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Südkoreas Notenbank überrascht mit Zinssenkung

Veröffentlicht am 18.07.2019, 16:02
© Reuters. U.S. President Trump welcomes South Korea’s President Moon to the White House in Washington

- von Choonsik Yoo und Reinhard Becker und Frank Siebelt

Seoul/Berlin/Frankfurt (Reuters) - Mit Zinssenkungen in Schwellenländern Asiens kommt absehbar eine Welle von geldpolitischen Lockerungen in Gang.

Die Notenbanken Südkoreas und Indonesiens preschten am Donnerstag vor. Die Währungshüter in Seoul senkten die Zinsen erstmals seit drei Jahren. Der Schlüsselsatz wurde um einen Viertel Punkt auf 1,50 Prozent gekappt: "Um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen", wie Zentralbankchef Lee Ju Yeol erklärte. Auch die Notenbank in Jakarta verringerte den Leitzins im selben Umfang auf 5,75 Prozent. Nächste Woche dürfte die Zentralbank in der Türkei nachziehen, in der Präsident Recep Tayyip Erdogan nach der Ablösung des bisherigen Notenbankchefs freie Bahn für niedrigere Zinsen sieht. Auch in der Euro-Zone und den USA stehen die Geldpolitiker Gewehr bei Fuß, die Wirtschaft auf ähnliche Weise zu befeuern.

"Fed und EZB stehen vor einer neuen geldpolitischen Lockerungsrunde. Die Fed dürfte den Leitzins im Juli senken, die EZB wohl erst im September", meint Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Einer Reuters-Umfrage zufolge erwarten Ökonomen, dass die Hüter des Euro im September den Einlagensatz noch stärker in den negativen Bereich drücken - auf minus 0,5 von derzeit minus 0,4 Prozent. Dies würde bedeuten, dass Geldhäuser bei der EZB noch höhere Strafzinsen berappen müssten, wenn sie dort Geld horten. Ein Großteil der befragten Volkswirte geht davon aus, dass die Währungshüter die Senkung auf ihrer Sitzung am Donnerstag kommender Woche mit einer Änderung ihres Ausblicks vorbereiten.

Wenn die Inflation weiterhin nicht anziehe, werde zusätzlicher geldpolitischer Anschub erforderlich sein, kündigte Mario Draghi bereits vor Wochen an - sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump.

Draghis Ankündigungen hätten den Euro gegenüber dem Dollar sofort gedrückt und die Märkte in Europa hätten zugelegt. "Unfair gegenüber den USA", twitterte Trump. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hält den Dollar für deutlich überbewertet. Dieser sei auf der Grundlage der kurzfristigen wirtschaftlichen Fundamentaldaten um sechs bis zwölf Prozent zu teuer.

ZINSWENDE IN DEN USA NAHT

In den USA steht mit einer geldpolitischen Lockerung eine echte Zinswende an, da die Notenbank Fed dort noch voriges Jahr im Zuge der brummenden Wirtschaft vier Mal die Zügel anzog, bevor sie eine Pause einlegte. Der Zins steht jetzt in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Nun stehen die Zeichen auf Senkung, zumal die Unsicherheit wegen des von Trump entfachten Handelsstreits zusehends auf den wirtschaftlichen Aussichten lastet.

Auch wenn die Notenbank in ihrem jüngsten Konjunkturbericht durchaus nicht zur Schwarzmalerei neigt, führt nach Ansicht von Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank an einer Senkung zum Monatsende kein Weg mehr vorbei: "Was für die Fed zählt, ist Risikomanagement. Die globale konjunkturelle Abkühlung, die Handelskonflikte und der noch immer drohende Brexit sind die waren Treiber für die Zinspolitik."

© Reuters. U.S. President Trump welcomes South Korea’s President Moon to the White House in Washington

"WILDE ATTACKEN"

Olivier de Berranger, Chefanleger des Vermögensverwalters La Financiere de L'Echiquier, geht davon aus, dass nach der Feuerpause im Zollstreit noch "böse Überraschungen" zu befürchten sind: "Die USA reiten beim Thema Handel nach wie vor wilde Attacken. Das US-Handelsministerium bereitet als Reaktion auf die französische Digitalsteuer eine Untersuchung vor, während Trump die Zollpolitik Indiens ins Visier nimmt." Die Zentralbank in Indien hat den Leitzins dieses Jahr schon drei Mal gesenkt - zuletzt Anfang Juni auf 5,75 Prozent. Die Rating-Agentur Fitch erwartet noch einen Schritt nach unten für 2019.

Auch in dem wirtschaftlich angeschlagenen Schwellenland Türkei stehen die Zeichen auf Zinssenkung. Erdogan hatte jüngst überraschend Notenbank-Gouverneur Murat Cetinkaya gefeuert. Dieser sei nicht den Anweisungen gefolgt, begründete er den Schritt. Cetinkaya wurde durch den bisherigen Vize Murat Uysal ersetzt. Dieser gilt als Befürworter einer lockeren Geldpolitik. Analysten halten es für möglich, dass die Währungshüter bereits am kommenden Donnerstag eine Zinssenkungsrunde einleiten.

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