Börsen-Zeitung: Der Dax überrascht, Marktkommentar von Thorsten Kramer
Frankfurt (ots) - Es ist die Zeit der Überraschungen - und die
fallen auf Unternehmensseite im Moment häufig negativ aus. Von den
rund 100 Unternehmen aus dem US-Benchmarkindex S & P 500, die bereits
ihre Quartalsergebnisse veröffentlicht haben, gelang es gerade mal
gut jedem zweiten, die zuvor schon reduzierten Erwartungen der
Analysten zu übertreffen. Am Freitag enttäuschten mit Microsoft und
General Electric zwei sehr renommierte Adressen die Investoren,
nachdem am Vortag schon der Gewinneinbruch von Google Schlagzeilen
produziert hatte. Für die nun in Europa anlaufende Berichtssaison zum
dritten Quartal verheißt das nicht viel Gutes.
Am deutschen Aktienmarkt scheint das allerdings kaum jemanden zu
irritieren. Der Dax beispielsweise tauchte zuletzt maximal bis auf
das Niveau von 7200 Punkten ab, obwohl viele Anlagestrategen schon
seit Wochen eine Konsolidierung prognostizieren. In der nun
abgelaufenen Handelswoche rückte der Index zeitweise sogar bis auf
7448 Punkte vor und erreichte damit den höchsten Stand seit fast
einem Monat. Das ist durchaus als ein Signal zu verstehen, dass die
rückläufige Entwicklung der Firmengewinne bereits weitgehend in den
Aktienkursen enthalten ist. Auf Wochensicht stieg der Dax um 2,1%.
Chance auf starkes Finale
Was vielen vor dem Quartalsbeginn noch als gewagte These galt,
scheint sich somit zu bewahrheiten: Die Aktienindizes haben ganz
offensichtlich die Chance auf ein überraschend starkes Finale des
laufenden Börsenjahres, zumal der Performancedruck für viele
institutionelle Investoren mit jedem Tag wächst. In den vergangenen
Monaten seit Juni sind zwar bereits deutlich mehr als 20 Mrd. Euro
zurück an die Börsen in der Eurozone geflossen, nachdem sich die
Überzeugung durchgesetzt hat, dass die Währungsunion eine Zukunft
hat. Die Ergebnisse der am Dienstag veröffentlichten
Fondsmanagerumfrage von Bank of America/Merrill Lynch zeigen
allerdings, dass die Gewichtung von Aktieninvestments in den
Portfolios der Profis gerade erst das Durchschnittsniveau der
zurückliegenden 34 Monate seit Anfang 2010 erreicht hat. Und viele
Anleger sind nach wie vor sehr deutlich unterinvestiert. Mangels
renditestarker Alternativen dürften in den nächsten Wochen also viele
Investoren dazu gezwungen sein, Aktien zu kaufen.
Das überschaubare Umsatzvolumen an den Börsen belegt derweil, dass
vielen Akteuren beispielsweise angesichts der verhaltenen
Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft die richtige Überzeugung
fehlt. Optimisten finden aber bereits gute Argumente dafür, sich noch
offensiver an den Aktienmärkten zu engagieren. So hat sich die Lage
am Markt für Staatsanleihen nach dem Eingreifen der Europäischen
Zentralbank spürbar beruhigt; die Rendite spanischer Papiere mit
zweijähriger Laufzeit notiert inzwischen unterhalb von 3%, und die
Rendite zehnjähriger Anleihen aus Italien steht unterhalb von 5%.
Hinzu kommt, dass die hohe Nachfrage nach Unternehmensanleihen selbst
die Rendite von Unternehmen mit einem 'BBB'-Rating in der Eurozone im
Schnitt schon auf 3,2% gedrückt hat. Das unterstreicht die
Attraktivität der Dax-Aktien, die es aktuell im Schnitt auf eine
Dividendenrendite von 3,7% bringen.
Die Expansion der Bewertung ist aus Analystensicht zugleich kein
besonderes Risiko: Sie sehen darin vielmehr die Überzeugung der
Anleger, dass die Unternehmen schon bald die Gewinne wieder ausweiten
werden. Wie eine Analyse der Landesbank Baden-Württemberg zeigt,
befindet sich der Dax zum achten Mal in einer Phase mit einem
steigenden Kurs-Gewinn-Verhältnis. Mit aktuell rund 42% falle der
Vorlauf des Dax gegenüber den Gewinnen aber recht verhalten aus,
heißt es darin; der Durchschnittswert beträgt 90%. Auch aus diesem
Blickwinkel besitzt der Markt also weiteres Potenzial.
