Gaza/Sderot (Reuters) - Nach dem schwersten Beschuss Israels aus dem Gaza-Streifen seit Wochen und massiven Vergeltungsschlägen der israelischen Armee bemühen sich Vermittler, eine weitere Eskalation zu verhindern.
Der Nahost-Gesandte der Vereinten Nationen (UN), Nickolay Mladenov, zeigte sich "zutiefst alarmiert" über die neuerliche Eskalation und insbesondere über die zahlreichen Raketenangriffe auf Städte in Südisrael. Gemeinsam mit Ägypten versuchten die UN in einer "beispiellosen Anstrengung", einen ernsthaften Konflikt noch abzuwenden, erklärte er in der Nacht zum Donnerstag. Die Lage könne aber jederzeit außer Kontrolle geraten, warnte er.
Viele Gemeinden und Dörfer in Südisrael liegen seit Mittwoch unter Beschuss mit Mörsern und Granaten aus dem Gaza-Streifen. In vielen Ortschaften ertönen die Alarmsirenen beinahe pausenlos. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden von Mittwochabend bis zum Donnerstagvormittag rund 180 Raketen auf Israel abgefeuert. Die israelische Luftwaffe reagierte mit zahlreichen Vergeltungsangriffen auf Einrichtungen der im Gaza-Streifen seit mehr als einem Jahrzehnt herrschenden Hamas. Armeeangaben zufolge wurden mehr als 150 "Terrorziele" in dem von Israel und Ägypten weitgehend abgeriegelten Küstenstreifen angegriffen. Palästinensischen Angaben zufolge starben dabei drei Menschen - eine schwangere Frau, ihr Kleinkind und ein Hamas-Mitglied. Auf israelischer Seite wurden mindestens sieben Menschen verletzt.
HAMAS - VON UNSERER SEITE IST ESKALATION BEENDET
Ein Hamas-Kommandeur erklärte die jüngste Angriffswelle am Donnerstag für beendet. Die israelische Armee wollte dies zunächst nicht bewerten. Sie verurteilte die Angriffe aus Gaza als "bedeutsame" Verschärfung des seit langem schwelenden Konflikts. Die im Gaza-Streifen herrschende Hamas werde in den kommenden Stunden verstehen, "dass dies keine Richtung ist, in die sie gehen möchte", erklärte ein ranghoher Armeeangehöriger am Morgen über Twitter.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wollte am Mittag mit seinen engsten Beratern und der Armeeführung das weitere Vorgehen besprechen. Die Spannungen entlang der Gaza-Grenze nehmen seit Wochen zu. Ranghohe israelische Armeevertreter haben erklärt, man befinde sich kurz vor einer neuen "Gaza-Operation". Zuletzt hatte es 2014 einen Krieg um Gaza gegeben. Neben dem Beschuss Israels mit Raketen sorgen auch mit Benzin getränkte und in Brand gesetzte Drachen für eine Erhöhung der Spannungen. Die von Palästinensern nach Israel geschickten Brand-Drachen haben bereits große Flächen im israelischen Grenzgebiet verwüstet und massive Schäden an Ernte und Natur verursacht.