FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. November 2012. Dem heutigen Sondertreffen der Euro-Finanzminister zum Thema Griechenland blicken die Börsianer und Analysten gelassen entgegen. 'Den Finanzministern sollte es gelingen, ein Finanzierungspaket zu schnüren, um die Lücken im Anpassungsprogramm von Griechenland zu schließen', glauben etwa die Analysen von HSBC Trinkaus. Noch seien sich IWF und Eurogruppe über die Frist für den Schuldenabbau auf maximal 120 Prozent der Wirtschaftsleistung uneins. 'Denkbar ist, dass den Griechen dafür Zeit bis 2022 gegeben wird, obwohl der IWF bis zuletzt auf das Jahr 2020 beharrt und deshalb für einen Schuldenerlass plädiert hat.'
Neben Griechenland gibt es aber noch weitere Faktoren, die für Entspannung sorgen: die Erwartung, dass die fiskalische Klippe in den USA irgendwie umschifft werden kann und positiven Konjunkturzahlen. Wie am Freitag bekannt wurde, hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft - gemessen am ifo-Geschäftsklimaindex - im November erstmals seit acht Monaten aufgehellt. 'Verglichen mit dem Oktoberwert erfolgte hier ein markanter Stimmungsumschwung', bemerkt HSBC Trinkaus. Dies deute darauf hin, dass beim deutschen BIP nicht mit einer länger anhaltenden Schwächephase zu rechnen sei.
Der DAX legte in der Vorwoche jedenfalls um satte 5 Prozent zu, am Montagmorgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei rund 7.300 Punkten ganz leicht im Minus. Der Euro zeigte vergangene Woche gegenüber dem US-Dollar wieder Stärke, heute kostet die Gemeinschaftswährung 1,2973 US-Dollar.
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Rücksetzer als Kaufgelegenheit
Die Commerzbank sieht gute Chancen, dass der DAX einen neuen Aufwärtstrend Richtung 7.800 Punkten gestartet hat. 'Wir gehen weiter davon aus, dass die weltweite Lockerung der Geldpolitik in den kommenden Monaten zu einer Erholung der globalen Frühindikatoren führen wird, so dass sich ab dem zweiten Quartal 2013 die Perspektiven für die DAX-Unternehmensgewinne wieder deutlich aufhellen sollten', erklärt Andreas Hürkamp. Mit Blick auf ein 'vielversprechendes Aktienjahr 2013' empfiehlt die Bank daher, Kursschwächen zum Ausbau von Aktienpositionen zu nutzen.
Gute Chancen für 2013
'Konjunkturell stehen die Ampeln zwar nur auf Gelb, die Marktteilnehmer
stellen sich aber bereits darauf ein, dass sie demnächst auf Grün umspringen', meint Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. Ein Blick auf das Muster der DAX-Entwicklung in der Vergangenheit lege nahe, dass dem von unterproportionalen Schwankungen gekennzeichneten Jahr 2012 ein Turnus mit stärkeren Bewegungen folgen werde.
Die werden nach Ansicht des Analysten klar nach oben gehen, wenn der Konjunkturzyklus in eine zweite expansive Phase eintrete. 'Der Optimismus der Institutionellen, wie er zuletzt auch in der Sentimentanalyse von Cognitrend und Börse-Frankfurt zum Ausdruck kam, erscheint somit berechtigt.' Vor Jahresfrist hätten sie damit auf jeden Fall richtig gelegen, nun bilde die aus diesem Vertrauen abgeleitete Kaufbereitschaft die Basis fürr eine Jahresendrally.
Charttechnik: Kurs gen Norden
geyer+christoph+120x125.jpg
Geyer
Wie der Charttechniker Christoph Geyer von der Commerzbank erläutert, hat der MACD-Indikator das küzlich generierte Kaufsignal beim Stochastik-Indikator bestätigt. 'Somit wurde die Unterstützungslinie bei rund 6.880 Punkten nicht mehr erreicht und der Widerstand bei rund 7.200 Punkten ohne Probleme überwunden.' Der DAX befinde sich folgerichtig wieder in der Seitwärts-Range, die bereits von Mitte September bis Ende Oktober Bestand gehabt habe. 'Auch wenn die jüngste Anstiegsbewegung nach einer Korrektur rufen dürfte, ist offensichtlich die Jahresendrallye gestartet', meint Geyer.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 26. November
EU-Finanzministertreffen: Thema sind erneut Finanzhilfen für Griechenland.
Dienstag, 27. November
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Wirtschaftsgüter Oktober. Die Analysten der DekaBank erwarten nach zwei turbulenten Monaten mit sehr kräftigen Ausschlägen einen leichten Rükgang. Hintergrund sei, dass Boeing im Oktober etwas weniger Flugzeugbestellungen verbucht habe als im Monat zuvor.
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board November. Der letzte Arbeitsmarktbericht hat laut LBBW zwar einen überzeugenden Stellenaufbau gezeigt, die Lohnsumme habe sich aber nur unterproportional entwickelt. Daher erwarten die Analysten beim Verbrauchervertrauen keine großen Sprünge nach oben. Das Verbrauchervertrauen Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben.