Spätestens in sechs Wochen, also Anfang Dezember, dürfte jedoch
bei bereits gut investierten Akteuren die Bereitschaft zunehmen, die
seit dem Sommer erzielten Buchgewinne zu realisieren. Eine erneute
leichte Konsolidierung würde dann deshalb kaum überraschen. Sollten
bis dahin weitere positive Signale von der Konjunkturseite vorliegen,
böte das aber bereits eine Chance, sich für einen weiteren
Kursanstieg 2013 zu positionieren.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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fallen auf Unternehmensseite im Moment häufig negativ aus. Von den
rund 100 Unternehmen aus dem US-Benchmarkindex S & P 500, die bereits
ihre Quartalsergebnisse veröffentlicht haben, gelang es gerade mal
gut jedem zweiten, die zuvor schon reduzierten Erwartungen der
Analysten zu übertreffen. Am Freitag enttäuschten mit Microsoft und
General Electric zwei sehr renommierte Adressen die Investoren,
nachdem am Vortag schon der Gewinneinbruch von Google Schlagzeilen
produziert hatte. Für die nun in Europa anlaufende Berichtssaison zum
dritten Quartal verheißt das nicht viel Gutes.
Am deutschen Aktienmarkt scheint das allerdings kaum jemanden zu
irritieren. Der Dax beispielsweise tauchte zuletzt maximal bis auf
das Niveau von 7200 Punkten ab, obwohl viele Anlagestrategen schon
seit Wochen eine Konsolidierung prognostizieren. In der nun
abgelaufenen Handelswoche rückte der Index zeitweise sogar bis auf
7448 Punkte vor und erreichte damit den höchsten Stand seit fast
einem Monat. Das ist durchaus als ein Signal zu verstehen, dass die
rückläufige Entwicklung der Firmengewinne bereits weitgehend in den
Aktienkursen enthalten ist. Auf Wochensicht stieg der Dax um 2,1%.
Chance auf starkes Finale
Was vielen vor dem Quartalsbeginn noch als gewagte These galt,
scheint sich somit zu bewahrheiten: Die Aktienindizes haben ganz
offensichtlich die Chance auf ein überraschend starkes Finale des
laufenden Börsenjahres, zumal der Performancedruck für viele
institutionelle Investoren mit jedem Tag wächst. In den vergangenen
Monaten seit Juni sind zwar bereits deutlich mehr als 20 Mrd. Euro
zurück an die Börsen in der Eurozone geflossen, nachdem sich die
Überzeugung durchgesetzt hat, dass die Währungsunion eine Zukunft
hat. Die Ergebnisse der am Dienstag veröffentlichten
Fondsmanagerumfrage von Bank of America/Merrill Lynch zeigen
allerdings, dass die Gewichtung von Aktieninvestments in den
Portfolios der Profis gerade erst das Durchschnittsniveau der
zurückliegenden 34 Monate seit Anfang 2010 erreicht hat. Und viele
Anleger sind nach wie vor sehr deutlich unterinvestiert. Mangels
renditestarker Alternativen dürften in den nächsten Wochen also viele
Investoren dazu gezwungen sein, Aktien zu kaufen.
Das überschaubare Umsatzvolumen an den Börsen belegt derweil, dass
vielen Akteuren beispielsweise angesichts der verhaltenen
Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft die richtige Überzeugung
fehlt. Optimisten finden aber bereits gute Argumente dafür, sich noch
offensiver an den Aktienmärkten zu engagieren. So hat sich die Lage
am Markt für Staatsanleihen nach dem Eingreifen der Europäischen
Zentralbank spürbar beruhigt; die Rendite spanischer Papiere mit
zweijähriger Laufzeit notiert inzwischen unterhalb von 3%, und die
Rendite zehnjähriger Anleihen aus Italien steht unterhalb von 5%.
Hinzu kommt, dass die hohe Nachfrage nach Unternehmensanleihen selbst
die Rendite von Unternehmen mit einem 'BBB'-Rating in der Eurozone im
Schnitt schon auf 3,2% gedrückt hat. Das unterstreicht die
Attraktivität der Dax-Aktien, die es aktuell im Schnitt auf eine
Dividendenrendite von 3,7% bringen.
Die Expansion der Bewertung ist aus Analystensicht zugleich kein
besonderes Risiko: Sie sehen darin vielmehr die Überzeugung der
Anleger, dass die Unternehmen schon bald die Gewinne wieder ausweiten
werden. Wie eine Analyse der Landesbank Baden-Württemberg zeigt,
befindet sich der Dax zum achten Mal in einer Phase mit einem
steigenden Kurs-Gewinn-Verhältnis. Mit aktuell rund 42% falle der
Vorlauf des Dax gegenüber den Gewinnen aber recht verhalten aus,
heißt es darin; der Durchschnittswert beträgt 90%. Auch aus diesem
Blickwinkel besitzt der Markt also weiteres Potenzial.
Spätestens in sechs Wochen, also Anfang Dezember, dürfte jedoch
bei bereits gut investierten Akteuren die Bereitschaft zunehmen, die
seit dem Sommer erzielten Buchgewinne zu realisieren. Eine erneute
leichte Konsolidierung würde dann deshalb kaum überraschen. Sollten
bis dahin weitere positive Signale von der Konjunkturseite vorliegen,
böte das aber bereits eine Chance, sich für einen weiteren
Kursanstieg 2013 zu positionieren.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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