* Finanzwerte setzten Talfahrt fort, ING-Aktien ausgesetzt
* Daimler enttäuscht mit Details zu Bilanz
(neu: Xetra-Schlusskurse)
Frankfurt, 27. Okt (Reuters) - Die europäischen Börsen haben
sich am Dienstag auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Der
Dax<.GDAXI> schloss mit 5635 Punkten nahezu unverändert, während
die Kurse in Zürich etwas stärker anzogen. Doch auch in Paris
und London schlossen die Indizes beinahe auf Vortagesniveau. Der
europäische Stoxx50<.STOXX50> stieg um 0,8 Prozent, während sich
der EuroStoxx <.STOXX50E> ebenfalls fast unverändert
präsentierte. Händler sprachen von einem nervösen Handel.
"Keiner weiß, ob das jetzt die lang erwartete Konsolidierung
oder nur ein Zwischentief ist", fasste ein Händler zusammen.
Auf die Stimmung drückte zudem der überraschend starke
Rückgang des Verbrauchervertrauens in den USA im Oktober. "Für
den privaten Verbrauch in den kommenden Monaten und insbesondere
für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft lässt dies wenig Gutes
erahnen", warnte Postbank-Analyst Heinrich Bayer.
Von Frankfurt bis London standen erneut viele Finanzwerte
unter Druck. In Frankfurt traf es vor allem die
Commerzbank-Aktien, die 5,6 Prozent auf 7,39 Euro
fielen. Händler verwiesen auf Gerüchte, wonach die Bank in ihrem
Quartalsbericht die Erwartungen dämpfen könnte. Da das Institut
aber ohnehin keine Prognose für 2009 veröffentlicht hat,
schenkten viele Händler dem nicht viel Glauben. Die Bank, die am
5. November ihre Zahlen vorlegt, äußerte sich nicht.
In London blieben die Aktien von Lloyds und Royal
Bank of Scotland unter Druck. Beide Institute könnten als
nächstes wie ING von der EU ihre Auflagen erhalten, die
Aktien fielen um sechs bis acht Prozent. Wegen zu hoher Volumina
wurden nach Angaben der Börse Euronext die ING-Aktien am
Nachmittag vom Handel ausgesetzt. Zuletzt notierten sie mit
8,9830 Euro über sechs Prozent im Minus, nachdem sie schon am
Vortag um fast 20 Prozent abgestürzt waren. Vor allem die
überraschend schnelle Aufspaltung und die gleichzeitige
Kapitalerhöhung waren an den Börsen am Vortag nicht gut
angekommen und hatten die Angst vor Kapitalmaßnahmen bei anderen
Banken erhöht.
Mit Enttäuschung reagierten die Anleger auf die
detaillierten Zahlen von Daimler. "Die vorläufigen
Zahlen sahen ein bisschen zu gut aus", erklärte Analyst Jürgen
Pieper von Bankhaus Metzler. "Die Daimler-Zahlen überzeugen
nicht", stimmte NordLB-Analyst Frank Schwope zu. Die Absatz- und
Umsatzeinbrüche seien enorm. Daimler verloren zwei Prozent und
zogen den gesamten Sektor stark ins Minus. BMW fielen
um 3,2 Prozent, und in Paris brachen Peugeot und
Renault um bis zu fünf Prozent ein. Letztere litten
auch unter einer massiven Herabstufung von Morgan Stanley auf
"underweight" von "overweight".
Gewinnmitnahmen drückten die Aktien von Infineon
um 7,6 Prozent ins Minus und damit an das Ende im Dax.
BAYER-ZAHLEN AUF DEN ZWEITEN BLICK OK
Von der Unsicherheit der Anleger profitierten die Aktien von
Münchener Rück, die mit einem Plus von 1,4 Prozent auf
111,50 Euro zu den größten Dax-Gewinnern zählten. Zudem waren
die als sichere Anlage gerühmten Fresenius Medical und
E.ON gesucht, die 2,3 Prozent beziehungsweise knapp ein
Prozent zulegten. SAP stiegen um ein Prozent. Der
Softwarekonzern veröffentlicht am Mittwoch seine Bilanz.
Bayer gingen mit einem Plus von 1,2 Prozent aus dem
Handel. Nach erster Enttäuschung setzte sich eine positive
Einschätzung der Zahlen bei den Anlegern durch. Die wieder etwas
anziehenden Umsätze an der Börse verhalfen Händlern zufolge den
Aktien des Börsenbetreibers Deutsche Börse zu einem
Plus von zwei Prozent.
Gut kam am Markt der Zwischenbericht des britischen Ölmulti
BP an, der dank eines rigorosen Sparkurses die
Analystenprognosen übertraf. Die Titel stiegen um 4,8 Prozent.
Auch die Aktien von Rivale Shell legten 2,6 Prozent zu.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Kathrin Schich)