Wirtschaftscrash: EZB schlägt Alarm – Kreditnachfrage erreicht historisches Tief

Veröffentlicht am 26.07.2023, 09:54
© Reuters

Investing.com – Europa steuert mit großen Schritten auf eine Rezession zu, denn das einstige Zugpferd der Region, Deutschland, wird zum Bremsklotz. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 um -0,3 Prozent sinkt, nachdem es zuvor zu einem Wachstum um +1,8 Prozent gekommen war.

Für die EZB ein gutes Signal, denn mit der Erhöhung der Zinsen beabsichtigt sie die Wirtschaft abzukühlen. Laut IWF gelingt ihr das, denn das reale BIP von Frankreich (+2,5 % vs. 0,8 %), Italien (+3,7 % vs. 1,1 %) und Spanien (+5,5 % vs. 2,5 %) sinkt gegenüber 2022 ebenfalls.

Doch während es tatsächlich zu einer nachlassenden Wirtschaftsleistung kommt, hält sich die Inflation hartnäckig auf einem hohen Niveau.

Wie lange die EZB ihre straffe Geldpolitik überhaupt noch aufrechterhalten kann, ist fraglich, denn es gibt beunruhigende Kreditdaten aus dem Bankensektor.

Eine Umfrage der Zentralbank unter 158 Großbanken ergab für das zweite Quartal 2023, dass die Kreditnachfrage bei kleinen und mittelständischen Unternehmen so stark einbrach wie noch nie. Der Rückgang um -40 Prozent war größer als von den Banken erwartet.

Bei Großunternehmen sank die Kreditnachfrage um -34 Prozent, womit fast das Finanzkrisen-Niveau erreicht wurde. Ganz offensichtlich verzichtet die Wirtschaft auf Investitionen, womit steigende Produktivität und Innovationen auf der Strecke bleiben.

Die EZB erklärte, dass die Banken die Kreditvergabestandards weiter verschärfen wollen, denn die Risiken bei der Refinanzierung und Rückzahlung von Krediten steigen. Angesichts dessen dürfte die EZB schon bald damit konfrontiert werden, sich von einem ihrer Ziele verabschieden zu müssen – Soft Landing oder Inflationsbekämpfung.

Der CEO des deutschen Technologiekonzerns Voith, Toralf Haag, erklärte, dass "Investitionsentscheidungen in Deutschland immer schwieriger werden". Das von ihm geleitete Unternehmen priorisiert deshalb bei Investitionen Asien, die USA oder Osteuropa, was für Deutschland erhebliche Auswirkungen hat, wie er sagte:

"Wir sehen inzwischen fast jeden Tag, dass Industrieunternehmen nicht mehr in Deutschland, sondern in anderen Regionen der Welt investieren. Verwaltung und Technik bleiben zwar in Deutschland, aber die Produktion, die für eine Volkswirtschaft besonders wertvoll ist, findet zunehmend woanders statt."

Europa steht damit vor einer riesigen Herausforderung. Wie soll die Transformation der Wirtschaft zur CO₂-Neutralität bei hoher Inflation gelingen, wenn Wirtschaft, Verbraucherausgaben und Steuereinnahmen sinken?

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