- von Maayan Lubell und Lisa Barrington
Jerusalem/Beirut (Reuters) - Die syrische Luftabwehr hat am Samstag ein israelisches Kampfflugzeug abgeschossen, das auf dem Rückweg von einem Angriff auf iranische Militäreinrichtungen in dem Land war.
Zuvor war nach israelischen Angaben eine iranische Drohne in den Luftraum Israels eingedrungen. Der Abschuss der F-16 ist die bislang schwerste Konfrontation zwischen Israel und den von Iran unterstützten Truppen in Syrien. Die Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz retten. Die Maschine hatte sich als eines von mindestens acht Flugzeugen an der Bombardierung iranischer Einrichtungen in Syriens beteiligt, von denen aus nach israelischen Angaben die Drohne gesteuert wurde.
Die israelische Regierung bewertete den Zwischenfall als gravierende Verletzung seiner staatlichen Souveränität durch den Iran. In westlichen Diplomatenkreisen wurde von einem vermutlich isolierten Vorfall gesprochen. "Ich glaube nicht, dass jemand eine weitere Eskalation will", sagte ein Insider. Auch ein Vertreter der regierungstreuen Allianz (DE:ALVG) in Syrien ging von begrenzten Folgen aus. Es sei eine Botschaft an Israel gesandt worden, sagte er. "Ich glaube nicht, dass sich daraus ein regionaler Krieg entwickeln wird." Iran kämpft in Syrien aufseiten von Machthaber Baschar al-Assad und hat sich eine immer stärkere militärische Präsenz in dem Land aufgebaut. Die Spannungen entlang der nördlichen Grenzen Israels mit Syrien und dem Libanon verschärfen sich seit Wochen.
Die iranische Drohne war nach israelischen Angaben am Samstagmorgen nahe der Stadt Bet Shean nach Israel eingedrungen. Ein Kampfhubschrauber schoss sie ab. Bei den folgenden israelischen Angriffen habe die Luftwaffe über mehrere Stunden Ziele im südwestlichen Umland von Damaskus und im Osten der Provinz Homs attackiert, erklärte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Das israelische Militär beschoss nach eigenen Angaben zwölf syrische und iranische Stellungen, darunter auch eine Luftabwehreinheit. Die syrische Armee gab an, sie habe noch weitere israelische Flugzeuge getroffen. Iran bestritt, eine Drohne nach Israel geschickt zu haben.
Mit dem Zwischenfall gerät die bisher uneingeschränkte Lufthoheit Israels in der Region in Zweifel. Die pro-iranische Hisbollah-Miliz in Libanon sprach nach dem Abschuss von einer "neuen strategischen Phase". Der ehemalige israelische Luftwaffenchef David Ivry sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es sei wohl das erste Mal, dass überhaupt eine F-16 seines Landes seit dem Einsatzbeginn in den 80er Jahren abgeschossen worden sei.
USA STELLEN SICH HINTER ISRAEL
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte am Abend nach Telefonaten mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und US-Außenminister Rex Tillerson an, sein Land werde sich gegen jede Bedrohung verteidigen. Israel wolle Frieden, werde sich aber gegen jeden Angriff verteidigen und gegen iranische Versuche vorgehen, sich dauerhaft in Syrien festzusetzen. Israel hat in den vergangenen Jahren zwar darauf geachtet, nicht in den syrischen Bürgerkrieg verwickelt zu werden, zugleich aber vielfach Luftangriffe gegen Ziele in Syrien und dem Libanon geflogen, wenn es seine "roten Linien" überschritten sah. Dazu zählen die Lieferung moderner Waffen an die Hisbollah sowie der Aufbau einer dauerhaften Militärpräsenz des Iran in Syrien nahe der israelischen Grenze.
Das US-Verteidigungsministerium unterstützte die israelischen Angriffe. Das Land habe jedes Recht, sich gegen Bedrohungen zu verteidigen. Von der internationalen Gemeinschaft verlangten die USA eine größere Geschlossenheit, um die iranischen Aktivitäten in der Region einzudämmen. Russland äußerte sich "ernsthaft besorgt" über die Entwicklung und rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Die Souveränität und die territoriale Integrität aller Länder der Region müsse respektiert werden, forderte das Außenministerium in Moskau.