Mittwoch, 28. November
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise November. In Deutschland sind die Benzinpreise laut DekaBank im November den zweiten Monat in Folge deutlich gesunken. Im Oktober habe sich der Rückgang aufgrund von Preissteigerungen bei saisonalen Lebensmitteln und Heizöl noch nicht auf die Inflationsrate ausgewirkt. Derartige Störeinflüsse seien im November jedoch wohl ausgeblieben, so dass Jahresrate auf 2 Prozent abnehmen werde.
20.00 Uhr. USA: Beige Book. Auch vor dem Hintergrund der Unsicherheit um die fiskalische Klippe in den USA wird die Fed nach Ansicht von Robert Halver von der Baader Bank in ihrem Konjunkturbericht nicht müde werden, auf Risiken hinzuweisen.
Donnerstag, 29. November
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen November. HSBC Trinkaus prognostiziert eine weitere leichte Eintrübung am deutschen Arbeitsmarkt. Auf saisonbereinigter Basis dürfte die Zahl der Arbeitslosen nach Ansicht der Analysten im November um 13.000 anziehen und die Arbeitslosenquote bei 6,9 Prozent stagnieren.
14.30 Uhr. USA: BIP 3. Quartal, 1. Revision. In ihrer ersten Schätzung haben die Statistiker den Anstieg des realen BIP mit annualisiert 2 Prozent angegeben, wie die Helaba erläutert. Die seitdem veröffentlichten Daten ließen aber eine deutliche Korrektur nach oben erwarten. Der Zuwachs könne um bis zu einem Prozentpunkt auf 3 Prozent angehoben werden. Dies sei die höchste Quartalsrate seit Ende 2011.
Freitag, 30. November
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise November. Noch deutlicher als in Deutschland dürfte sich der Preisauftrieb laut DekaBank im Euroland-Aggregat verringert haben: Die Analysten rechnen mit einer Inflationsrate von annualisiert 2,3 Prozent, im Oktober waren es noch 2,5 Prozent gewesen.
11.00 Uhr. EU: Arbeitslosenquote Oktober. Die Arbeitslosenquote wird laut HSBC Trinkaus die konjunkturelle Tristesse in der Eurozone belegen: Die Analysten gehen von einem Anstieg auf 11,7 Prozent aus.
14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben Oktober. Umfragen zufolge wird bei den Einkommen ein kleines Plus von 0,2 Prozent erwartet, bei den Ausgaben 0,1 Prozent.
15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago November. Die Helaba prognostiziert 51 Punkte, das wäre mehr als im Oktober, als 49,9 Punkte erreicht wurden. Der Frühindikator misst die allgemeine Geschäftstätigkeit im mittleren Westen der USA. Dazu werden etwa 200 Einkaufsmanager befragt. Ein Wert unter 50 deutet eine schrumpfende, ein Wert über 50 eine expandierende Wirtschaft an.
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© 26. November 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Neben Griechenland gibt es aber noch weitere Faktoren, die für Entspannung sorgen: die Erwartung, dass die fiskalische Klippe in den USA irgendwie umschifft werden kann und positiven Konjunkturzahlen. Wie am Freitag bekannt wurde, hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft - gemessen am ifo-Geschäftsklimaindex - im November erstmals seit acht Monaten aufgehellt. 'Verglichen mit dem Oktoberwert erfolgte hier ein markanter Stimmungsumschwung', bemerkt HSBC Trinkaus. Dies deute darauf hin, dass beim deutschen BIP nicht mit einer länger anhaltenden Schwächephase zu rechnen sei.
Der DAX legte in der Vorwoche jedenfalls um satte 5 Prozent zu, am Montagmorgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei rund 7.300 Punkten ganz leicht im Minus. Der Euro zeigte vergangene Woche gegenüber dem US-Dollar wieder Stärke, heute kostet die Gemeinschaftswährung 1,2973 US-Dollar.
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Die Commerzbank sieht gute Chancen, dass der DAX einen neuen Aufwärtstrend Richtung 7.800 Punkten gestartet hat. 'Wir gehen weiter davon aus, dass die weltweite Lockerung der Geldpolitik in den kommenden Monaten zu einer Erholung der globalen Frühindikatoren führen wird, so dass sich ab dem zweiten Quartal 2013 die Perspektiven für die DAX-Unternehmensgewinne wieder deutlich aufhellen sollten', erklärt Andreas Hürkamp. Mit Blick auf ein 'vielversprechendes Aktienjahr 2013' empfiehlt die Bank daher, Kursschwächen zum Ausbau von Aktienpositionen zu nutzen.
Gute Chancen für 2013
'Konjunkturell stehen die Ampeln zwar nur auf Gelb, die Marktteilnehmer
stellen sich aber bereits darauf ein, dass sie demnächst auf Grün umspringen', meint Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. Ein Blick auf das Muster der DAX-Entwicklung in der Vergangenheit lege nahe, dass dem von unterproportionalen Schwankungen gekennzeichneten Jahr 2012 ein Turnus mit stärkeren Bewegungen folgen werde.
