PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An den europäischen Aktienmärkten geht es im Jahr 2013 voraussichtlich weiter aufwärts: Trotz der weiter schwelenden Schuldenkrise und der Gefahr einer Rezession. Die lockere Geldpolitik und niedrige Renditen auf andere Anlagen werden die Kurse nach Ansicht vieler Experten im Jahresverlauf vorantreiben. Aber die Luft wird dünner, denn nach dem deutlichen Plus im Vorjahr rechnen Experten nun mit einem geringeren Tempo. 'Wir sind optimistisch, aber nicht euphorisch', sagte Anlagestratege Christian Jasperneite von M.M. Warburg.
Die von Bloomberg und dpa-AFX befragten Experten erwarten für 2013 im Schnitt einen Anstieg des EuroStoxx 50 auf 2.820 Punkte. Verglichen mit Mitte Dezember wäre das ein Plus von sechs Prozent und damit nicht einmal halb soviel, wie in 2012. Im laufenden Jahr legte der Auswahlindex für Titel der Eurozone bisher 15 Prozent auf knapp 2.660 Zähler zu.
Auch wenn die Eurokrise nach wie vor ungelöst ist und ein breiter Abschwung in Europa droht, ist die Unsicherheit geringer geworden. Positiv ist das moderate Wachstum der Weltwirtschaft und die äußerst lockere Politik der Notenbanken, die den Markt mit Geld fluten. Die aus diesem Grund weiter niedrige Renditen für sichere Anlagen wie deutsche Staatsanleihen stützten die Aktienmärkte, sagte NordLB-Experte Tobias Basse.
Portfolio-Manager Igor de Maack von DNCA Finance ist zuversichtlich: 'Europa ist auf einem guten Weg, seine Probleme nachhaltig zu lösen und die Märkte zu stabilisieren'. Das wirke sich schon jetzt auf die in Europa ansässigen Unternehmen aus. 'Wir versprechen uns für 2013 viel von europäischen Aktien, weil sie von den Investoren immer noch vernachlässigt werden. Verglichen mit festverzinslichen Wertpapieren und mit Blick auf die Dividendenrendite sind sie zudem nahezu preiswert.'
Zu den entscheidenden Vorzügen von Europa gehöre, dass es im weltweiten Vergleich über die meisten international tätigen Unternehmen verfügt und die dortigen Volkswirtschaften eine hohe Konsum- sowie Sparquote aufweisen. Zudem finanziere sich die Eurozone selbst, 'sie ist nicht auf externe Hilfe angewiesen', so de Maack.
Von den Fortschritten in der Krisenbewältigung werden vor allem risikoreichere Anlagen profitieren. Dabei schreibt Anlageexperte Jens Wilhelm von der Union Investment den Aktienmärkten das größte Potenzial zu: 'Sieben bis zehn Prozent Kurszuwachs sind durchaus drin.' Wilhem erwartet ein weiterhin gutes Gewinnwachstum bei Unternehmen von im Durchschnitt fünf bis sechs Prozent. 'Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei zehn für deutsche und europäische Aktien, weltweit bei zwölf. Vor der Krise lag dieser Wert bei 15 bis 16. Da ist also noch Luft nach oben', so seine Prognose.
Doch gerade nach dem 30-prozentigen Anstieg beim EuroStoxx 50 seit der Mitte des Jahres wird die See rauer. Warburg-Analyst Jasperneite warnt: 'Wer kaufen und halten will, wird harte Zeiten durchstehen müssen'. Letztlich geht er aber wie die Mehrheit der befragten Analysten von einem steigenden Index im kommenden Jahr aus. Nach Einschätzung des NordLB-Experten Basse dürften die Märkte wegen der nach wie vor bestehenden Risiken in den ersten neun Monaten abbröckeln und erst zum Jahresende die Kurve kriegen.
Die größte Gefahr für Europas Märkte sehen die meisten Experten gebannt: Ein Auseinanderbrechen der Eurozone, wie es vor allem Mitte 2012 befürchtet wurde, wird nicht mehr erwartet. Zudem gilt es inzwischen als unwahrscheinlich, dass Griechenland aus der Gemeinschaftswährung fliegt. Mehr Sorgen bereiten derzeit Spanien und der nach wie vor ausstehende Antrag auf Gelder aus dem Euro-Rettungsschirm sowie die anstehende Wahl in Italien. Dort wird sich Ende Februar zeigen, ob die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone an dem von Ministerpräsident Mario Monti eingeschlagenen Reformkurs festhält.
Neben der geringer gewordenen Dramatik in der Schuldenkrise und der Hoffnung auf eine Stabilisierung der Konjunktur dürfte vor allem die weiter solide Verfassung der europäischen Unternehmen die Kurse weiter treiben. Vor allem die nach wie vor hohe Dividende der meisten europäischen Aktien sei ein wichtiger Anlagefaktor, sagte Fidelity-Analyst Dominic Rossi, der bei einzelnen Branchen vor allem auf den Gesundheits, Konsum- und Technologiebereich setzt. Seine Kollegin Alexandra Hartmann, ebenfalls bei Fidelity, setzt explizit weiterhin auf Unternehmen, die in der Lage sind, überwiegend aus eigener Kraft zu wachsen, 'losgelöst vom makroökonomischen Umfeld'.
