(neu: ProSiebenSat.1, weitere Aussagen)
Frankfurt, 23. Dez (Reuters) - Der deutsche Aktienmarkt ist
am Dienstag mit leichten Kursgewinnen auf die Weihnachtspause
zugesteuert. In einem sehr ruhigen Handel legte der Dax bis zum
Nachmittag 0,9 Prozent auf 4680 Zähler zu. "Wir sehen hier nur
noch Nachfrage von einigen privaten Kunden, die die
Abgeltungssteuer vermeiden wollen", erklärte ein Händler. Für
alle ab Januar gekauften Aktien werden 25 Prozent Steuern auf
Kursgewinne fällig, die sich mit einem Kauf noch in diesem Jahr
umgehen lassen. Börsianern zufolge betrieben zudem
institutionelle Investoren etwas Kurspflege, um die verheerende
Börsenbilanz dieses Jahres ein wenig aufzupolieren. "Da ist
angesichts der niedrigen Umsätze mit wenig Geld noch ein kleines
bisschen was aufzuhübschen", sagte ein Händler. "Viel zu retten
ist da aber nicht", sagte ein anderer. Der Dax<.GDAXI> hat seit
Jahresbeginn gut 40 Prozent verloren.
An der Dax-Spitze standen mit Postbank und
Infineon die größten Verlierer dieses Jahres. "Das ist
Kosmetik, einige Fonds sind daran interessiert, zum Jahresende
wenigsten einen einigermaßen akzeptablen Schlusskurs in den
Büchern stehen zu haben", erklärte Oliver Roth, Chefhändler bei
Close Brothers Seydler Bank, das Kursplus von neun Prozent bei
Postbank-Titeln. Im Jahresverlauf haben die Postbank-Aktien
knapp 80 Prozent an Wert verloren. Im Dax weisen nur Infineon
mit einem Minus von rund 90 Prozent eine noch schlechtere
Kursbilanz aus. Am Dienstag stiegen Infineon um fast 13 Prozent
auf 79 Cent. "Da wirkt auch noch die Rettung von Qimonda
vom Wochenende nach", sagte ein Händler.
Größter Verlierer im Dax waren die
Volkswagen-Aktien mit einem Minus von 1,8 Prozent. Mit
einem Anstieg von gut 70 Prozent sind die VW-Aktien in diesem
Jahr allerdings der einzige Gewinner im Dax.
BÖRSE FEIERT ENDE DER SPOERR-ÄRA BEI FREENET
Angetrieben von einem Kurssprung von Freenet-Aktien
gewann der Technologie-Index TecDax<.TECDAX> 2,6 Prozent. Die
Börse feierte mit einem Plus von 36 Prozent das Ende der Ära von
Eckhard Spoerr bei Freenet. Der zuletzt bei den Großaktionären
in Ungnade gefallene Freenet-Chef gibt im Januar seinen Posten
auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass United Internet in
den kommenden Monaten das DSL-Geschäft von Freenet kaufen kann,
sei gestiegen, erklärt DZ-Bank-Analyst Joeri Sels. United
Internet und Drillisch sind Großaktionäre von Freenet
und waren gegen die von Spoerr betriebene Übernahme von Debitel,
da Spoerr dadurch ihre Pläne zur Aufteilung von Freenet
durchkreuzt hatte. United Internet legten zwei Prozent zu, die
in keinem Index gelistet Drillisch-Aktien schossen 20 Prozent
nach oben.
Im MDax<.MDAXI> waren die Titel des Bezahlfernsehsenders
Premiere nach Ankündigung einer Kapitalerhöhung mit
einem Minus von zehn Prozent das Schlusslicht. "Die
Kapitalerhöhung ist kurzfristig negativ, mittel- und langfristig
sichert sie aber das Unternehmen", sagte ein Händler. "Das
bringt ein bisschen Fantasie in die TV-Branche", erklärte ein
Händler den Kursanstieg von 13 Prozent bei
ProSiebenSat.1.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Georg Merziger)