Berlin/Hamburg (Reuters) - Die Bundesregierung will den deutsch-französischen Flugzeughersteller und Rüstungskonzern Airbus (PA:AIR) vor mehr politischen Einfluss bewahren.
"Die Aufgabenverteilung zwischen der unternehmerischen Verantwortung und den politischen Fragestellungen ist aus der Sicht der Bundesregierung klar", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Die Aktionärsstruktur funktioniere. Für die Regierung gebe es derzeit keinen Anlass, als Aktionär auf Änderungen an der Satzung oder gar an ihrer Beteiligung hinzuwirken.
Die Debatte um die Zukunft von Airbus-Chef Tom Enders versuchte Seibert im Keim zu ersticken: Die Frage stelle sich nicht, seine Amtszeit laufe noch bis 2019. Dem "Handelsblatt" zufolge schielt Enders' Stellvertreter, der Franzose Fabrice Bregier, auf seine Nachfolge.
Enders selbst sprach sich ebenfalls gegen eine verstärkte Einmischung der Politik aus. "Es gibt niemanden, der ernsthaft eine Kontrolle von Airbus durch die Regierungen wieder einführen will", sagte er bei der Übergabe des 100. Airbus A380 in Hamburg.
Das "Handelsblatt" hatte berichtet, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sei mit dem mangelnden Einfluss der Politik auf das von einer Korruptionsaffäre und internen Machtkämpfen erschütterte Unternehmen unzufrieden. Macron wolle den Verzicht auf politische Einflussnahme korrigieren, den er als Wirtschaftsberater des damaligen Präsidenten Francois Hollande 2013 selbst mitverhandelt hatte. Er habe Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrfach auf die Krise angesprochen. Macron dringe darauf, "die Zügel anzuziehen, weil Airbus dringend eine andere Unternehmensführung" brauche, hieß es in dem Bericht. Er wolle unter anderem, dass die Regierungen wieder direkt Vertreter in den Aufsichtsrat entsendeten, um die Konzernführung zu kontrollieren.
Der deutsche Staat ist im Aufsichtsrat von Airbus nicht mehr mit eigenen Vertretern präsent, hat aber zwei Mitglieder seines Vertrauens benannt. Deutschland und Frankreich halten je 11,1 Prozent an Airbus, der spanische Staat 4,2 Prozent. Die drei Länder kommen zusammen auf 26,4 Prozent und haben damit in wichtigen Fragen eine Sperrminorität.
Im Geschäft mit Verkehrsflugzeugen kann Airbus bald mit einem neuen Auftrag der arabischen Fluglinie Emirates rechnen. Verwaltungsratschef Ahmad ibn Said Al Maktum nahm am Freitag symbolisch den 100. A380 in Empfang, weitere 42 sind bereits in Auftrag gegeben. Er hoffe, auf der Luftfahrtmesse in Dubai im November weitere Exemplare des Großraumflugzeugs bestellen zu können, sagte Scheich Ahmad. Auch Airbus-Chef Enders zeigte sich zuversichtlich: "Ich bin nicht sicher, dass ich John Leahy ohne zumindest einen weiteren bedeutenden A380-Auftrag in Rente gehen lasse." Der langjährige Airbus-Verkaufschef Leahy geht Ende des Jahres in Ruhestand.
Schleppende Verkaufszahlen hatten zuletzt Zweifel an der Zukunft des A380 geweckt. Enders sagte aber, er glaube, dass der Konzern das Flugzeug auch in zehn Jahren noch bauen werde. Neue Vertriebskampagnen seien in Arbeit.