FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Euphorie am deutschen Aktienmarkt nach dem jüngsten EU-Gipfel dürfte Experten zufolge nicht lange tragen. Viele Analysten sehen den Euro noch nicht endgültig gerettet und trauen dem Dax deshalb in der kommenden Woche keine großen Kurssprünge mehr zu.
'Der beachtliche Kursanstieg seit Anfang Oktober hat bereits den Großteil positiver Nachrichten vorweggenommen', begründeten die Experten der Landesbank Berlin ihre Skepsis. Eine abschließende Lösung der europäischen Schuldenkrise dürfte noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen, weshalb die Risikoscheu der Anleger wohl erneut steigen könnte. 'Zudem unterstellen wir für die kommenden zwei Jahre ein schwaches Wirtschaftswachstum in den USA und der Eurozone.' Eine technische Gegenbewegung sollte nach Meinung der Experten daher nicht überraschen, mittelfristig gehen sie von einer Schaukelbörse um die psychologisch wichtige 6.000-Punkte-Marke aus.
HELABA: EU-GIPFEL 'KEIN BEFREIUNGSSCHLAG '
Auch die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, äußerte sich eher abwartend: 'Niemand mag von einem Befreiungsschlag sprechen, doch an den Kapitalmärkten wurden die Ergebnisse des Euro-Gipfels als solcher gefeiert', schrieb sie in einem Kommentar.Nun beginne aber die eigentliche Arbeit erst. Griechenland sei nur 'gerettet', wenn Reformen und Sparmaßnahmen couragiert fortgesetzt würden. 'Ein Schuldenschnitt, egal wie hoch, reicht nie aus, wenn nicht entsprechende wirtschaftspolitische Korrekturen erfolgen.'
Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp trat ebenfalls auf die Euphoriebremse: Einige Dax-Bullen träumten bereits von einem 1998-er-Szenario, als der Dow Jones Industrial zum Jahresende hin zugelegt hatte und dann 1999 deutlich nach oben geschnellt war. In Deutschland könnte deshalb, so die Hoffnung, im Schlepptau der Wall Street auch der deutsche Leitindex in den kommenden Monaten Gewinne verbuchen. 'Für dieses optimistische Szenario müssten sich jedoch sehr viele Trends positiv entwickeln', meinte der Fachmann. So müsste etwa der EU-Gipfel die Trendwende in der Staatsschuldenkrise bedeuten, China müsste seine Geldpolitik lockern, die US-Konjunktur müsste weiter positiv überraschen und die Politiker in den USA müssten im November eine überzeugende Lösung zum Abbau des Staatsdefizits vorlegen.
US-ARBEITSMARKTDATEN AM FREITAG
Wie es aktuell um die US-Wirtschaft bestellt ist, dürften vor allem die Arbeitsmarktdaten für den Monat Oktober zeigen, die am Freitag veröffentlicht werden. Erste Hinweise darauf liefern schon am Mittwoch die Daten des Arbeitsmarkt-Dienstleisters Automatic Data Processing, die Aufschluss über die Beschäftigung im Privatsektor geben. Ebenfalls auf Interesse stoßen dürften wohl der Chicago-Einkaufsmanagerindex am Montag sowie die ISM-Indizes für das produzierende und das nicht-verarbeitende Gewerbe am Dienstag respektive am Donnerstag.
Derweil läuft in Deutschland die Berichtssaison weiter auf Hochtouren. Am Donnerstag etwa legen mit HeidelbergCement, Metro , Adidas , BMW und Beiersdorf gleich fünf Dax-Unternehmen ihre Quartalszahlen vor. Aus der zweiten Reihe kommen unter anderen noch der Automobilzulieferer Continental und der TV-Konzern ProSiebenSat.1 hinzu.
FOKUS AUF DIE COMMERZBANK-ZAHLEN
Einen Tag zuvor, am Mittwoch, werden aus dem Dax der Nutzfahrzeug- und Motorenhersteller MAN sowie der Bad Homburger Dialyse-Spezialist Fresenius Medical Care und dessen Muttergesellschaft Fresenius ihre Bücher öffnen. Am Freitag schließt die Commerzbank den Berichtsreigen für die neue Woche ab. Mit Spannung werden dann die Anleger verfolgen, wie sich die Schuldenkrise auf das dritte Quartal ausgewirkt hat und was die in Brüssel vereinbarten Maßnahmen zur Euro-Rettung für das Geschäft von Deutschlands zweitgrößter Bank bedeuten./la/gl/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
'Der beachtliche Kursanstieg seit Anfang Oktober hat bereits den Großteil positiver Nachrichten vorweggenommen', begründeten die Experten der Landesbank Berlin ihre Skepsis. Eine abschließende Lösung der europäischen Schuldenkrise dürfte noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen, weshalb die Risikoscheu der Anleger wohl erneut steigen könnte. 'Zudem unterstellen wir für die kommenden zwei Jahre ein schwaches Wirtschaftswachstum in den USA und der Eurozone.' Eine technische Gegenbewegung sollte nach Meinung der Experten daher nicht überraschen, mittelfristig gehen sie von einer Schaukelbörse um die psychologisch wichtige 6.000-Punkte-Marke aus.
HELABA: EU-GIPFEL 'KEIN BEFREIUNGSSCHLAG '
Auch die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, äußerte sich eher abwartend: 'Niemand mag von einem Befreiungsschlag sprechen, doch an den Kapitalmärkten wurden die Ergebnisse des Euro-Gipfels als solcher gefeiert', schrieb sie in einem Kommentar.Nun beginne aber die eigentliche Arbeit erst. Griechenland sei nur 'gerettet', wenn Reformen und Sparmaßnahmen couragiert fortgesetzt würden. 'Ein Schuldenschnitt, egal wie hoch, reicht nie aus, wenn nicht entsprechende wirtschaftspolitische Korrekturen erfolgen.'
Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp trat ebenfalls auf die Euphoriebremse: Einige Dax-Bullen träumten bereits von einem 1998-er-Szenario, als der Dow Jones Industrial
US-ARBEITSMARKTDATEN AM FREITAG
Wie es aktuell um die US-Wirtschaft bestellt ist, dürften vor allem die Arbeitsmarktdaten für den Monat Oktober zeigen, die am Freitag veröffentlicht werden. Erste Hinweise darauf liefern schon am Mittwoch die Daten des Arbeitsmarkt-Dienstleisters Automatic Data Processing, die Aufschluss über die Beschäftigung im Privatsektor geben. Ebenfalls auf Interesse stoßen dürften wohl der Chicago-Einkaufsmanagerindex am Montag sowie die ISM-Indizes für das produzierende und das nicht-verarbeitende Gewerbe am Dienstag respektive am Donnerstag.
Derweil läuft in Deutschland die Berichtssaison weiter auf Hochtouren. Am Donnerstag etwa legen mit HeidelbergCement
FOKUS AUF DIE COMMERZBANK-ZAHLEN
Einen Tag zuvor, am Mittwoch, werden aus dem Dax der Nutzfahrzeug- und Motorenhersteller MAN
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---