Die werden nach Ansicht des Analysten klar nach oben gehen, wenn der Konjunkturzyklus in eine zweite expansive Phase eintrete. 'Der Optimismus der Institutionellen, wie er zuletzt auch in der Sentimentanalyse von Cognitrend und Börse-Frankfurt zum Ausdruck kam, erscheint somit berechtigt.' Vor Jahresfrist hätten sie damit auf jeden Fall richtig gelegen, nun bilde die aus diesem Vertrauen abgeleitete Kaufbereitschaft die Basis fürr eine Jahresendrally.
Charttechnik: Kurs gen Norden
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Geyer
Wie der Charttechniker Christoph Geyer von der Commerzbank erläutert, hat der MACD-Indikator das küzlich generierte Kaufsignal beim Stochastik-Indikator bestätigt. 'Somit wurde die Unterstützungslinie bei rund 6.880 Punkten nicht mehr erreicht und der Widerstand bei rund 7.200 Punkten ohne Probleme überwunden.' Der DAX befinde sich folgerichtig wieder in der Seitwärts-Range, die bereits von Mitte September bis Ende Oktober Bestand gehabt habe. 'Auch wenn die jüngste Anstiegsbewegung nach einer Korrektur rufen dürfte, ist offensichtlich die Jahresendrallye gestartet', meint Geyer.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 26. November
EU-Finanzministertreffen: Thema sind erneut Finanzhilfen für Griechenland.
Dienstag, 27. November
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Wirtschaftsgüter Oktober. Die Analysten der DekaBank erwarten nach zwei turbulenten Monaten mit sehr kräftigen Ausschlägen einen leichten Rükgang. Hintergrund sei, dass Boeing im Oktober etwas weniger Flugzeugbestellungen verbucht habe als im Monat zuvor.
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board November. Der letzte Arbeitsmarktbericht hat laut LBBW zwar einen überzeugenden Stellenaufbau gezeigt, die Lohnsumme habe sich aber nur unterproportional entwickelt. Daher erwarten die Analysten beim Verbrauchervertrauen keine großen Sprünge nach oben. Das Verbrauchervertrauen Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben.
Mittwoch, 28. November
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise November. In Deutschland sind die Benzinpreise laut DekaBank im November den zweiten Monat in Folge deutlich gesunken. Im Oktober habe sich der Rückgang aufgrund von Preissteigerungen bei saisonalen Lebensmitteln und Heizöl noch nicht auf die Inflationsrate ausgewirkt. Derartige Störeinflüsse seien im November jedoch wohl ausgeblieben, so dass Jahresrate auf 2 Prozent abnehmen werde.
20.00 Uhr. USA: Beige Book. Auch vor dem Hintergrund der Unsicherheit um die fiskalische Klippe in den USA wird die Fed nach Ansicht von Robert Halver von der Baader Bank in ihrem Konjunkturbericht nicht müde werden, auf Risiken hinzuweisen.
Donnerstag, 29. November
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen November. HSBC Trinkaus prognostiziert eine weitere leichte Eintrübung am deutschen Arbeitsmarkt. Auf saisonbereinigter Basis dürfte die Zahl der Arbeitslosen nach Ansicht der Analysten im November um 13.000 anziehen und die Arbeitslosenquote bei 6,9 Prozent stagnieren.
14.30 Uhr. USA: BIP 3. Quartal, 1. Revision. In ihrer ersten Schätzung haben die Statistiker den Anstieg des realen BIP mit annualisiert 2 Prozent angegeben, wie die Helaba erläutert. Die seitdem veröffentlichten Daten ließen aber eine deutliche Korrektur nach oben erwarten. Der Zuwachs könne um bis zu einem Prozentpunkt auf 3 Prozent angehoben werden. Dies sei die höchste Quartalsrate seit Ende 2011.
Freitag, 30. November
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise November. Noch deutlicher als in Deutschland dürfte sich der Preisauftrieb laut DekaBank im Euroland-Aggregat verringert haben: Die Analysten rechnen mit einer Inflationsrate von annualisiert 2,3 Prozent, im Oktober waren es noch 2,5 Prozent gewesen.
11.00 Uhr. EU: Arbeitslosenquote Oktober. Die Arbeitslosenquote wird laut HSBC Trinkaus die konjunkturelle Tristesse in der Eurozone belegen: Die Analysten gehen von einem Anstieg auf 11,7 Prozent aus.
14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben Oktober. Umfragen zufolge wird bei den Einkommen ein kleines Plus von 0,2 Prozent erwartet, bei den Ausgaben 0,1 Prozent.
15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago November. Die Helaba prognostiziert 51 Punkte, das wäre mehr als im Oktober, als 49,9 Punkte erreicht wurden. Der Frühindikator misst die allgemeine Geschäftstätigkeit im mittleren Westen der USA. Dazu werden etwa 200 Einkaufsmanager befragt. Ein Wert unter 50 deutet eine schrumpfende, ein Wert über 50 eine expandierende Wirtschaft an.
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© 26. November 2012/Anna-Maria Borse
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