* Anleger sorgen sich um Ölversorgung
* Ölpreis schnellt nach oben und belastet Aktienmarkt
* Ifo-Index springt neuerlich auf Rekordhoch
* Merck überzeugt mit Ausblick
(neu: Libyen, Ifo-Index, MAN, AIXTRON, BP, Eni)
Frankfurt, 21. Feb (Reuters) - Die sich zuspitzende Lage in
Libyen und anderen arabischen Ländern hat am Montag den
Ölpreis um rund zwei Dollar nach oben schnellen lassen.
In der Folge rutschten die Aktienmärkte ab. Der Dax<.GDAXI> fiel
bis zum Mittag um 0,8 Prozent auf 7366 Punkte. "Libyen hat
signifikante Öl-Reserven und es gibt Verunsicherung über den
Nachschub", sagte Investment-Stratege Bernard McAlinden von NCB
Stockbrokers. "Märkte mögen keine Unsicherheit."
Die Massenproteste gegen den libyschen Machthaber Muammar
Gaddafi haben Menschenrechtlern zufolge inzwischen mehr als 200
Tote gefordert.[ID:nLDE71J0QH] Eine Beruhigung ist nicht in
Sicht, im Gegenteil: Gaddafis Sohn kündigte einen Kampf bis zum
Ende an. Angesichts dieser Entwicklungen stieg der Preis für ein
Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent auf ein
Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 104,60 Dollar. Internationale
Konzerne wie BP haben inzwischen ihre Aktivitäten im Land
zurückgefahren. Die Aktien des britischen Ölkonzerns lagen 0,2
Prozent im Minus. Dagegen fiel das Minus beim italienischen Öl-
und Gaskonzern Eni mit 4,3 Prozent deutlich höher aus,
die Titel der österreichischen OMV verloren 3,25
Prozent. Beide Firmen sind relativ stark in dem
nordafrikanischen Land exponiert.
KONJUNKTUR LÄUFT WEITER MIT SCHWUNG
Am Morgen hatten neue Rekordhochs beim
Ifo-Geschäftsklimaindex und dem Einkaufsmanagerindex für das
verarbeitende Gewerbe [ID:nLDE71K0OC] noch für Schwung gesorgt
und den Dax immerhin um 0,2 Prozent auf 7441 Punkte gehievt. Das
war der höchste Stand seit drei Jahren.
"Die große Frage für den Aktienmarkt ist, wie geht es mit
der Konjunktur weiter", sagte Aktienstratege Jörg Rahn vom
Vermögensverwalter Marcard, Stein & Co. Und da sei ein weiter
steigender Ölpreis tendenziell negativ. Im Moment kämen aber
sowohl von den Makrodaten als auch von den Unternehmensbilanzen
weiter optimistische Signale. "Man kann davon ausgehen, dass bei
den Bilanzen in diesem Quartal noch sehr viel Dynamik drin ist,
nicht zuletzt stützen auch die Zahlen von Merck diese
Einschätzung."Der Darmstädter Konzern überzeugte die Anleger
vor allem mit seinem Ausblick auf die kommenden Monate. Sie
griffen zu und trieben die Aktien um 4,4 Prozent nach oben
direkt an die Dax-Spitze. Ebenfalls gut gefragt blieben die
Titel von MAN mit einem Plus von 1,5 Prozent. Der
Lkw-Hersteller hat die Veröffentlichung seiner Jahresbilanz und
auch seine Hauptversammlung nach hinten verschoben. "Das heizt
nun Fusionsspekulationen an", sagte ein Händler. Großaktionär
VW will, dass MAN mit dem schwedischen Konkurrenten
Scania zusammengeht. Zuvor muss allerdings der
endgültige Ausstieg bei der einstigen Tochter Ferrostaal
gelingen. Noch hält MAN 30 Prozent an dem
Industriedienstleister. "Die Leute hoffen, dass die Verschiebung
der Bilanzvorlage auch mit den entsprechenden Verhandlungen zu
tun haben könnte", sagte der Händler.
Unter den Verlierern fielen vor allem Aixtron im
TecDAx auf. Die Titel setzten ihre Talfahrt fort und rutschten
nochmals um 5,2 Prozent auf 29,06 Euro ab. "Hier wirkt der
Kommentar von der Citigroup nach", erklärte ein Börsianer. "Die
haben ja schließlich das Kursziel auf 20 Euro gesenkt."
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Olaf Brenner)