf 75 im Juni.
Dennoch steigt die Zahl der Virus-Fälle in einer Reihe der bevölkerungsreicheren US-Bundesstaaten weiter an, während der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, in seiner Beurteilung der Wirtschaftsaussichten Anfang dieser Woche zurückhaltend war.
Der Importpreisindex, der die Preisveränderung importierter Waren und Dienstleistungen, die in den USA gekauft werden, misst, wird voraussichtlich bei plus 0,6% liegen, nach minus 2,6% im Vormonat.
Der Exportpreisindex per Berichtsmonat Mai wird ebenfalls veröffentlicht und dürfte ein Plus von 0,6% im Vergleich zu einem Rückgang von 3,3% im Vormonat aufweisen.
Beide Indizes werden um 14.30 Uhr (MEZ) veröffentlicht.
4. Ölpreis droht Wochenverlust
Die Rohölpreise entwickelten sich am Freitag nach den starken Verlusten vom Donnerstag uneinheitlich. Befürchtungen, dass ein Anstieg neuer Coronavirus-Infektionen in vielen US-Bundesstaaten eine fragile Erholung der Nachfrage beim größten Verbraucher der Welt bremsen könnte sowie wachsende Rohöllagerbestände belasten das schwarze Gold.
Finanzminister Steven Mnuchin sagte jedoch, dass die USA die Wirtschaft nicht wieder herunterfahren sollten, selbst wenn es einen weiteren Anstieg der Coronavirus-Fälle geben sollte.
"Unseres Erachtens liegt die Latte für einen erneuten Lockdown sehr hoch", so die Danske Bank (CSE:DANSKE) in einer Mitteilung an ihre Kunden. "Nicht zuletzt in den USA, wo es starken Widerstand gegen diese Maßnahme gibt."
Darüber hinaus "war eine Korrektur am Ölmarkt überfällig, und die Preise sind den tatsächlichen Fundamentaldaten um einiges vorausgeeilt", sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei der ING Bank NV in Singapur. "Während sich der Markt von einem Überschuss in ein Defizit bewegt, bleiben die Lagerbestände auf einem hohen Niveau und die Margen der Raffinerien sind immer noch sehr schwach".
Öl steuert auf den ersten wöchentlichen Verlust seit Ende April zu. Erschwerend kam hinzu, dass die amerikanischen Rohöllagerbestände auf ein Rekordhoch stiegen, was neue Befürchtungen hinsichtlich einer möglichen Angebotsschwemme aufkommen ließ.
Die Aufmerksamkeit wird sich am Freitag auf die wöchentliche Veröffentlichung der Baker-Hughes-Bohranlagenzählung richten, einem wichtigen Konjunkturbarometer für die Ölbohrindustrie.
Der US-Ölpreis verlor 0,2% auf 36,26 Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent stieg um 0,2% auf 38,61 Dollar je Barrel.
5. Ist es an der Zeit, die Tesla-Aktie zu verkaufen?
Die Tesla-Aktie war in den vergangenen Monaten einer der begehrtesten Titel an der Wall Street. Sie stieg in diesem Jahr um rund 145% und machte den kalifornischen Hersteller von Elektrofahrzeugen zum Top-Performer an der Nasdaq.
Die Aktie kletterte am Mittwoch zum ersten Mal überhaupt über die Marke von 1.000 Dollar, was zu einer Marktkapitalisierung von 120 Milliarden Dollar führte und sich damit der von Toyota (T:7203), dem größten Autohersteller der Welt, annäherte.
Allerdings könnte jetzt die Zeit für Investoren gekommen sein, sorgfältig über den Besitz der Aktie nachzudenken, jedenfalls denken das einige Investmentbanking-Giganten.
Morgan Stanley (NYSE:MS) (NYSE:{8056|MS}}) stufte Tesla am frühen Freitagmorgen auf "Underweight" herab und sagte, dass der erhöhte Aktienkurs die sich abzeichnenden Risiken nicht richtig widerspiegele. Grund dafür seien Preissenkungen in China und den USA.
Auch Goldman Sachs (NYSE:GS) senkte den Daumen und stufte die Aktie für die nächsten 12 Monate auf neutral herab. Begründet wurde dies mit der hohen Bewertung des Autoherstellers. Auf längere Sicht blieb die Investmentbank jedoch positiv gegenüber der Aktie.