Auch die Strategen der Deutschen Bank, die europaweit vor allem auf Banken-, Chemie und Versicherungsaktien setzen, ziehen Substanzwerte den Wachstumswerten vor und empfehlen bei der Gestaltung des Portfolios die Übergewichtung in Italien und eine Untergewichtung im defensiveren Schweizer Markt./ck/zb/sf
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Die 2013er-Ziele der befragten Institute für den EuroStoxx 50
BayernLB: 2.650
Commerzbank: 2.800
Credit Suisse: 2.750
Deutsche Bank: 2.950
HSBC: 2.900
M.M. Warburg: 2.850
Nomura: 3.050
NordLB: 2.700
Postbank 2.600 bis 2.800
--- Von Claudia Kahlmeier, dpa-AFX ---
Die von Bloomberg und dpa-AFX befragten Experten erwarten für 2013 im Schnitt einen Anstieg des EuroStoxx 50
Auch wenn die Eurokrise nach wie vor ungelöst ist und ein breiter Abschwung in Europa droht, ist die Unsicherheit geringer geworden. Positiv ist das moderate Wachstum der Weltwirtschaft und die äußerst lockere Politik der Notenbanken, die den Markt mit Geld fluten. Die aus diesem Grund weiter niedrige Renditen für sichere Anlagen wie deutsche Staatsanleihen stützten die Aktienmärkte, sagte NordLB-Experte Tobias Basse.
Portfolio-Manager Igor de Maack von DNCA Finance ist zuversichtlich: 'Europa ist auf einem guten Weg, seine Probleme nachhaltig zu lösen und die Märkte zu stabilisieren'. Das wirke sich schon jetzt auf die in Europa ansässigen Unternehmen aus. 'Wir versprechen uns für 2013 viel von europäischen Aktien, weil sie von den Investoren immer noch vernachlässigt werden. Verglichen mit festverzinslichen Wertpapieren und mit Blick auf die Dividendenrendite sind sie zudem nahezu preiswert.'
Zu den entscheidenden Vorzügen von Europa gehöre, dass es im weltweiten Vergleich über die meisten international tätigen Unternehmen verfügt und die dortigen Volkswirtschaften eine hohe Konsum- sowie Sparquote aufweisen. Zudem finanziere sich die Eurozone selbst, 'sie ist nicht auf externe Hilfe angewiesen', so de Maack.
Von den Fortschritten in der Krisenbewältigung werden vor allem risikoreichere Anlagen profitieren. Dabei schreibt Anlageexperte Jens Wilhelm von der Union Investment den Aktienmärkten das größte Potenzial zu: 'Sieben bis zehn Prozent Kurszuwachs sind durchaus drin.' Wilhem erwartet ein weiterhin gutes Gewinnwachstum bei Unternehmen von im Durchschnitt fünf bis sechs Prozent. 'Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei zehn für deutsche und europäische Aktien, weltweit bei zwölf. Vor der Krise lag dieser Wert bei 15 bis 16. Da ist also noch Luft nach oben', so seine Prognose.
Doch gerade nach dem 30-prozentigen Anstieg beim EuroStoxx 50 seit der Mitte des Jahres wird die See rauer. Warburg-Analyst Jasperneite warnt: 'Wer kaufen und halten will, wird harte Zeiten durchstehen müssen'. Letztlich geht er aber wie die Mehrheit der befragten Analysten von einem steigenden Index im kommenden Jahr aus. Nach Einschätzung des NordLB-Experten Basse dürften die Märkte wegen der nach wie vor bestehenden Risiken in den ersten neun Monaten abbröckeln und erst zum Jahresende die Kurve kriegen.
Die größte Gefahr für Europas Märkte sehen die meisten Experten gebannt: Ein Auseinanderbrechen der Eurozone, wie es vor allem Mitte 2012 befürchtet wurde, wird nicht mehr erwartet. Zudem gilt es inzwischen als unwahrscheinlich, dass Griechenland aus der Gemeinschaftswährung fliegt. Mehr Sorgen bereiten derzeit Spanien und der nach wie vor ausstehende Antrag auf Gelder aus dem Euro-Rettungsschirm sowie die anstehende Wahl in Italien. Dort wird sich Ende Februar zeigen, ob die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone an dem von Ministerpräsident Mario Monti eingeschlagenen Reformkurs festhält.
Neben der geringer gewordenen Dramatik in der Schuldenkrise und der Hoffnung auf eine Stabilisierung der Konjunktur dürfte vor allem die weiter solide Verfassung der europäischen Unternehmen die Kurse weiter treiben. Vor allem die nach wie vor hohe Dividende der meisten europäischen Aktien sei ein wichtiger Anlagefaktor, sagte Fidelity-Analyst Dominic Rossi, der bei einzelnen Branchen vor allem auf den Gesundheits, Konsum- und Technologiebereich setzt. Seine Kollegin Alexandra Hartmann, ebenfalls bei Fidelity, setzt explizit weiterhin auf Unternehmen, die in der Lage sind, überwiegend aus eigener Kraft zu wachsen, 'losgelöst vom makroökonomischen Umfeld'.
Auch die Strategen der Deutschen Bank, die europaweit vor allem auf Banken-, Chemie und Versicherungsaktien setzen, ziehen Substanzwerte den Wachstumswerten vor und empfehlen bei der Gestaltung des Portfolios die Übergewichtung in Italien und eine Untergewichtung im defensiveren Schweizer Markt./ck/zb/sf
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Die 2013er-Ziele der befragten Institute für den EuroStoxx 50
BayernLB: 2.650
Commerzbank: 2.800
Credit Suisse: 2.750
Deutsche Bank: 2.950
HSBC: 2.900
M.M. Warburg: 2.850
Nomura: 3.050
NordLB: 2.700
Postbank 2.600 bis 2.800
--- Von Claudia Kahlmeier, dpa-AFX ---