Investing.com - Die US-Wirtschaft kommt dem "Punkt" näher, an dem eine Debatte über eine Anpassung der Geldpolitik beginnen sollte, sagte der Fed-Präsident von St. Louis, James Bullard, am Dienstag und fügte hinzu, dass einige Fed-Vertreter "mehr darauf bedacht sind als andere", diesbezügliche Gespräche in Gang zu setzen. "Wir werden sehen, was der Vorsitzende auf der Juni-Sitzung entscheidet", fügte er hinzu.
Der US-Arbeitsmarkt erscheint "ziemlich angespannt", sagte er in einem Interview mit der Financial Times, wenngleich die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft noch immer 8 Millionen unter dem Niveau vor der Pandemie liegt. Die Federal Reserve sollte ihre Erwartungen an den Arbeitsmarkt neu bewerten, da "einzelne Anzeichen" belegen, dass es schwer ist, Personal zu finden, so Bullard.
Er forderte außerdem, dass alternative Konjunkturindikatoren analysiert werden sollten, wenn es um die Lage auf dem Arbeitsmarkt geht. Dies würde ihm mehr Sicherheit geben, um Diskussionen über eine Änderung der Geldpolitik zu beginnen, sobald die Fed der Meinung ist, dass "die Pandemie vorbei ist."
Bullard ist derzeit nicht stimmberechtigt im geldpolitischen Ausschuss der US-Notenbank Fed. Erst 2022 kann er wieder mitentscheiden.
Der Fed-Präsident von St. Louis gilt als Anhänger der expansiven Geldpolitik.
Notenbank-Vizechef Richard Clarida sagte kürzlich in einem Interview mit Yahoo Finance, dass in einer der kommenden Sitzungen der Zeitpunkt für eine Tapering-Debatte gekommen sein könne.
Mary Daly, Chefin der San Francisco-Fed zufolge debattiere man darüber, "über ein Abschmelzen [der Käufe] zu sprechen. Ich möchte, dass jeder weiß, dass es nicht darum geht, schon aktuell etwas zu tun."
Der US-Notenbanker Robert Kaplan, der eher den geldpolitischen Falken zuzuordnen ist, hat kürzlich vor den Nebenwirkungen der "exzessiven Akkommodierung" gewarnt und gesagt, dass es besser sei, "eher früher als später mit der Rücknahme" der ultralaxen Geldpolitik zu beginnen, da bereits ausreichend große wirtschaftliche Fortschritte erzielt worden seien.
Die Federal Reserve senkte wegen der Pandemie ihren Leitzins auf eine Spanne von 0,00 bis 0,25 Prozent und startete ein monatliches Ankaufprogramm für Vermögenswerte in Höhe von 120 Milliarden Dollar zur Stützung der Wirtschaft.
Angesichts des jüngsten Inflationsanstiegs im Zuge der Wiedereröffnung der Wirtschaft und den Versorgungsengpässen in einigen Branchen sind die Marktteilnehmer zunehmend in Sorge, dass die Federal Reserve ihre lockere Geldpolitik früher als erwartet zurückfahren könnte.
Die US-Teuerungsrate erreichte im April mit jährlich 4,2 Prozent den höchsten Stand seit September 2008. Sie liegt damit über dem Ziel der Federal Reserve. Besonders deutlich fiel der Preisanstieg für Energie aus. Diese verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 25 Prozent. Die Preise für gebrauchte Pkw und Lkw, die als maßgeblicher Inflationsindikator gelten, erhöhten sich um 21 Prozent, davon allein im April um 10 Prozent.
Die nächste Fed-Sitzung findet am 15. Juni statt. Die Entscheidung folgt dann am 16. Juni.
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