FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger fiebern in der neuen Börsenwoche auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) und Quartalsberichte großer US-Technologiekonzerne hin. Die Stimmung hierzulande ist hochnervös, denn für den deutschen Leitindex Dax (DAX) ist der bislang trotz allem noch positive längerfristige Trend gefährdet. Das Chartbild hat sich stark eingetrübt.
Die meisten Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Fed aufgrund der hohen Inflation den Leitzins im März anheben wird. Am Aktienmarkt wird dieser Schritt sowie die Erwartung weiterer Zinserhöhungen in diesem Jahr zunehmend eingepreist, weshalb in letzter Zeit gerade der in der Pandemie stark gelaufene und auf Wachstum getrimmte Technologiesektor deutlich stärker unter Druck steht als Substanzwerte aus der "Old Economy".
Inzwischen können sich einige Experten sogar vorstellen, dass die Fed im März den Leitzins stärker erhöht als zunächst angenommen. Entsprechend achten Börsianer am Mittwoch auf Hinweise der Währungshüter, die diese Vermutung stützen könnten. Der US-Volkswirt der Fondsgesellschaft DWS, Christian Scherrmann, glaubt im Moment zwar noch nicht an eine Erhöhung um 0,50 statt 0,25 Prozentpunkte. Wenn aber die Inflation im Januar und Februar weiter anziehen sollte, könnte die Fed unter enormen Druck geraten und darauf letztlich doch mit einer Zinserhöhung von mehr als 0,25 Punkten reagieren, ergänzte er.
Überrascht die Fed den Markt mit Signalen für eine noch straffere Geldpolitik als bisher am Markt angenommen, könnte das die Kurse der immer noch hoch bewerteten Technologiekonzerne weiter belasten. Für die Finanzierung ihrer Verbindlichkeiten und Investitionen sind höhere Zinsen Gift. Starke Quartalsbilanzen und Ausblicke könnten daher helfen, den Abwärtsdruck zu mildern. Schwache Wachstumsprognosen wie zuletzt vom Streaming-Marktführer Netflix (2:NFLX) dürften zugleich das Gegenteil bewirken.
Achten werden Börsianer auf die Flaggschiffe im US-Technologiesektor: Der Softwarekonzern Microsoft (2:MSFT) öffnet die Bücher am Dienstag, der iPhone-Hersteller Apple (2:AAPL) am Donnerstag. Spannung versprechen auch die Quartalszahlen des E-Autobauers Tesla (2:TSLA) und des Chipherstellers Intel (2:INTC) zur Wochenmitte. IBM (1:IBM) legt bereits am Montag Geschäftszahlen vor.
Ob der Ausverkauf bei Technologiewerten bereits vorbei ist oder nicht, hänge gleichwohl nicht nur von den anstehenden Gewinnmeldungen der Konzerne ab, erläuterte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. "Entscheidend wird sein, ob die Zinserwartungen des Marktes eine Pause einlegen, nachdem wochenlang aggressiv weitere Zinserhöhungen und eine Reduzierung der Bilanzsumme der Fed eingepreist wurden."
Auch die Autoren der Fuchs-Börsenbriefe glauben, dass die Fed am Mittwoch keine zusätzliche Straffung signalisieren wird. Andernfalls würden die Aktienmärkte heftig unter Druck kommen. "Steigende Leitzinsen wären zwar ein Signal der Inflationsbekämpfung, sie sind aber auch ein zweischneidiges Schwert. Denn in den USA hat dieser Zinsanstieg für Aktien schon ein kritisches Niveau erreicht", heißt es in der aktuellen Fuchs-Ausgabe mit Blick auf die steigende Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen. Anleihen würden wieder zu einer Anlagealternative.