Die Aktie von Sixt (WKN: 723132) erwies sich in den vergangenen Jahren als regelrechte Wachstumsperle. Bedingt durch den noch immer zögerlichen, aber inzwischen doch spürbaren Trend hin zu Mobilitätslösungen anstelle von Automobilen im Besitze konnte die Aktie inzwischen ordentlich zulegen. Eine Entwicklung, die vor allem Wachstumsinvestoren sehr erfreut hat.
Doch auch als Dividendenperle konnte die Sixt-Aktie in den vergangenen Jahren durchaus glänzen. Zumindest die reguläre Dividendenausschüttung wurde inzwischen über viele Jahre erhöht. Und zudem so manches Mal mit einer Extraportion in Form einer Sonderausschüttung garniert.
Sixt kann jedoch nicht bloß im Bereich der Autovermietung und der Mobilitätsdienstleistungen glänzen, sondern auch im zweiten Standbein. Zumindest deuten aktuelle Meldungen jetzt darauf hin.
Händler beschweren sich … über Sixt! Wie nämlich medial berichtet wird, scheint es in der Automobilindustrie gewissen Ungemach zu geben. Nicht bei Sixt selbst, wohlgemerkt, sondern bei Volkswagen (DE:VOWG_p) (WKN: 766403) sowie der Premium-Tochter Audi.
Innerhalb einer Rahmenvereinbarung habe man sich nämlich darauf verständigt, dass Konzern und unabhängige Händler als Einheit funktionieren sollten. Wobei nun jedoch eine individuelle Vereinbarung mit dem Mobilitätsdienstleister Sixt neues Salz in die Wunde eines alten Konfliktes streuen könnte.
Die Vertragshändler von VW beschweren sich nämlich, dass diese Kooperation gegen diese Vereinbarung ziele, da Sixt inzwischen einer der größten Gebrauchtwagenhändler Deutschlands sei. Ein Umstand, der natürlich der schieren Größe der Flotte von Sixt geschuldet ist, die der Dienstleister in seinem eigentlichen Geschäft einfach benötigt. Allerdings ebenjenen Händlern inzwischen reichlich Konkurrenz beschert.
Ob die Kritik, die Inhalte dieser Vereinbarung und der weitere Verfahrensgang hier Bestand haben werden und es zu einer einvernehmlichen Lösung kommt, sei an dieser Stelle mal dahingestellt und braucht uns eigentlich auch nicht weiter zu interessieren. Denn im Endeffekt spiegeln die derzeitigen Berichte bereits sehr deutlich wider, wozu Sixt langfristig fähig ist.
Sixt ist ein wichtiger Kunde, Partner und Konkurrent zugleich Denn wie die aktuellen Meldungen sehr deutlich unterstreichen, ist Sixt derzeit mehr als bloß ein Kunde für die Automobilproduzenten, der seine Automobile anderen, Dritten per Dienstleistung zur Verfügung stellt. Sixt ist nämlich bereits heute ein wesentlicher Kunde der Automobilindustrie und zudem als Gebrauchtwagenhändler eine Markenmacht, mit der man rechnen sollte und auch muss.
Das eröffnet Sixt natürlich interessante Optionen, wie nun im Rahmen dieses Vertrages mit Volkswagen. Man könnte auch sagen, Sixt wird in seiner eigentlichen Nische immer mächtiger und auch immer prestigeträchtiger. Denn durch Mobilitätsdienstleistungen werden auch Kunden aufmerksam auf gewisse Vorteile von Automobilen, was für die Produzenten selbstverständlich eine werbende Wirkung haben könnte. Sowie Partnerschaften mit dem Mobilitätsdienstleister entsprechend erstrebenswert erscheinen lässt.
Gleichzeitig ist Sixt jedoch auch ein Konkurrent der Automobilindustrie. Denn nicht nur, dass das Leistungsangebot des Unternehmens mit dem der Produzenten als Verkäufer generell konkurriert. Nein, mithilfe der Gebrauchtwagensparte tritt Sixt zudem in direkte Konkurrenz mit vielen Vertragshändlern. Ein Aspekt, der von Konzernzentralen womöglich gerne ausgeblendet wird, um auf möglichst vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen.
Sixt ist innovativ, dynamisch, diversifiziert … und mächtig? Wie wir daher letztlich sehen, scheint Sixt derzeit einiges richtig zu machen. Das Wachstum hält an, zudem sind dem Dienstleister einige wichtige Kooperationen gelungen. Sehr zum Ärgernis von so einigen Vertragshändlern, mit denen das Unternehmen direkt konkurriert. Was das Geschäftsmodell von Sixt letztlich jedoch auch diversifizierter werden lässt, auch wenn der Verkauf von Automobilen im Endeffekt eher eine Randnotiz des Vermietungs- und Dienstleistungsgeschäfts ist.
Das könnte Sixt jedoch zu einer neuen Macht innerhalb der Automobilindustrie werden lassen. Ein Aspekt, über den Investoren möglicherweise nachdenken – und künftig vielleicht im Auge behalten sollten.
Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019