FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. Februar 2014. Jetzt drehen sich auch die Privatanleger teilweise vom Aktienmarkt ab. Die Stimmung wird trüber. Schlechte News, Nähe zum Rekord-DAX, pessimistische Vorbilder, charttechnische Bauchschmerzen könnten einige der Gründe sein.
Die Erholung des DAX, aber auch die Entwicklung des Sentiments verlaufen derzeit bilderbuchmäßig. Denn während das Börsenbarometer im Wochenvergleich noch einmal 1,3 Prozent zulegen konnte und sich somit dem bisherigen Allzeithoch bis auf rund 100 Punkte näherte, nahmen dies die institutionellen Investoren, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt, zum Anlass, sich weiter von ihren Beständen zu trennen. Teilweise wagten sie sich gar auf die Short-Seite. Damit ist der Optimismus, gemessen am Bull/Bear-Index, auf den niedrigsten Stand seit vier Wochen, als das Allzeithoch markiert wurde, zurückgefallen.
Gute Gründe für dieses Verhalten gibt es zuhauf. Zum einen werden Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung in den USA laut, zumal die jüngsten ökonomischen Daten darauf hindeuten, dass eine drohende Konjunkturdelle nicht zwangsläufig nur dem harten Winter geschuldet sein muss. Denn neben der sich seit Dezember verschlechternden Entwicklung am Arbeitsmarkt fällt auf, dass die Vereinigten Staaten zum Ende des vergangenen Jahres mit knapp 120 Milliarden US-Dollar den größten monatlichen Kapitalabfluss seit Februar 2009 hinnehmen mussten. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, da sie nicht aufs Wetter geschoben werden kann und zu einem Zeitpunkt geschah, wo man jenseits des Atlantiks eine robuste wirtschaftliche Erholung vor sich zu haben glaubte. Und wenn sogar wie jüngst zu lesen war Milliardäre George Soros und Warren Buffett (allerdings bereits im vierten Quartal 2013!) gegen den US-Aktienmarkt, gewettet haben, glaubt man sich als Verkäufer von Aktien womöglich auch noch in guter Gesellschaft zu befinden.
Auch die Technik zählt
Zum anderen sind es aber auch preisliche Gründe, weswegen die Investoren derzeit nur noch mit knapper Mehrheit an eine weitere Erholung des DAX glauben: Man orientiert sich am bisherigen Allzeithoch von knapp 9.800 Zählern als Referenzgröße für einen 'guten' Verkauf, aber auch an der Markttechnik. Weil sich der DAX fast genauso schnell erholt hat, wie er zuvor gefallen war, gibt es Stimmen, die nun von einem so genannten Doppel-Top sprechen, von dem aus die Kurse wieder den Weg nach unten einschlagen könnten.
Bei den Privatanlegern zeichnet sich eine ähnliche Stimmungsveränderung ab, weil sich einige Optimisten offenbar genötigt sahen, ihre Gewinne kurz vor dem historischen Hoch mitzunehmen. Dennoch liegt unser Bull/Bear-Index bei den Privaten immer noch deutlich höher mit 61,1 Punkten als der ihrer institutionellen Mitstreiter bei 52,2 Punkten.
Ob die institutionellen Verkäufer, die wir während der vergangenen beiden Erhebungen ausgemacht haben, noch einmal so ein glückliches Händchen wie Mitte Januar haben werden? Zweifel sind angebracht, denn im Falle eines nicht allzu großen Rücksetzers (vgl. Detailanalyse) dürfte gute Kaufbereitschaft einsetzen. Weitaus unangenehmer wäre es jedoch, wenn die Anleger im Zuge neuer Allzeithochs und einer saftigen Squeeze demnächst dem Markt hinterherrennen müssen.
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von Joachim Goldberg, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 19. Februar 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)