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ROUNDUP: Institute halbieren Wachstumsprognose 2013 - Euro-Krise bremst

Veröffentlicht am 11.10.2012, 15:32
Aktualisiert 11.10.2012, 15:36
BERLIN (dpa-AFX) - Die Dauerkrise um den Euro und die schwächelnde Weltkonjunktur bremsen die Wirtschaftslokomotive Deutschland aus Sicht der führenden Forschungsinstitute empfindlich ab. Die Ökonomen erwarten für das kommende Jahr nur noch ein Wachstum von 1,0 Prozent. Damit halbierten sie ihre Prognose aus dem Frühjahr.

Bei der Vorlage des Herbstgutachtens für die Bundesregierung warnten die Institute am Donnerstag vor wachsender Inflationsgefahr durch die stärkere Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) beim Krisenmanagement. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will die Binnennachfrage stärker ankurbeln.

'Die Eurokrise hat auch die Wirtschaft in Deutschland erfasst', sagte Joachim Scheide vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Berlin. Die konjunkturelle Expansion werde in den letzten Monaten dieses Jahres schwach bleiben und erst im Verlauf nächsten Jahres leicht anziehen. Für 2012 rechnen die Forscher mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 0,8 Prozent und bleiben damit annähernd bei ihrer im April errechneten Prognose von 0,9 Prozent. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft noch um drei Prozent gewachsen.

Die acht Institute legen dabei eine allmähliche Stabilisierung der Lage im Euroraum zugrunde, was aber nicht gesichert sei. 'Über den gesamte Prognosezeitraum gesehen, überwiegen die Abwärtsrisiken, und die Gefahr ist groß, dass auch Deutschland in eine Rezession gerät.'

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt werde sich die Lage vorerst kaum mehr verbessern. In diesem und im nächsten Jahr rechnen die Institute mit rund 2,9 Millionen Erwerbslosen und einer Quote von 6,8 Prozent. Die Inflationsrate sehen sie in diesem Jahr bei 2,0 Prozent und im kommenden Jahr bei 2,1 Prozent.

Merkel setzt angesichts der trüberen Aussichten auf eine Stärkung der Binnennachfrage. 'Deshalb haben wir durchaus an einigen Stellen auch Senkungen von Steuern zum Beispiel im Blick', sagte die Kanzlerin in Berlin, ohne konkreter zu werden. Wenn es in Deutschland ein gutes Konsumverhalten gebe, 'hat das den Vorteil, dass wir natürlich auch Importe aus anderen Ländern der EU gut aufnehmen können'. Für dieses Jahr rechnet Merkel mit einem Wachstum um ein Prozent. 'Aber wir spüren auch, dass die einbrechenden Wirtschaften in einigen Euroländern natürlich auf uns auch Einfluss haben.'

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sagte, die deutsche Wirtschaft sei 'weiterhin eine Säule der Stabilität im Euroraum.' Um die Euro-Vertrauenskrise zu überwinden, sei strikte Finanzdisziplin nötig. Ihre eigene Herbstprognose will die Regierung am 17. Oktober vorlegen. Sie hatte im Frühjahr 0,7 Prozent Wachstum für dieses und 1,6 Prozent für das kommende Jahr vorhergesagt.

Die Forschungsinstitute sehen im Euro-Raum wachsende Gefahr, dass es mittelfristig zu stärkerer Geldentwertung kommen könne. Grund sei die Bereitschaft der EZB, unbegrenzt Anleihen von Schuldenstaaten zu kaufen. Eine galoppierende Inflation mit zweistelligen Raten sehe niemand, sagte Ökonom Scheide. Bei Raten von fünf, sechs oder sieben Prozent wäre die Stabilitätsunion aber nicht mehr existent. Mit Blick auf das Euro-Krisenmanagement halten die Institute wachstumsfördernde Reformen sowie Haushaltskonsolidierung weiter für 'den Königsweg'.

Das Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium hat eine Gruppe von Instituten erstellt, darunter auch das ifo-Institut München, das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim, das Institut für Wirtschaftsforschung Halle und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in Essen./sam/bk/tl/wn/DP/jkr

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