* US-Einzelhandel verbucht im Mai Umsatzrückgang
* K+S profitieren von Anhebung der Kalipreise
* Versorger- und Stahlaktien auf Wochensicht schwach
(neu: US-Daten, Industriewerte, VW)
Frankfurt, 11. Jun (Reuters) - Ein überraschender
Umsatzeinbruch im US-Einzelhandel hat den deutschen Aktienmarkt
am Freitag belastet. Der Dax<.GDAXI> fiel um 1,1 Prozent auf
5988 Zähler. "Der Konsum wird auf absehbare Zeit kein
Wachstumsmotor für die US-Wirtschaft sein", erklärte
HSBC-Trinkaus-Volkswirt Thomas Amend. Die Einzelhandelsumsätze
in den USA waren im Mai um 1,2 Prozent gefallen, während von
Reuters befragte Analysten im Schnitt ein leichtes Plus von 0,2
Prozent erwartet hatten. Der private Konsum ist für das Wachstum
der US-Wirtschaft wichtiger als für die stark exportorientierte
deutsche Volkswirtschaft. Auch an den US-Börsen richteten
sich Händler zu Handelsbeginn auf Kursverluste ein.
Dennoch zeichnete sich eine positive Wochenbilanz ab: Sollte
der Dax auf dem derzeitigen Niveau schließen, hätte er seit
Montag 0,8 Prozent gewonnen. "Die Auktion von Staatsanleihen in
der Euro-Zone ist diese Woche gut gelaufen, der Euro hält
sich bei 1,21 Dollar", sagte ein Börsianer. Am Freitag hatte
Italien Anleihen im Volumen von vier Milliarden Euro am Markt
platziert. Ein anderer Marktteilnehmer beurteilte die Lage
skeptischer. "Richtig gute Stimmung herrscht nur, wenn man an
die WM denkt", sagte er. In Südafrika beginnt am Nachmittag die
Fußball-Weltmeisterschaft.
Belastet wurde der Dax Händlern zufolge auch von
Gewinnmitnahmen bei den stark gewichteten Industriewerten. So
rutschten die Aktien von Index-Schwergewicht Siemens
2,6 Prozent ab und waren damit Dax-Schlusslicht. Die Papiere des
Autobauers Daimler verloren zwei Prozent,
Volkswagen-Vorzüge 1,8 Prozent. Europas größter
Autohersteller steigerte seinen Absatz im Mai um 18,1 Prozent,
blieb damit aber hinter den Zuwachsraten der Vormonate zurück.
Auf der Verliererseite standen auf Wochensicht vor allem die
Aktien von Versorgern und Stahlwerten. Am Freitag gaben die
Papiere von RWE 1,1 Prozent nach, E.ON
verloren 0,6 Prozent. Händler begründeten die Kursverluste bei
den beiden Aktien mit der von der Bundesregierung geplanten
Steuer auf atomare Brennstäbe. Stahlwerte leiden nach
Einschätzung von Börsianern unter dem starken Dollar. "Dadurch
werden die Rohstoffe im Einkauf deutlich teurer", sagte ein
Händler. ThyssenKrupp büßten am Freitag 2,2 Prozent
ein, Salzgitter 0,7 Prozent.
Die Aktien von K+S profitierten dagegen von einer
Anhebung der Kalipreise, die der Salz- und Düngemittelhersteller
mit der steigenden Düngernachfrage in Europa begründete. Die
Aktien stiegen um 2,2 Prozent.
Bei den Pharmawerten galt: Die Freude der
Novartis-Anleger war das Leid der Investoren von
Merck und Bayer. Novartis hatte bei der
Zulassung einer Tablette gegen Multiple Sklerose (MS) in den USA
einen Erfolg verbucht. "Novartis scheint im Rennen um die
Einführung der ersten MS-Pille die Nase vorn zu haben", sagte
ein Börsianer. Ein Beraterausschuss der US-Arzneimittelbehörde
FDA das neue Mittel der Schweizer zur Zulassung empfohlen. Merck
war dagegen im November mit dem ersten Zulassungsantrag bei der
FDA gescheitert nimmt nun einen zweiten Anlauf genommen.
Novartis-Aktien verteuerten sich in Zürich um 3,3 Prozent.
Merck-Papiere verloren in Frankfurt zwei Prozent, Aktien von
Bayer 1,3 Prozent. Analysten rechnen damit, dass
ältere MS-Präparate wie das Bayer-Mittel Betaferon nach der
Einführung von MS-Tabletten Marktanteile verlieren.
Im MDax<.MDAXI> ragten nach einer Kaufempfehlung der
Deutschen Bank Continental mit einem Plus von 3,8
Prozent heraus. Im TecDax<.TECDAX> strahlen die Solarwerte,
nachdem die DZ Bank die Titel zum Kauf empfohlen hatte.
SolarWorld hatten im Technologie-Index mit einem
Kursplus von 7,5 Prozent die Nase vorne. Trotz der erwarteten
Förderkürzungen helle sich das Umfeld für das zweite Halbjahr
auf, erklärten die Analysten.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Andreas Kröner)