MÜNCHEN (dpa-AFX) - Vier Jahre lang hat Theo Waigel Siemens als oberster Anti-Korruptions-Aufseher im Auftrag der US-Behörden überwacht. Jetzt legte er seinen letzten Bericht vor und zog eine positive Schlussbilanz. 'Siemens hat alle Empfehlungen umgesetzt', sagte Waigel vor Journalisten in München. Nach der Aufdeckung des größten deutschen Bestechungsskandals im November 2006 habe der Elektrokonzern enorme Anstrengungen unternommen: Heute sei er ein Vorbild für die Verhinderung von Korruption in Unternehmen. 'Damit ist meine Tätigkeit nach vier Jahren erfolgreich beendet', sagte der ehemalige Bundesfinanzminister.
Rund 1,3 Milliarden Euro hatte Siemens ausgegeben, damit das Geschäft weltweit lief wie geschmiert. Aber nach der Razzia in der Konzernzentrale drohte plötzlich der Ausschluss von öffentlichen Aufträgen in den USA und anderen Ländern, ein Drittel des Umsatzes stand auf der Kippe, Europas größter Elektrokonzern war in seiner Existenz bedroht. Compliance-Vorstand Peter Y. Solmssen sagte, mit dem radikalen Wandel der Geschäftskultur und der Berufung eines Aufpassers im Dienste der US-Behörden sei diese Gefahr abgewendet worden: 'Das war eigentlich der größte Erfolg.'
Waigel sagte, er habe seine Arbeit im Januar 2009 'mit gemischten Gefühlen begonnen'. Washington hätte zunächst lieber einen US-Juristen als Monitor gesehen. Aber als er erklärte, dass er früher Staatsanwalt in München gewesen sei - der Behörde also, die den Siemens-Sumpf enthüllte -, da sei das Eis gebrochen. Er habe sich auch als eine Art Bewährungshelfer für Siemens gesehen.
Waigel und sein Team interviewten 2.500 Siemens-Mitarbeiter in 39 Ländern, kamen unangekündigt zu Besuch, durchleuchteten Projekte und legten dann dem Konzernvorstand ihre Empfehlungen vor. Heute seien die Regeln verwurzelt und gelebter Alltag, sagte er.
Verzicht auf Bestechung 'ist kein Wettbewerbsnachteil', sagte Waigel. Branchenführer General Electric (GE), Siemens und andere Konzerne seien mit konsequent sauberen Geschäften sehr erfolgreich. Der ein oder andere Auftrag falle zwar weg. 'Aus Ländern, wo ohne Bestechung nichts zu machen ist, zieht Siemens sich auch mal vorübergehend ganz zurück. Nicht nur in Asien oder Afrika, solche Sachen gibt es auch in Europa', sagte Waigel.
Aber Siemens ziehe mit Konkurrenten wie GE, Philips, Alstom oder Toshiba an einem Strang und protestiere gegen Schmiergeldforderungen auf höchster Ebene - oft mit Erfolg. Wenn ein Unternehmen dagegen einmal in der Spirale sei, sei es permanent Erpressungen ausgesetzt, und Milliarden würden verpulvert. Junge russische Siemens-Mitarbeiter hätten kürzlich gelobt, Siemens sei für sie wie ein sicherer Hafen.
Ein Bestechungsversuch bei einem Kraftwerkprojekt in Kuwait 2011 habe ihn maßlos geärgert, sagte Waigel. Die beteiligten Mitarbeiter aus Erlangen hätten alle Compliance-Schulungen absolviert. Siemens habe den Fall selbst entdeckt und sofort die US-Behörden informiert, aber die hätten nicht kritisch, sondern sehr positiv reagiert. 'Die sagten: Wenn ihr bei 400.000 Mitarbeitern überhaupt keine Korruption mehr hättet, dann würden wir euch nicht mehr glauben.'
Der 73-Jährige sagte, er schließe seine Arbeit bei Siemens ab 'mit großer Befriedigung über das, was erreicht wurde'. Er habe einen relativ bescheidenen Betrag gekostet. 'Und ich muss sagen, das bin ich wirklich wert!' sagte Waigel lachend./rol/DP/jha
Rund 1,3 Milliarden Euro hatte Siemens ausgegeben, damit das Geschäft weltweit lief wie geschmiert. Aber nach der Razzia in der Konzernzentrale drohte plötzlich der Ausschluss von öffentlichen Aufträgen in den USA und anderen Ländern, ein Drittel des Umsatzes stand auf der Kippe, Europas größter Elektrokonzern war in seiner Existenz bedroht. Compliance-Vorstand Peter Y. Solmssen sagte, mit dem radikalen Wandel der Geschäftskultur und der Berufung eines Aufpassers im Dienste der US-Behörden sei diese Gefahr abgewendet worden: 'Das war eigentlich der größte Erfolg.'
Waigel sagte, er habe seine Arbeit im Januar 2009 'mit gemischten Gefühlen begonnen'. Washington hätte zunächst lieber einen US-Juristen als Monitor gesehen. Aber als er erklärte, dass er früher Staatsanwalt in München gewesen sei - der Behörde also, die den Siemens-Sumpf enthüllte -, da sei das Eis gebrochen. Er habe sich auch als eine Art Bewährungshelfer für Siemens gesehen.
Waigel und sein Team interviewten 2.500 Siemens-Mitarbeiter in 39 Ländern, kamen unangekündigt zu Besuch, durchleuchteten Projekte und legten dann dem Konzernvorstand ihre Empfehlungen vor. Heute seien die Regeln verwurzelt und gelebter Alltag, sagte er.
Verzicht auf Bestechung 'ist kein Wettbewerbsnachteil', sagte Waigel. Branchenführer General Electric
Aber Siemens ziehe mit Konkurrenten wie GE, Philips, Alstom
Ein Bestechungsversuch bei einem Kraftwerkprojekt in Kuwait 2011 habe ihn maßlos geärgert, sagte Waigel. Die beteiligten Mitarbeiter aus Erlangen hätten alle Compliance-Schulungen absolviert. Siemens habe den Fall selbst entdeckt und sofort die US-Behörden informiert, aber die hätten nicht kritisch, sondern sehr positiv reagiert. 'Die sagten: Wenn ihr bei 400.000 Mitarbeitern überhaupt keine Korruption mehr hättet, dann würden wir euch nicht mehr glauben.'
Der 73-Jährige sagte, er schließe seine Arbeit bei Siemens ab 'mit großer Befriedigung über das, was erreicht wurde'. Er habe einen relativ bescheidenen Betrag gekostet. 'Und ich muss sagen, das bin ich wirklich wert!' sagte Waigel lachend./rol/DP/jha